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WIR mittendrin - 2/2020

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10 2 | 2020 KREATIVITÄT Gece = Nacht Dunkel heißt karanlik Hell heißt parlak Bunt heißt renkli Dunkel ist mein Lieblingswort Dunkel sind meine Haare Dunkel ist die Nacht Nacht heißt gece Sternenfunkeln. Furunkel. Brücke zwischen den Kulturen Nevin Aslan (45), ist geboren und aufgewachsen in Ravensburg. Sie lebt seit 2007 in der Lebensgemeinschaft der Arche Ravensburg. Ihre Familie stammt aus dem Osten der Türkei. Nevin versteht arabisch und türkisch und kann in beiden Sprachen antworten. Beim Literaturwettbewerb des Vereins „Die Wortfinder“ ist Nevin dieses Jahr mit ihrem Gedicht prämiert worden. Mehr als 500 Autoren und Autorinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben teilgenommen. Es gab mehr als 1000 Beiträge zum diesjährigen Thema „Licht und Schatten, Hell und Dunkel“. Die ausgezeichneten Gedichte werden im literarischen Wandkalender 2021 und auf einer Audio-CD der Wortfinder veröffentlicht. Das Gedicht wurde von Nevin zweisprachig geschrieben. Es verknüpft anschaulich ihre zwei Lebenswelten: ihren Lebensmittelpunkt und ihre türkische Herkunft. Text und Foto: Jeannine Delia, Öffentlichkeitsarbeit Arche Ravensburg GESELLSCHAFT Früher Munitionslager, heute Urlaubspark Zivilcourage verhindert Katastrophe für ganzen Landstrich. Ab September 1939, direkt nach Kriegsbeginn, wurde mit dem Bau der Heeresmunitionsanstalt – kurz Muna – im Urlauer Tann in der Nähe von Leutkirch im Allgäu begonnen. Die Baumaßnahmen setzten sich den ganzen Zweiten Weltkrieg hindurch fort. Dabei wurde die Grö- Die Geschichte der Muna, von Kommandant Zöller (rechts) und Pfarrer Willburger zeigt eine Daueraustellung im Museum im Bock in Leutkirch. ße der Muna schon am Anfang festgelegt und etwa 80 Grundstückseigentümer mussten ihre Flächen um einen billigen Preis verkaufen. Zunächst wurde Munition gefertigt. Die Ausgangsstoffe, zum Beispiel Patronenhülsen, Artilleriemunition, Sprengstoffe, Kartuschen wurden mit der Bahn angeliefert und in diesem Lager zu fertiger Munition zusammengebaut. Dafür waren 1942 800 Personen vom deutschen Militär, 200 Mädchen vom Kriegshilfsdienst und 800 russische und französische Kriegsgefangene beschäftigt. Ab 1943, nach der Kriegswende von Stalingrad und der Landung der Alliierten in Nordafrika, wurden auch Kampfstoffe, das heißt Giftgasmunition eingelagert: Gegen Kriegsende im März 1945 waren dort etwa 20 000 Tonnen herkömmliche Munition wie Granaten und 20 000 Tonnen Giftgas. Genau zu dieser Zeit wurde Günther Zöller Kommandant der Muna. Gleichzeitig erging von Hitler der Nero-Befehl, also die Taktik der verbrannten Erde. Das bedeutete: Die Muna sollte gesprengt werden. Das wäre wegen der gelagerten Kampfstoffe eine große Katastrophe für Mensch und Natur gewesen. Zöller hat diese Gefahr erkannt und wollte dies verhindern. Mit dem Dekan und Pfarrer August Willburger aus Urlau hat er einen Gleichgesinnten gefunden. Das NS-Regime, allen voran Gauleiter Wilhelm Murr, drängte Zöller immer wieder zur Sprengung. Durch Hinhaltetaktiken und Terminverschiebungen zögerte er die Sprengungen immer wieder hinaus. Dann, am Samstag, den 28. April 1945, konnte die Muna unbeschadet an die französischen Alliierten übergeben werden. Damit war Zöller außer Gefahr. Er schloss sich den Alliierten an und beteiligte sich an der Verfrachtung der Kampfstoffe zur Versenkung in die Nord- und Ostsee. Diese Stoffe gefährden bis heute die dortigen Fischbestände. Die herkömmliche Munition wurde durch Sprengung vernichtet. Bis 1960 war der Urlauer Tann Sperrgebiet. Von 1961 bis 2007 hatte die Bundeswehr dort ein Munitionsdepot betrieben. Nach Abzug der Bundeswehr war kurzfristig ein Sägewerk geplant. Die Finanzkrise zerschlug diese Idee und ab 2009 plante Center Parcs einen Ferienpark. Vor dessen Bau wurden die letzten Altlastbestände beseitigt. Im März 2019 war die Anlage fertig und voll funktionsfähig. So wandelten sich im übertragenen Sinne die Schwerter zu Pflugscharen. Ob aber mit dem Freizeitkonsum dem gegenwärtigen und zukünftigen Wohl der Menschheit auf Dauer gedient ist, sei dahingestellt. Text/Fotos: Heribert Danner, arbeitet in einer Bäckerei und wird von den Ambulanten Diensten der Stiftung Liebenau begleitet. Er interessiert sich für Umwelt- und historische Themen. Für den Beitrag traf er sich mit Matthias Hufschmid, Mitglied im Vorstand des Museums im Bock, Leutkirch.

