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WIR mittendrin - 2/2024

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8 2 | 2024FRÜHGEBURTUngeduld schon im MutterleibFrühgeburt ist ein ernstesThema, bei dem es um Lebenund Tod des Kindes geht. KleineKrieger kämpfen sich insLeben, aber nicht alle schaffenden großen Schritt. Bei den Elternherrscht Ungewissheitund dann ist da dieser Gedanke,dass man sein Kind vielleichtgehen lassen muss.Auch bei mir war es nicht sicher,wohin der Weg führt.Ich bin zehn Wochen zu früh geborenund wog 1660 Gramm,war sechs Wochen im Brutkasten,wurde künstlich ernährt,bekam Bluttransfusionen, hattekurz nach der Geburt eine Hirnblutungund war insgesamtzwölf Wochen im Krankenhaus.Ich hatte also zu wenig Geduldund konnte es nicht erwarten,das Licht dieser Welt zu erblicken.Den schweren Start insLeben habe ich trotzdem geschafft.Aber nicht jede Frühgeburtverläuft so wie bei mir. DieÜberlebenschance lag Mitte derEine zu frühe Geburt ist bis heute eine große Gefahr für Neugeborene.1990er-Jahre bei 20 bis 30 Prozent.Es gehört daher auch Abschiednehmen dazu.Heutzutage liegt die Überlebenschancevon Frühchen bei60 Prozent mit einem Geburtsaltervon 24 Schwangerschaftswochenund 90 Prozent bei einemGeburtsalter von 28Schwangerschaftswochen. InDeutschland kommen jedesJahr circa 60 000 Kinder vor dervollendeten 37. Schwangerschaftswochezur Welt. Damitist jedes elfte Neugeborene einFrühchen.Schön ist, wenn die Frühchenselbst atmen können, nichtmehr künstlich ernährt werdenmüssen, keine Transfusionenbrauchen und keine Infektionbekommen. Es ist daher wichtig,dass sich die Ärzte auf derNeonatologie bis zum Ellbogendesinfizieren, bevor sie mit denkleinen Kämpfern Körperkontaktaufnehmen. Jeder solltesich im Klaren sein, dass Lebenkeine Selbstverständlichkeit istund Frühchen einen Kampf gewinnenmüssen, bis ihnen dieTür ins Leben geöffnet wird.Ich habe aufgrund meiner Frühgeburteine halbseitige Lähmunglinks und eine Hirnlähmungrechts. Aufgrund derHirnblutung (4. Grades), bildetesich das Gewebe zurück. MeineEltern kamen jeden Tag zu mirins Krankenhaus. Allerdingsbrachten sie auch Sorgen mit,ob ich den großen Schritt insLeben schaffe. Doch schließlichbekam ich nicht umsonst denNamen des Königs David.Text: David Blum, arbeitet imHolzhof der Stiftung LiebenauFoto: hin255 – stock.adobe.comFRÜHGEBURTGroße Sorgen um das eigene zu früh geborene KindFrühgeburten sind für Elternmit großen Ängsten und Sorgenverbunden. David Blums(s. oben) Vater erinnert sich.Ich weiß heute noch, wie ich dievöllig überraschende Nachrichtvon der viel zu frühen Geburtvon David erfuhr. Beim Besuchim Krankenhaus wurde dannklar, dass nicht die frühe Geburt,sondern die dadurch verursachteGehirnblutung dasgrößte Problem war. Davidkämpfte lange Zeit um sein Leben.Das erste Röntgenbild vonseinem Kopf war für mich einechter Schock, weil auch für einenLaien erkennbar war, dassgrößere Schäden vorhandenwaren. Die daraus entstehendenFolgen waren nur sehr schwerVater und Sohn bei so manch gemeinsamer „Challenge“: David Blum (rechtsauf dem Rad) und sein Vater haben immer Spaß im Gepäck.oder überhaupt nicht absehbar.Relativ klar war aber, dass dieserBefund nicht völlig ohneAuswirkung bleiben würde. Ichhabe dem Arzt natürlich öftersdie Frage nach diesen gestellt,aber immer dieselbe Auskunfterhalten: Man kann es nichtvorhersehen. Die Möglichkeitein schwer behindertes Kind zuhaben, hat mich doch sehr belastet.Umso mehr haben wiruns über die Fortschritte gefreut,die David mit der Zeit gemachthat. Für die Mehrheit derEltern ist es selbstverständlich,dass ihr Kind reden, sehen, lesenund rechnen lernt. Bei Davidwar das alles nicht sicherund umso größer war die Freudeimmer, als er diese Fähigkeiten– wenn auch verspätet undnicht vollumfänglich – erlangthat. Trotz einiger Einschränkungenhaben wir mit David immerviel unternommen und er bereichertunser Leben sehr.Text: Friedrich BlumFoto: privat

