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Technik in der Pflege

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Ethikkomitee

Ethikkomitee der Stiftung Liebenau Der Einsatz von Technik in der Pflege Hinführung Beim Begriff „Technik“ denken wir meist an Innovationen, die verstärkt seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in unsere Lebenswelt Einzug gehalten haben, etwa den Computer, das Internet oder die Mikroelektronik. Doch ist der Begriff sehr viel weiter und lässt sich bis in die Anfänge der Menschheitsgeschichte zurückverfolgen: Auch der Faustkeil oder der Hirtenstab gehörten schon zum technischen Instrumentarium, mit dem der Mensch sich die Erde unterwarf (vgl. Gen 1, 28). Während im 19. Jahrhundert technische Erfindungen vor allem die industrielle Produktion bestimmten, erleben wir gegenwärtig in fast allen Lebensbereichen eine immense Ausweitung technischer Verfahren und Instrumente. Auch die Pflege alter oder hilfebedürftiger Menschen, die lange unter dem Vorzeichen privaten Handelns stand, greift in immer stärkerem Maße auf die Technik zurück. Zur technischen Ausstattung unserer Häuser der Pflege gehören wie selbstverständlich der Notruf-Klingelknopf oder der Lifter an der Badewanne. Unter Fachleuten diskutiert wird aktuell z. B. der Einsatz von GPS-Systemen und Pflegerobotern. Derartige technische Möglichkeiten haben eine neue ethische Qualität, weil sie viel intensiver die menschliche Person betreffen als übliche technische Hilfsmittel. Sie nehmen Einfluss auf Selbstbestimmung, Fürsorge- und Beziehungsstrukturen. Eine totale Verweigerung gegenüber technischen Hilfen im Ganzen verbietet sich ethisch ebenso wie eine naive Übernahme sämtlicher Angebote. Vielmehr bedarf jedes Gerät und jedes Verfahren, das als Hilfe zur Pflege ins Spiel gebracht wird, der Prüfung auf seine Chancen und Gefahren. Das Ethikkomitee der Stiftung Liebenau hat deshalb eine Thesenreihe formuliert, um den Einsatz von Technik in der Pflege zu überdenken. Exemplarisch wird an GPS-Trackern für Menschen mit Weglauf- bzw. Hinlauftendenz die Anwendung der Thesen verdeutlicht. 2

Sechs normative Thesen aus ethischer Sicht 1. Technik in der Pflege soll der Lebenserhaltung und Lebensentfaltung dienen. „Technik“, ein aus dem Griechischen übernommenes Fremdwort, bezeichnet ursprünglich eine „Kunstfertigkeit“ oder das daraus entstehende „Kunstwerk“. In der Sprache der Moderne meint es die Vielzahl der Verfahren, die in unserer Gesellschaft bei der Fertigung von Produkten zum Einsatz kommen, ebenso die Produkte selbst; beide verfolgen den Zweck, die vielen Seiten menschlichen Lebens zu erhalten und zu entfalten. Man kann dies auch mit dem Begriff der Teilhabe umschreiben. Eine Vielzahl von Gegenständen hat heute zum Ziel, das Dasein von Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, zu erleichtern. Nach medizinethischer Auffassung meint das für konkrete Lebenssituationen: Schmerzen und andere Schäden zu vermeiden, Selbstbestimmung hinsichtlich Kommunikation, Mobilität, Wohnen etc. weitestgehend zu erhalten und zu ermöglichen, zur Verfügung stehende Ressourcen angemessen einzusetzen. 2. Technik in der Pflege darf Menschen nicht aus ihrer Mitverantwortung gegenüber ihren Mitmenschen entlassen. Der Pflegebegriff hat eine große Bedeutungsbreite, wie die Definition des International Council of Nurses (ICN) zeigt: Die Pflege „umfasst die eigenverantwortliche Versorgung und Betreuung, allein oder in Kooperation mit anderen Berufsangehörigen, von Menschen aller Altersgruppen, von Familien oder Lebensgemeinschaften, sowie von Gruppen und sozialen Gemeinschaften … in allen Lebenssituationen (Settings). Pflege schließt die Förderung der Gesundheit, Verhütung von Krankheiten und die Versorgung und Betreuung kranker, behinderter und sterbender Menschen ein. Weitere Schlüsselaufgaben der Pflege sind Wahrnehmung der Interessen und Bedürfnisse (Advocacy), Förderung einer sicheren Umgebung, Forschung, Mitwirkung in der Gestaltung der Gesundheitspolitik sowie im Management des Gesundheitswesens und in der Bildung.“ (http://www.icn.ch/whowe-are/icn-definition-of-nursing/ Übersetzung: Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe) Viele dieser pflegerischen Aufgaben können nicht von einzelnen technischen Hilfsmitteln erledigt werden. Zuwendung, Einfühlungsvermögen und Kreativität sind erforderlich, um der gegenseitigen mitmenschlichen Verantwortung zu entsprechen. 3

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