2 | 2020 11 GESELLSCHAFT Corona und wir mittendrin „ Der Mensch nimmt Informationen größtenteils mit den Augen auf – Hierauf wurde auch in Zeiten von Corona gesetzt: Überall ausgehängte Warnhinweise, Markierungen, Absperrungen. Doch was ist mit denen, die schlecht oder gar nicht sehen? Wie soll ich als sehbehinderte Person bei einem Mindestabstand von 1,5 Meter eine andere Person um Hilfe bitten, wenn ich mich nicht zurechtfinde, die Warnhinweise und Markierungen nicht (richtig) sehen kann? Es ist verwirrend und anstrengend. Evelyn Sowa, Sozialarbeiterin Panik habe ich keine, bin aber vorsichtig. Ich respektiere die Regeln und halte sie ein: Man muss sich schützen, damit man andere schützt. Irmgard Sailer, ehemalige Mitarbeiterin, Stiftung Liebenau Die Aufrechterhaltung der Produktion durch Fachkräfte während der WfbM- Schließzeit war eine Herausforderung und gleichzeitig ein spannender Rollenwechsel: So viele unterschiedliche Arbeitsschritte, Qualitätsanforderungen und die Menge an abzuarbeiteten Aufträgen… Durch diese Situation ist der Respekt im Team gegenüber dem Leistungsvermögen unserer Beschäftigten deutlich gewachsen. Matthias Grupp, Leiter WfbM Markdorf/ Ravensburg, Liebenauer Arbeitswelten Beim Lernen kann man aber nicht richtig verstehen. Beim Lesen ist die Maske unangenehm, weil die Brille von der Atmung anläuft. C. I., Klientin der Diakonie Pfingstweid Die Maske stört bei der Kommunikation mit den Klienten durch die nicht sichtbare Mimik, dies macht es schwieriger, die Gefühlslage einzuschätzen. Darüber hinaus gibt es ein Problem insbesondere für gehörlose Menschen, denen das Lippenlesen durch die Maske gar nicht möglich ist. Falko Stephan, Mitarbeiter Ambulante Hilfen, Diakonie Pfingstweid Ich singe leidenschaftlich gerne, weil ich merke, dass es mir einfach guttut. Überaus gerne singe ich mit anderen zusammen, weil ich die Vielstimmigkeit besonders bereichernd finde. Jede Stimme hat ihren Platz und trägt zu einem Ganzen bei, dass ich alleine nicht herzustellen vermag. Singen verstärkt meine Freude und lässt meine Traurigkeiten für eine Weile vergehen. Ich vermisse in dieser „chorlosen“ Zeit die Gemeinschaft, den gemeinsamen Klang, das projektorientierte Üben und die heilende Wirkung des Gesanges sehr. Sabine Steinbeck, Religionslehrerin Arbeitsformen wie Homeoffice oder digitale Besprechungsarten wurden zwar bei uns schon seit längerem benutzt, aber durch die Corona-Pandemie zum Alltag. Da ich viele elektronische Entwicklungstests im Labor durchführen muss, war ich oft fast der einzige vor Ort. Da wurde mir nochmal stärker bewusst, dass der persönliche Kontakt zu den Kollegen nicht nur aus sozialen Aspekten wichtig ist, sondern dass bei diesen Flurgesprächen oft wichtige geschäftliche Ideen ausgetauscht werden. Immerhin hatte ich mit dem Autoverkehr und der Parkplatzsuche keine Probleme, da sich die Lage hier durch das viele Homeoffice extrem entspannte. Richard Strauß, Ingenieur für Elektrotechnik bei der ZF Friedrichshafen Wir haben uns bei der Arbeit in zwei Schichten eingeteilt, um genügend Abstand zu wahren. Deshalb arbeite ich seit Monaten an drei Tagen die Woche von zu Hause aus. Viele Dinge erledige ich jetzt per E-Mail oder Telefon. Persönlicher Kontakt findet wenig statt und nur mit Maske, Abstand und Trennwand – ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert! Johanna Stephan, Projektkoordination Modellprojekt-BTHG, Sozialamt, Landratsamt Bodenseekreis „

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