2 | 2024 9INKLUSION„Inkluencer*innen“ auf Tour!Das Netzwerk INIOS steht fürInklusion in Oberschwaben.Mit Kooperationspartnern wieGeWin, Arkade, IWO, capitoBodensee und der OWB wurdeeine motivierte Gruppe von„Inkluencer*innen“ aufgebaut.Als inklusive Gruppe von Menschenmit und ohne Behinderungenführen sie Workshopszur Sensibilisierung der Öffentlichkeitdurch. Silke Schefold,Netzwerkmanagerin IN-IOS, beantwortet AnneOschwald Fragen für die „wirmittendrin“.Frau Schefold, um welche Artvon Workshops handelt es sichdabei?In unseren Workshops geht esimmer um Menschen mit Behinderungen,Barrierefreiheitund Inklusion. Die meisten Referierendensind selbst mobilitätseingeschränkt,blind oderhaben eine Sprach- oder Hörbehinderung.Andere eine psychischeErkrankung oder Lernschwierigkeiten.Alle sindMit Langstock und Augenbinde erfahren die Mitarbeitenden des BauernhausmuseumsWolfegg wie es ist, blind zu sein und wie man sich in seinerUmwelt zurechtfinden kann.Fachleute in eigener Sache. Wirsind inzwischen über 30 Personenund bekommen sehr positiveund motivierende Rückmeldungenvon unserenTeilnehmenden.Wer fragt die Workshops an?Unsere Gruppe bietet maßgeschneiderteEinsätze an. MancheWorkshops finden in Schulen,Organisationen oderVerwaltungen statt, andere inMuseen oder Unternehmen, jenach Wunsch, halbtags oderganztags. Im Angebot gibt esauch Sensibilisierungseinsätzeals offene Veranstaltungen fürdie Öffentlichkeit wie zum Beispielbei der Landesgartenschau2024 in Wangen.Wie laufen die Workshops ab?In unseren Workshops geht esneben kurzen Theorieeinheitenvor allem um Selbsterfahrungmit dem Thema Behinderungenund um den direkten Austauschmit den Referierenden. So werdenBarrieren im Kopf effektivaufgelöst und Berührungsängsteabgebaut.Was bringen die Workshopsden „Inkluencer*innen“?Menschen mit Behinderungenstehen bei den Veranstaltungenals Expertinnen und Expertenim Mittelpunkt und sind nicht,wie so oft „außen vor“. Sie spürenSelbstwirksamkeit undmerken, wie sie durch ihrenEinsatz positive Veränderungensowohl bei den Teilnehmendenwie auch in der Gesellschaft bewirkenkönnen.Workshops der „Inkluencer*innen“kann man buchen bei:Silke SchefoldNetzwerkmanagementINIOS, OWBTelefon: 0751 36338 522silke.schefold@owb.dewww.inios-rv.deFoto: Vanessa Goth, capitoBodenseeFREIZEITGemeinsame Musik mit viel Spaß und ohne GrenzenGemeinsam singen und lachen:Der geteilte Spaß an der Musikverbindet die Singenden desInklusionschors der LebenshilfeRavensburg.Musikalisch kennen wir keineGrenzen. In unserem Chor singenwir ein breit gefächertes Repertoirevon Volksliedern wie „AlleVögel sind schon da“ über Popwie „99 Luftballons“ von Nena bishin zu Punkrock von den TotenHosen. Der Chor ist bunt gemischtmit Teilnehmenden mitund ohne sängerische Vorerfahrungen,mit und ohne Behinderungenund Jung und Alt. Wirproben im zweiwöchigen Rhythmusmontags bei der LebenshilfeRavensburg.Die Ehrenamtliche RamonaBoussemart hatte die Idee für einenInklusionschor schon eineWeile. Im April 2024 hat sie ihn inZusammenarbeit mit AndreasHöftmann, ehemaliger Musikdozentder Pädagogischen Hochschule(PH) Weingarten, ins Lebengerufen. Mit Musikstudierendender PH Weingarten hat siePremieredes Chorsbeim JubiläumderLebenshilfeRavensburg.ideale Partner für die Umsetzunggefunden. So übernehmen mitLea Baier, Sarah Gaus und LenaHeggemann drei Studentinnendie musikalische Leitung. RamonaBoussemart gehört als sonderpädagogischeFachkraftebenfalls zum Leitungsteam,sorgt für ein reibungsloses Miteinanderund arbeitet eng mit dermusikalischen Leitung zusammen.Der Chor ist inzwischen auffast 20 Personen angewachsen:Teilnehmende der Lebenshilfe,Beschäftigte aus der Behindertenwerkstatt,Personen aus demUmfeld der Lebenshilfe.Die Teilnehmenden blühen beimSingen auf und wachsen immermehr zusammen. Jedes einzelneMitglied bereichert den Chor aufseine Art und Weise. Am Ende jederChorstunde steht die Liederwunschrunde.Unbekannte Liederund bekannte Lieblingslieder bereicherndann das gemeinsamegenussvolle Singen.Text: Anna Engelberg,Lebenshilfe RavensburgFoto: Made Höld