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WIR mittendrin - 1/2023

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10 1 | 2023 REISEN Gute Reise in die Wachau Ihre Fahrt in die Wachau mit dem Verein „Möwe – Freizeitgestaltung für Menschen mit Behinderung“ war für Ingrun Mathauer, die im Fachzentrum Rosenharz der Stiftung Liebenau lebt, eine gute Reise. BEZIEHUNG Getroffen und verliebt Christian Duelli hat eine Freundin gefunden. Ihr Name ist Miriam W. Sie wollen viel miteinander unternehmen. Ich habe jemanden kennengelernt. Eine Frau. Es war Samstag, der 26. November 2022. Es hat sofort gefunkt zwischen uns. Sie ist 33 Jahre und kommt aus dem Landkreis Lindau. Sie hat außer den Eltern auch noch Geschwister. An diesem Tag hatte sie Schmetterlinge im Bauch und ich war sehr aufgeregt. Ich bin ganz frisch verliebt in sie. Ich möchte mit ihr mal in eine Disco gehen und was unternehmen. Beim großen Fasnetsball in Rosenharz hat sie mich mit Karaoke überrascht. Wenn ich Geburtstag habe, dann lade ich sie zum Frühstück ein zu mir. Nachmittags gibt es dann Kaffee und Kuchen und abends lade ich sie zum Essen ein. Wir haben Paarbegleiter, die uns unterstützen. Ich möchte bei Miriam übernachten und sie bei mir. Ich möchte mit ihr Reisen machen. Mit dem Flix-Bus zum Beispiel nach Hamburg oder eine Zugreise nach Berlin, Frankfurt am Main, Dortmund oder Köln. Oder nach Österreich, in die Schweiz, nach Dänemark, Holland, Norwegen oder Schweden. Unseren ersten gemeinsamen Urlaub werden wir auf Malle verbringen. Der Kaisergang vom Stift Melk misst 200 Meter. Dort hängen Bilder von Maria Theresia und ihrem Gatten Stefan. Sie waren oft zu Besuch im Stift. Hier leben seit 1089 Mönche. Das Stift hat ein eigenes Gymnasium. Stift Melk war ein spannender Programmpunkt bei der Reise in die Wachau. Danach waren wir in Krems, eine alte Stadt an der Donau. Kurios: Das Wappen ist auch auf Kanaldeckeln zu sehen. Eine Kirche wird hier irrtümlich als Dom bezeichnet. Aber Krems ist kein Bischofssitz. Im Bundesland Salzburg wurde richtiger Marmor dafür abgebaut. Am Nachmittag besuchten wir eine Familie, die Aprikosen und Wein anbaut. Die Wachauer Marille ist durch die EU geschützt. Klar, wir konnten Marmelade, Nektar und einen oberleckeren Marillenkuchen probieren. Es waren schöne Tage. Ich konnte gute Leute kennenlernen. Wir waren 20 Personen. Es war für mich die erste Reise seit vielen Jahren. Ich hatte gemerkt: Die Möwe lässt mich nicht in der Luft hängen. Foto: AdobeStock TECHNIK Mein Tag im Zeppelin Museum Von meiner Terrasse sehe ich oft den Zeppelin am Himmel. Das finde ich cool. Mit meinem Betreuer Martin Schmidtke besuchte ich deshalb das Zeppelin Museum Friedrichshafen. Besonders interessant fand ich den Zeppelin mit dem Namen Luftschiff LZ 129 Hindenburg oder einfach „Die Hindenburg“. Sie war 245 Meter lang. Die Zeppeline von heute sind nur 75 Meter lang. Toll finde ich, dass man im Zeppelin Museum sehen kann, wie es im Inneren der Mario Miltz vor dem Modell der Hindenburg im Zeppelin Museum. Hindenburg aussah. Es gab zwei Etagen für Passagiere, sie sahen aus wie in einem Schiff. Es gab einen Speisesaal, eine richtige Küche, ein Lesezimmer und kleine Schlafzimmer. Am Ende haben wir uns einen Film angesehen, dafür haben wir coole 3D-Brillen bekommen. In dem Film konnte man sehen, wie die Hindenburg am 6. Mai 1937 bei der Landung in Lakehurst gebrannt hat und abgestürzt ist. Es waren 97 Menschen an Bord – Passagiere und Besatzung. Das fand ich sehr traurig. Gerne hätte ich die Hindenburg in echt gesehen. Ich konnte viel lernen und die Mitarbeiter im Museum waren sehr nett zu mir. Sie haben mir alle meine Fragen beantwortet und mir viel gezeigt. Da ich jetzt viel über Zeppeline weiß, ist es ein großer Wunsch von mir, mit einem Zeppelin über den Bodensee zu fahren. Text: Mario Miltz, wird von der Stiftung Liebenau begleitet. Foto: Martin Schmidtke

