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Jahresbericht 2019 der Stiftung Liebenau

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3 5 4 1874 Die Pfleg-

3 5 4 1874 Die Pfleg- und Bewahranstalt wächst schnell Die Pflege leisten Barmherzige Schwestern aus Reute und beständig. Anfangs nur informell ausgearbeitete Regelungen und Absprachen werden bald auch vertraglich festgehalten. So auch die Arbeit der Barmherzigen Schwestern aus dem Kloster Reute. Von Anfang an kümmern sie sich mehr als 100 Jahre lang um das Wohl der Menschen in Liebenau. (3) 1895 Mit dem St. Josefshaus entsteht ein neues Bettenhaus Neben der Professionalisierung der Verwaltung müssen auch das Schloss und die umliegenden Gebäude mit der Entwicklung der Pfleg- und Bewahranstalt Schritt halten. Um dem konstanten Platzmangel entgegenzuwirken, wird 1895 das St. Josefshaus eingeweiht. 280 Menschen mit Behinderungen finden hier ein Zuhause. Bereits im folgenden Jahr ist das Gebäude voll belegt. In den folgenden Jahren werden weitere Gebäude errichtet. 1906 entsteht das Kinderheim im Gutbethahaus, 1909 wird der westliche Schlossanbau aufgestockt. Damit finden über 500 Menschen Platz in Liebenau. (4) 1910 Neue Technik zieht in Liebenau ein 1910 erwirbt die Pfleg- und Bewahranstalt ein Anwesen in Meckenbeuren mit einem kleinen Wasserkraftwerk zur Stromerzeugung. 25 PS Leistung erbringt das Werk. Der Strom wird über neu errichtete Fernleitungen verteilt. Zum ersten Mal werden elektrische Maschinen angeschafft. Darunter elektrische Motoren für die Landwirtschaft, Speiseaufzüge und eine Teigknetmaschine. (5) 1914 – 1918 Krieg und Krisen belasten die Anstalt Am 28. Juli 1914 beginnt der Erste Weltkrieg. Der Ausbau der Pfleg- und Bewahranstalt steht still; Geld ist nur für die dringendsten Reparaturen vorhanden. Drei Knechte, fünf Pferde und ein Fuhrwerk werden eingezogen. Bald kommt es auch bei der Ernährung zu Engpässen. Als Folge des Kriegs steigt auch die Zahl der Aufnahmegesuche weit über die Kapazitäten der Einrichtung, weil vielen Familien die Mittel zur Versorgung ihrer pflegebedürftigen Verwandten fehlen. 1916 müssen die Aufnahmegesuche von 163 Personen abgelehnt werden. Der Krieg und die folgende Wirtschaftskrise bringen die Pfleg- und Bewahranstalt an den Rand des wirtschaftlichen Ruins. 1925 Neue pädagogische Konzepte werden entwickelt Nachdem Wirtschaftskrise und Hyperinflation im November 1923 überstanden sind, erwirbt die Pfleg- und Bewahranstalt in Rosenharz bei Bodnegg drei Gebäude mit insgesamt 16 Hektar Land. Bis 1929 sind hier 80 Frauen und Pflegepersonal untergebracht. 1929 eröffnet in Rosenharz nach einem damals modernen englischen Konzept ein neues Landerziehungsheim für Kinder. (6) 36 Schwerpunkt

6 8 7 1927 Das St. Gebhardi-Haus in Hegenberg kommt hinzu Im Hegenberger St. Gebhardi-Haus ist, ähnlich der Pfleg- und Bewahranstalt in Liebenau, eine private katholische Anstalt untergebracht. 1897 war die Einrichtung schon einmal von der Pfleg- und Bewahranstalt erworben worden, in der Zwischenzeit hatte man sich allerdings wieder von ihr getrennt. 1927 wird die Rettungsanstalt für Kinder dann endgültig übernommen. (7) 1934 Liebenau bekommt eine neu erbaute Kirche Mit ihrem charakteristischen Kirchturm ist die Kirche St. Maria in Liebenau bis heute von Weitem erkennbar das Wahrzeichen des Ortes. 1934 wird die Kirche auf dem Gelände der Pfleg- und Bewahranstalt feierlich eröffnet. 1933 – 1945 Menschen mit Behinderungen werden ermordet Schon bald nach der Machtübernahme 1933 beginnen die Nationalsozialisten in Deutschland ihre menschenver- 9 achtende Politik umzusetzen. Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses” tritt im Januar 1934 in Kraft. Insgesamt werden weit über hundert Menschen aus der Pflegund Bewahranstalt Liebenau im Städtischen Krankenhaus Ravensburg zwangsweise unfruchtbar gemacht. Fünf Jahre später, im Oktober 1939, schafft ein Geheimerlass die Grundlage für die Ermordung von Menschen mit Behinderungen. Im Februar 1940 beginnen die Transporte der sogenannten „Aktion T4”. Die Anstalt Liebenau erhält Ende Juni 1940 drei Listen mit jeweils 90 Namen von Menschen, die zwischen dem 1. und 3. Juli 1940 in verdunkelten Bussen abtransportiert werden sollen. Es bleibt nicht bei diesen drei Listen, insgesamt werden mehr als fünfhundert Menschen mit Behinderungen aus Liebenau in die Tötungsanstalten Grafeneck und Hadamar gebracht und ermordet. Bereits zuvor sind mehrere jüdische Patienten in die Tötungsmaschinerie der Nationalsozialisten geraten. Sie sind schon 1938 in andere Einrichtungen entlassen und von dort 1940 gemeinsam mit nichtjüdischen Patienten zur Ermordung deportiert worden. (8) 1940 In Liebenau leben Internierte und Zwangsarbeiter Auf dem Gelände der Heil- und Pflegeanstalt, wie sie seit 1940 heißt, in Liebenau und der Zweigstelle Hegenberg werden seit 1940 französische, polnische und serbische Zwangsarbeiter untergebracht und vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt. Gleichzeitig sind hier seit Oktober 1940 zivile Internierte untergebracht, vor allem Frauen aus den besetzten Gebieten. 640 Frauen, darunter 45 Ordensschwestern aus Belgien, Holland und Polen, aber auch aus Amerika und England sind zeitweise in Liebenau. 19 Menschen – Internierte und Zwangsarbeiter – sterben in dieser Zeit in Liebenau. (9) Schwerpunkt 37

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