Dienstleister und Stiftungsbetriebe Miteinander arbeiten Larissa Seik, 30 Jahre, hat Epilepsie, eine Lernbehinderung und eine Sehschwäche. Sie arbeitet im Catering der Liebenau Service (LiSe) in einem Team von Menschen mit und ohne Behinderung. „Das Miteinander ist Alltag in den verschiedenen Dienstleistungsbereichen der Stiftung Liebenau“, sagt Henriette Hengge vom Sozialdienst der WfbM (Werkstatt für behinderte Menschen). „Das Miteinander macht die Arbeit interessanter“, findet Larissa Seik und spricht für viele Beschäftigte mit Behinderung. „Das Miteinander macht das Arbeitsklima menschlicher und offener“, sagen Kollegen ohne Behinderung. Schöpfen, rühren, Salate anrichten (Küche der LiSe) – zupfen, gießen, Regale pflegen (Gärtnerei und Laden des Liebenauer Landlebens) – Kaminholz ausfahren und stapeln (Holzhof der Liebenauer Forstbetriebe) – Schmutzwäsche sortieren, Maschinen bedienen (Textilservice der LiSe) – Etiketten kleben, Einzelteile verbinden (Werkstatt der St. Gallus-Hilfe) – sich handwerklich betätigen (Liebenau Gebäudeund Anlagenservice LiGAS): Für Menschen mit Behinderung gibt es vielfältige Möglichkeiten, aktiv am Arbeitsprozess in den verschiedenen Dienstleistungsbereichen der Stiftung Liebenau, im Service, in der Werkstatt oder im grünen Bereich, mitzuwirken. Um herauszufinden, welche Beschäftigung zu den eigenen Fähigkeiten und zur Persönlichkeit am besten passt, absolvieren die jungen Erwachsenen mit Behinderung den Berufsbildungsbereich (BBB). Im Laufe von 27 Monaten lernen sie, begleitet und unterstützt durch pädagogische Fachkräfte, die einzelnen Dienstleistungsbereiche kennen. „Der BBB ist ein sanfter Übergang von der Schule in die Arbeitswelt“, erklärt Kai Wilde vom Sozialdienst der WfbM. „Die Menschen mit Behinderung arbeiten zunächst drei Tage pro Woche in der Fachpraxis und steigern sich langsam auf fünf.“ Sich kennen und vertrauen Ist die Entscheidung für einen bestimmten Bereich gefallen und der BBB abgeschlossen, beginnt der Arbeitsalltag in einem Team von Menschen mit und ohne Behinderung. In der LiSe zum Beispiel machen die Menschen mit Behinderung einen Anteil von rund 20 Prozent aus. „Wichtig ist, dass sich die Mitarbeiter untereinander gut kennen und über die Stärken und Schwächen des anderen Bescheid wissen“, betont Franz Völk, Vertrauensperson des Werkstattrats der LiSe. „In unseren Teams haben Selbstverständlich- keiten wie ein respektvoller Umgang miteinander und gegenseitiges Vertrauen einfach eine noch größere Tragweite.“ Eine große Rolle spiele auch das Zugehörigkeitsgefühl zum jeweiligen Dienstleistungsbereich und dem Team, ergänzt Kai Wilde. Bei größeren Herausforderungen vermitteln zunächst die Betriebspaten. Sie sind die Ansprechpartner, die aufgrund gewachsener Strukturen besonderes Vertrauen genießen. Ihre Aufgabe ist es zum Beispiel, kleine Teams von drei bis vier Beschäftigten mit Behinderung anzuleiten und gemeinsam einen definierten Tagesauftrag zu erledigen. In Konfliktsituationen können pädagogisch ausgebildete Fachkräfte hinzugezogen werden. Außerdem steht eine Fortbildungsmaßnahme, die Ichund-Du-Schulung, zur Verfügung: Im angeleiteten Gespräch lernen sich die Kollegen dabei auf einer anderen Ebene kennen und verstehen besser, warum jemand besondere Arbeitszeiten oder mehr Pausen benötigt. Voneinander profitieren Inklusion, das Teilhaben an der Arbeit und am gesellschaftlichen Leben, ist Alltag für die Menschen in der Stiftung Liebenau. Und doch wissen die Mitarbeiter mit und ohne Behinderung das Besondere daran zu schätzen. „Mich beeindruckt vor allem die Ehrlichkeit, mit der einem die Menschen mit Behinderung begegnen“, berichtet Franz Völk. „Wer zum Beispiel vergisst „Guten Morgen“ zu sagen, wird darauf aufmerksam gemacht. Martina Allgaier, Werkstatträtin und Beschäftigte mit Behinderung in der Küche des Liebenauer Landlebens, sagt stolz: „Jeder Tag ist anders, nie lang- weilig. Ich muss flexibel sein.“ Die Vertreterin des Werkstattrats fühle sich wohl im Team. Sie sei schon lange dabei, zwölf Jahre, und wolle nicht auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Auch Larissa Seik fühlt sich wohl in ihrem Team, kann sich eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt aber durchaus langfristig vorstellen. Perspektiven haben Durch die realen Arbeitssituationen- und -bedingungen in den einzelnen Dienstleistungsbereichen können die Menschen mit Behinderung gut auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Um die Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt weiter zu fördern, bieten die Liebenauer Arbeitswelten seit September 2012 eine kompetente Begleitung vom Praktikum über den betriebsintegrierten Arbeitsplatz hin zu einem regulären Arbeitsverhältnis. Zunächst sucht ein so genannter Jobcoach gemeinsam mit dem Beschäftigten der WfbM einen geeigneten Betrieb aus. Daraufhin absolviert dieser ein begleitetes Praktikum. Nach gelungener Einarbeitungsphase entscheiden sich beide Seiten, der Geschäftsführer des jeweiligen Betriebs und der Beschäftigte mit Behinderung, für den weiteren Weg: Entweder es bleibt beim betriebsintegrierten Arbeitsplatz oder es kommt zu einem regulären Arbeitsverhältnis. „Inklusion ist etwas sehr Individuelles“, merkt Janina Neumann an. „Für den einen bedeutet es, den betrieblichen Arbeitsplatz mit allen Chancen und Risiken zu wählen, ein anderer bevorzugt die Betreuung und die Fortbildungsmöglichkeiten in der WfbM.“ Liebenauer Arbeitswelten • Werkstattwelt: Handwerk, Industrie, EDV, Logistik • Servicewelt: Catering, Textilservice, Gebäudereinigung, Hausmeisterservice • Grüne Welt: Gärtnerei, Garten- und Landschaftsbau, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Verkauf www.liebenauer-arbeitswelten.de 80 81
Anstifter Jahresbericht 2015 Stiftu
Inhalt Vorwort 3 Vorwort 4 6 8 24 2
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Bildung: Brücken zum Regelschulsys
Neue Personalmodelle für die Alten
Religionsunterricht, Gottesdienst.
In der deutschen Altenhilfe der Sti
äume für menschen Andreas Hoch is
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