1 | 2023 11 ARBEIT Mein Leben bei Ravensburger Christina Groß lebt seit 2010 in Ravensburg. Hier zu leben, gefällt ihr, auf ihre Arbeit bei einem Weltunternehmen vor Ort ist sie stolz. Für ihren Bericht unterstützte sie Wolfgang Ehmann, Leiter der Außenarbeitsgruppe der Stiftung Liebenau bei der Firma Ravensburger. Ich wohne seit 13 Jahren in einer Wohngemeinschaft mitten in Ravensburg. Das ist schön. Von unserer Wohnung sieht man die Veitsburg, den Mehlsack und die Berge. Meine Hobbys sind Stadtbummel, Shopping, Essen und Ausgehen. Am Freitag gehe ich zum Sport. Morgens fahre ich mit dem Christina Groß ist stolz auf ihren Arbeitsplatz bei Ravensburger. öffentlichen Bus zur Arbeit. Seit ausweis. Den haben hier alle. elf Jahren arbeite ich bei der Ich war die erste aus unserer Firma Ravensburger. Ich habe Wohngemeinschaft, die hier ge- einen Ravensburger Firmenarbeitet hat. Mir hat es gleich gefallen und es hat alles gleich gut geklappt. Jetzt sind wir zu dritt aus unserer WG. In der Gruppe sind wir insgesamt 18. Bei der Arbeit packen wir Spiele ein und Puzzle-Conserver. Wir falten auch Schachteln für das riesige Disney-Puzzle. Das Mittagessen bei der Firma Ravensburger wird jeden Tag frisch gekocht und schmeckt sehr lecker. Ich habe auch neue Freunde in der Firma kennengelernt. Alle in der Firma sind sehr höflich zu mir. Unsere Arbeitsgruppe gehört zur Stiftung Liebenau. Aber wir arbeiten immer außerhalb. Ja, natürlich ist mir das wichtig. Foto: Wolfgang Ehmann TAGESBETREUUNG INTERNATIONAL Die Freude ist mit eingezogen In einem Vorort von Kathmandu befindet sich das Lubhoo Disabled Children Home: Anfang vergangenen Jahres hat die Tageseinrichtung für Menschen mit Behinderungen der Nepalhilfe Beilngries den Betrieb aufgenommen. Sie ist in Nepal vermutich einzigartig. Schon im Hof der Tageseinrich- Krishna Ghimire im Unterricht. tung sind tiefe Trommelschläge zu hören. Im gleichmäßigen ihre Arbeit ehrenamtlich. Die Rhythmus „one, two, three, Einschränkungen der Betreuten four… right hand, left hand…“ reichen von Autismus, Down- gibt eine Frauenstimme Anleitung. Es wird zwischendurch Mehrfachbehinderungen. untermalt von Lachen und Ki- Morgens nach der Begrüßung chern. 20 Menschen mit Ein- sprechen alle gemeinsam ein schränkungen sind heute vor Gebet. Dann steht die tägliche Ort. Insgesamt 33 Kinder, Ju- Vorstellungsrunde auf dem Progendliche und Erwachsene, die gramm. Die zierliche Ganga, 35 bei ihren Familien leben, kön- Jahre, strahlt verschmitzt und nen teilnehmen. Sie sind zwi- sprüht vor Temperament. Wie schen fünf und 45 Jahre alt. Be- die meisten Anwesenden ist sie treut und begleitet werden sie mit großer Aufmerksamkeit bei von derzeit sechs Mitarbeiterin- der Sache. nen. Bis auf eine von ihnen ha- Während der Aktivitäten am ben alle selbst Angehörige mit Vormittag bereitet die Köchin Handicap dabei und machen das nepalesische National- Syndrom, Lähmungen bis hin zu Leiterin Prabha Neupane. gericht Dal Bhat zu. Das Mittagessen wechselt täglich: Mal gibt es Nudeln, Momo oder Curry, zwischendurch frisches Obst. Die Aktivitäten folgen einem geregelten Plan: Donnerstag etwa ist Sport- und Spieletag. Dann werden Tischtennis, Badminton, Hand-, Volley- oder Softball aber auch Sackhüpfen oder Verstecken großgeschrieben. Der Freitag steht ganz im Zeichen von Musik. Die fachlichen Kenntnisse zur Programmgestaltung und dem Umgang mit den Betreuten haben sich die Mitarbeiterinnen in Workshops angeeignet. Ebenso das Wissen zu Therapien wie Sprach- und Physiotherapie. Ein junger Mann mit Down-Syndrom hat erst in der Tageseinrichtung zu sprechen begonnen, erzählt die 46-jährige Leiterin Prabha Neupane nicht ohne Stolz beispielhaft von den Erfolgen, die sie und ihr Team mit der Förderung schon erzielt haben. Das geräumige Gebäude hat 13 Räume, dazu gehören unter anderem Küche, Bad, Therapieräume, Büro und Multimediaraum. Dass die Tageseinrichtung nahezu einmalig in Katmandu ist, zeigen auch die langen Wege, die etliche auf sich nehmen. Anderthalb Stunden zu Fuß und pro Weg sind keine Seltenheit. Können Angehörige die benötigte Begleitung nicht mehr leisten, etwa aus Altersgründen, schwinden die Chancen der Teilnehmenden, an den Angeboten in der Einrichtung teilhaben zu können, schildert Prabha Neupane. Text/Fotos: Anne Oschwald

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