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Zeittöne Sommer 2022 - Stiftung Liebenau

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Zaubermärchen Pseudonym

Zaubermärchen Pseudonym ausgedacht, damit sich mein Mann und die Kinder nicht schämen müssten, wenn das Buch floppt. Ich wollte unter dem skurrilen Namen Charlotte Katzenmeier veröffentlichen. Der Diogenes Verlag hielt das aber für Unsinn und riet mir, lieber meinen Mädchennamen zu verwenden. Eigentlich heiße ich ja seit meiner Heirat Ingrid Gullatz. Bis heute empfinde ich es wie ein Zaubermärchen: Ich habe eine Idee, will sie schnell mal in fünf Minuten notieren, dann schaue ich auf die Uhr und sehe, dass zwei Stunden vergangen sind. Ich versinke im Schreiben, gerate richtig in Fahrt. Das empfinde ich als großes Glück. Ist es nicht auch richtig Arbeit? IN: Das ist es natürlich auch. Aber dreht man den sehr deutschen Satz »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen« einmal um – das hat mir eine Freundin empfohlen – dann wird ein Schuh draus. Mir macht es Spaß, in einen anderen Menschen zu schlüpfen, mich in eine andere Welt zu phantasieren, in ein anderes Milieu. Das wird dann sehr plastisch und lebendig. Ich erinnere mich, dass ich schon als Kind Geschichten erfunden habe, durch die ich in eine andere Realität abtauchen konnte. So gab es eine Weile meine große Schwester Eli. In Wirklichkeit hatte ich zwei kleine Schwestern und einen großen Bruder. Aber mit Eli konnte ich meinen Wunsch nach einer großen Schwester ausleben. Manchmal sehr zur Verwunderung der Erwachsenen, die das nicht so richtig verstehen konnten. Ein bisschen ist das heute noch so. Ich schreibe lustvoll über alles, was meinen Heldinnen passieren könnte. Dann erst kommt die Arbeit: Jedes neue Kapitel eines entstehenden Buches muss ich dann sehr genau überprüfen und verbessern, und schließlich hat auch die Lektorin ein gewichtiges Wort mitzureden. Aber das kommt eben erst nach dem Vergnügen. Bald erscheint mein 17. Kriminalroman und ein Büchlein mit autobiografischen Geschichten. Ich bin also derzeit im Arbeitsmodus. Aber Ideen für das kommende Vergnügen habe ich natürlich auch schon. Ingrid Noll … … wurde 1935 in Shanghai geboren. Mit ihrer Familie kehrte sie 1949 als 14-jähriger Teenager nach Deutschland zurück. Eine Schule kannte sie bis dahin nicht. Die Eltern mussten die Kinder selbst unterrichten. Und so gestaltete sich die erste Zeit auf dem Gymnasium schwierig. »Eine Niete war ich aber nicht! Meine Aufsätze haben die Lehrer bewogen, mich für nicht dumm zu halten.« Nach dem Abitur studierte sie Germanistik und Kunstgeschichte und heiratete den Arzt Peter Gullatz. Drei Kinder, die Mitarbeit in der Praxis ihres Mannes, Freundschaften, das Engagement im Chor und in Ehrenämtern prägten ihr vielseitiges Leben. Beim Auszug der Kinder kam sie mit Anfang 50 zum ersten Mal in ihrem Leben in den Genuss eines eigenen Zimmers mit Schreibtisch und begann mit dem Schreiben. Ingrid Noll ist eine der bekanntesten Kriminalschriftstellerinnen in Deutschland. 10 zeittöne Zaubermärchen zeittöne Zaubermärchen 11

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