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Jahresbericht 2020 der Stiftung Liebenau

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WENN DAS GPS-GERÄT

WENN DAS GPS-GERÄT KLINGELT… Notruf-Klingelknopf, Badewannen-Lifter, GPS-Systeme: Auch in der Pflege wird immer häufiger über Technik gesprochen. Während die erstgenannten Hilfsmittel schon lange zur Ausstattung unserer Häuser der Pflege gehören, wird über den Einsatz von GPS-Systemen in der Fachwelt noch diskutiert. Derartige technische Möglichkeiten haben eine neue ethische Qualität. Sie betreffen stärker die menschliche Person, nehmen Einfluss auf Selbstbestimmung, Fürsorge- und Beziehungsstrukturen. Eine totale Verweigerung gegenüber technischen Hilfen ist ebenso wenig sinnvoll wie die naive Übernahme sämtlicher Angebote. Vielmehr bedarf jedes Gerät und jedes Verfahren, das als Hilfe zur Pflege ins Spiel gebracht wird, der Prüfung auf seine Chancen und Gefahren. 44 Schwerpunkt

Technik in der Pflege muss ethisch verantwortbar sein Heiner Franzka* ist 68 Jahre alt. Wegen seiner Demenz lebt er seit kurzem in einem Haus der Pflege. Der schlanke, bewegungsfreudige Mann liebt die Natur und nutzt jede Gelegenheit zu ausgedehnten Spaziergängen im nahegelegenen Wald. Immer häufiger müssen ihn die Pflegekräfte dort suchen und ins Haus zurückholen. Ihm gefällt das überhaupt nicht, entsprechend aggressiv werden seine Reaktionen. In einer Fallbesprechung zwischen Familienangehörigen, Pflegeteam und einer Fachärztin kommt der Vorschlag auf, ihm mittels GPS-Gerät mehr sicheren Bewegungsraum zu ermöglichen. Auf so einem GPS-Gerät, das er um den Hals oder am Handgelenk tragen könnte, würden bestimmte räumliche Bereiche festgelegt. Nur bei Überschreiten dieser so genannten Korridore würde via Haustelefon ein Signal an die Pflegekräfte gesendet. Die Pflegekräfte könnten Heiner Franzka, der gerade seinen Korridor verlassen hat, ausfindig machen und sich um ihn kümmern. Die Ehefrau zögert: Würde ihr Mann, der immer sehr auf seine persönliche Freiheit bedacht war, eine solche „Überwachung” richtig finden? Und was ist dabei mit dem Datenschutz? Um den Vorschlag nach ethischen Gesichtspunkten zu prüfen und zu bewerten, hat das Ethikkomitee der Stiftung Liebenau sechs Thesen formuliert. Technik in der Pflege soll der Lebenserhaltung und Lebensentfaltung dienen. Zweck technischer Hilfsmittel ist, die vielen Seiten menschlichen Lebens zu erhalten und zu entfalten. Eine Vielzahl von Gegenständen hat heute zum Ziel, das Dasein von Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, zu erleichtern. Also zum Beispiel Schmerzen und Schäden zu vermeiden, Selbstbestimmung hinsichtlich Kommunikation, Mobilität, Wohnen weitestgehend zu erhalten und zu ermöglichen, zur Verfügung stehende Ressourcen angemessen einzusetzen. Das GPS-System würde diesem Zweck dienen, da es Schäden *Das Beispiel von Heiner Franzka ist nach Berichten von Pflegekräften konstruiert. Seine Geschichte ist jedoch typisch für viele. Schwerpunkt 45

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