VON KRISEN UND CHANCEN Die Jugend ist die Entwicklungsphase mit den umfassendsten biologischen Veränderungen. Im Kindesalter stehen die Entdeckung und Entwicklung der körperlichen Fähigkeiten und die erste Phase der Sozialisierung im Vordergrund. In der Jugend kommt zum Körperwachstum die hormonell bedingte Reifung der sekundären Geschlechtsmerkmale hinzu. Damit verbunden sind massive Veränderungen im zentralen Nervensystem und eine psychische Neu- und Umorganisation in der Orientierung zu sich selbst und zu den anderen, in Abgrenzung zur (Erwachsenen)-Gesellschaft. Was das für Jugendliche mit Behinderungen bedeutet, beschreiben Stefan Meir und Achim Brennecke aus den Liebenau Kliniken. 36 Schwerpunkt
Jugendliche mit Behinderungen brauchen Hilfe Im Kindesalter wird die Welt noch unmittelbar und „tätlich” erfahren, im Jugendalter wird daraus die zunehmend abstrakte Orientierung als Jugendlicher oder Jugendliche in Bezug zur Welt. Diese Änderungen sind in Form und Auswirkung dramatisch. Meist werden sie von den Jugendlichen selbst und ihrem sozialen Umfeld als Krise erlebt. Auch bei Jugendlichen mit Behinderungen kommen diese Ver- änderungen in Gang. Die hormonellen Entwicklungen verlaufen zumeist ähnlich wie bei anderen Gleichaltrigen. Ebenso ändern sich die Möglichkeiten, Erwartungen und Aufgaben des Umfeldes. Allerdings reicht die intellektuelle Leistungsfähigkeit und die emotionale Reife meist nicht, um diesen zunehmend abstrakten Prozess zu meistern. Das typische Bild ist dann meist das eines jungen Menschen, der körperlich altersgemäß entwickelt ist, in den anderen Entwicklungsbereichen jedoch noch auf einem anderen Niveau steht. In gewissem Maße trifft das auf alle Jugendlichen zu. Bei Jugendlichen mit Behinderungen sind die Unterschiede aber oft dramatisch: Das körperliche Entwicklungsalter eines 16-Jährigen, die intellektuelle Leistungsfähigkeit auf der Stufe eines 10-Jährigen, die emotionale Entwicklung eines 6-Jährigen, so ein Beispiel. So entstehen Bedürfnisse und Erwartungen, bei den jungen Menschen selbst oder im Umfeld, die mit den Fähigkeiten der Jugendlichen nicht übereinstimmen. Ein solches Ungleichgewicht zeigt sich besonders deutlich bei Jugendlichen mit einer frühkindlichen autistischen Störung: Sie erschienen in der Kindheit oft schon unreguliert und emotional instabil. Aufgrund ihrer typischen Wahrnehmungsbesonderheiten haben sie die Entwicklungs- Schwerpunkt 37
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