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Jahresbericht 2016 der Stiftung Liebenau

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Der Jahresbericht 2016 der Stiftung Liebenau informiert über die Aufgabenfelder, die Organisation und Unternehmenskennzahlen.

Seit rund vier Jahren

Seit rund vier Jahren lebt Kai im Haus St. Barbara in Hegenberg, zusammen mit sieben Kindern und Jugendlichen im Alter ab elf Jahren. In diesem geschützten Rahmen erhält der Junge mit Autimus-Spektrum-Störungen und mehr facher Beeinträchtigung die kompetente und individuelle Förderung, die er für seine Entwicklung braucht. Anfangs wollte Kai die Wohngruppe ungern verlassen, ist von den Betreuern zu erfahren. Im Laufe der Zeit sei er offener geworden, läuft eine große Runde um Hegenberg. Die Mitarbeiter berichten von vielen „guten Phasen“. Das sind vor allem die, in denen er sich selbst nicht so oft schlägt. Wegen seiner Neigung zu autoaggressivem Verhalten muss er in der Regel einen Helm tragen. „Seit er in Hegenberg lebt, hat sich sein Verhalten extrem verbessert und seine Aggressivität hat abgenommen“, bestätigt Kais Mutter, Karin Gilde. Die Eltern besuchen ihren Sohn regelmäßig in Hegenberg, haben engen Kontakt zu ihm und zur Wohngruppe. Der Gips, in dem Kai jetzt steckt, ist die Folge einer Hüftoperation. Beim Gehen zog er bislang das rechte Bein nach. Wie ein „Watschelgang“ wirkte das. Alle paar Meter sprang sein Hüftgelenk aus der Pfanne, und er brachte es nur in die richtige Position, wenn er ein paar Mal mit dem Hinterteil wackelte. Extreme Schmerzen musste er dabei verspürt haben, vermuten die Betreuer. Gezeigt hat er diese kaum. Die sogenannte Hüftdysplasie wurde im Olgahospital in Stuttgart operativ korrigiert. Das Wohngruppen-Team hatte zunächst Sorge, dass der Junge im Gipsbett ungenießbar sein und sein autoaggressives Verhalten wieder zunehmen würde. Doch sie wurden eines Besse - ren belehrt. „Er lässt sich gerade von vorne bis hinten bedienen und genießt das“, meint Mitarbeiterin Isabella Gaschler mit einem Schmunzeln. Dass er in der Wohngruppe pflegerisch gut versorgt wird, verdankt er Krankenschwester Anita Büchele vom pflegerischen Fachdienst in Hegenberg. Sie beriet die Betreuer in Sachen Ernährung, Pflege und Wundversorgung und leitete die Mitarbeiter bei speziellen pflegerischen Handgriffen an: etwa für die Anbringung des wattierten Polsters zwischen Gips und Steißbein, um ein Wundliegen zu verhindern. Auch alle notwendigen Hilfsmittel wie das Pflegebett oder den Liege-Rollstuhl und sogar ein aufblasbares Waschbecken zum Haarewaschen organisierte Anita Büchele. Die Narbe hat sie selbst durch ein Sichtfenster am Gips kontrolliert. Zurück in die Schule: Die letzte Stunde vor Schulschluss verbringt Kai in der Ergotherapie am Computer. „Das findet er immer toll“, sagt Cosima Stallbaumer. Zuvor hat die Ergotherapeutin eine reizarme Atmosphäre für ihn geschaffen. Die einfachen Spiele bedient er mit Hilfe eines Tasters. Mit dem Vorlesestift Anybook- Reader liest er ein Bilderbuch. Indem er auf das entsprechende Zeichen tippt, lässt er den Hund bellen und den Hahn krähen. Heute hat es ihm das „Kikeriki“ besonders angetan. Immer wieder sagt er „Hahn, Hahn“, und grinst spitzbübisch. Einige Worte spricht Kai heute – ein großer Fortschritt gegenüber den ersten Therapiestunden, wie Cosima Stallbaumer berichtet. Für seine individuelle Förderung steht neben der Ergotherapie auch regelmäßige Physiotherapie auf Kais Stundenplan. Pünktlich um 13 Uhr ist Mittagspause. Die ist für den Jungen genau einzuhalten, wie überhaupt eine geregelte Tagesstruktur für 42 Schwerpunkt

ihn besonders wichtig ist. In seiner Freizeit beschäftigt er sich viel alleine. Gerne schaut er Filme an. Seine Favoriten sind Tarzan oder Dschungelbuch. Die Filmmusik fasziniert ihn. Wenn Kai wieder ganz genesen ist, wird er vermutlich wie vor der OP mal seine Mitbewohner ärgern, mal die Nähe der Mitarbeiter suchen. Wenn er sich in seine eigene Welt zurückzieht, wird man ihn wieder unterm Gebüsch sitzen sehen, wo er sich Sand durch die Finger rieseln lässt oder sich mit einer mit Kirschkernen gefüllten Kiste beschäftigt. Das Angebot der Förderung und Begleitung wird dann erneut an seinen Entwicklungsstand angepasst. Damit er wieder so viel Selbstständigkeit gewinnt wie möglich. Schwerpunkt 43

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