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Jahresbericht 2012 der Stiftung Liebenau

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Der Jahresbericht 2012 der Stiftung Liebenau informiert über die Aufgabenfelder, die Organisation und Unternehmenskennzahlen.

Bereich Bildung Der

Bereich Bildung Der Bereich Bildung der Stiftung Liebenau umfasst Angebote zur schulischen und beruflichen Bildung für Menschen mit Teilhabebedarfen, die aus Behinderungen oder Benachteiligungen entstehen. Hierzu unterhalten wir unterschiedliche Einrichtungen: die Don- Bosco-Schule der St. Gallus-Hilfe, die Krankenhausschule der St. Lukas-Klinik und das Berufsbildungswerk Adolf Aich in Ravensburg mit Außenstellen in Friedrichshafen, Liebenau, Biberach und Ulm. Außerdem engagieren wir uns in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Fachkräften in sozialen Berufen. Dazu ist die Stiftung Liebenau mit 25 Prozent beteiligt am Institut für Soziale Berufe (IfSB), das in Ravensburg, Wangen und Bad Wurzach ein differenziertes Ausbildungsangebot von Altenpflege bis Heilpädagogik vorhält und jährlich steigende Studierendenzahlen verzeichnet. Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter aus sozialen Einrichtungen bietet die Abteilung „fortbilden & entwickeln“ der Stiftung Liebenau. Ihre Angebote, darunter auch Beratungen und Inhouse- Schulungen, werden zunehmend auch von freiwillig Engagierten aus der Behinderten-, Alten- und Jugendhilfe sowie von Behörden, Wirtschafts- und Dienstleistungsunternehmen in der Region Bodensee- Oberschwaben nachgefragt. Weichen stellen für Teilhabe Im Bereich der beruflichen Bildung stellt die Forderung nach Inklusion besondere Anforderungen, werden hier doch entscheidende Weichen für die nachhaltige Teilhabe gestellt. Im so genannten Übergangssystem fallen heute noch in Deutschland zu viele junge Menschen durch das Netz der Maßnahmen, und noch immer haben zu wenige Menschen eine abgeschlossene Berufsausbildung. In den Landkreisen Ravensburg und Konstanz und im Bodenseekreis verzeichnet die Statistik der Bundesagentur für Arbeit aktuell circa 45 000 Beschäftigte ohne Berufsabschluss, davon 15 080 im Alter von 18 bis 25 Jahren. Selbst wenn sie mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind, sind sie doch die ersten, die bei schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Gleichzeitig werden Fachkräfte gesucht, vor allem in der Gesundheits- und Pflegebranche. Komplexeinrichtungen als „Inklusionsmaschinen“ Menschen mit Teilhabeeinschränkungen haben es bis heute schwer, einen Ausbildungsplatz im Regelsystem zu finden. Für sie braucht es daher bewährte Spezialeinrichtungen, außerbetriebliche Einrichtungen, die gut vernetzt sind, um realistische Chancen auf dauerhafte Teilhabe am Arbeitsleben zu bieten. Das gegenwärtige Ausbildungssystem ist den enormen inhaltlichen Herausforderungen der Inklusion längst noch nicht gewachsen. Die unterschiedlichen individuellen Berufs- und Ausbildungswünsche, der Arbeitsmarkt und die Bedürfnisse der Gesellschaft machen eine Beschulung und Ausbildung notwendig, die zieldifferent ist. Die UN-Konvention favorisiert ein egalitäres Schulsystem, das aber auch Spezialeinrichtungen beinhaltet, die möglichst inklusiv arbeiten. Zwar gibt es Stimmen, die die Abschaffung von Sondereinrichtungen per se fordern, das geschieht jedoch nicht einmal in den Ländern, die häufig als Vorbilder genannt werden, wie Finnland oder Schweden. Wir meinen ganz im Gegenteil: Für Menschen mit hohen Teilhabebedarfen muss es eine möglichst unkomplizierte Erbringung von Dienstleistungen auf möglichst inklusive Art und Weise geben, zu der zeitweise selbstverständlich auch Komplexeinrichtungen gehören. Diese können dann zu regelrechten „Inklusionsmaschinen“ werden, wenn sie entsprechend vernetzt sind und inklusiv arbeiten. Baden-Württemberg und andere südliche Bundesländer mit ihren hohen Beschäftigungs- und Ausbildungsraten brauchen den weltweiten Vergleich hinsichtlich ihrer Inklusionsfähigkeit nicht zu scheuen. Teilhabe beginnt beim Einzelnen Im Fokus aller Bildungskonzepte muss zunächst der oder die Jugendliche selbst stehen. In unserem Berufsbildungswerk Adolf Aich haben wir festgestellt, dass die jungen Menschen, die zu uns kommen, immer häufiger multiple Störungsbilder und mehrfache Einschränkungen mitbringen. Gefragt sind hier explizit individuell zugeschnittene Hilfen, um diese Klientel beim Sprung auf den Arbeitsmarkt wirksam zu unterstützen. Die Erfahrungen, die das BBW in den mehr als 30 Jahren seines Bestehens in der Berufsvorbereitung und Ausbildung erworben hat, macht es zu einem Kompe- 52 Bildung

tenzzentrum für Bildung. Hier werden längst nicht mehr die klassischen BBW-Zielgruppen der Gründungszeit – Jugendliche mit Lernbehinderung nach Besuch der Förderschule – begleitet, sondern auch junge Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen oder mit Autismus-Spektrum-Störungen. Auch für erwachsene Menschen mit Teilhabeeinschränkungen hat sich das BBW geöffnet. Bildung, die sich rechnet Jährlich finden mehr als 60 Prozent der Absolventen, die das BBW mit ihrem Ausbildungsabschluss verlassen, einen Arbeitsplatz oder beginnen eine weiterführende Ausbildung. Die Befähigung zur Teilhabe ist also erfolgreich. Dass sich die Investitionen auch für den Steuerzahler lohnen, belegt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), die im September 2012 erschienen ist. Danach kostet die Ausbildung eines Jugendlichen in einem Berufsbildungswerk zwar rund 52.000 Euro mehr als seine Ausbildung andernorts. Doch die Absolventen haben im Durchschnitt bereits nach zehn Jahren mehr als diese Kosten erwirtschaftet. Menschen mit Behinderung, die eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, verdienen durchschnittlich rund 6.100 Euro pro Jahr mehr als solche ohne Berufsabschluss (vgl. IW-Analysen Nr. 81). Trotz ihrer nachgewiesenen Erfolge wird die wirtschaftliche Situation des BBW – wie aller Berufsbildungswerke in Deutschland – immer schwieriger. Der zunehmende Preisdruck, der seitens der Bundesagentur für Arbeit mit ihrer Ausschreibungspraxis erzeugt wird, hat in einigen BBWs bereits zu drastischen Einschnitten geführt. Auch das Berufsbildungswerk Adolf Aich gerät zunehmend unter Druck. Die Stiftung Liebenau setzt sich sowohl gegenüber den Kostenträgern wie auch gegenüber den politischen Entscheidungsträgern mit Nachdruck für eine Stärkung der beruflichen Bildung von Menschen mit Teilhabeeinschränkungen ein. Unterstützt wird dieses Engagement vom Ethikkomitee der Stiftung Liebenau, das in einem Positionspapier die Finanzierungspraxis der Bundesagentur als unvereinbar mit dem Wunsch- und Wahlrecht der Betroffenen und als Eingriff in ihre grundgesetzlich verbriefte Würde bezeichnet. Auf Einladung des BBW besuchten Abgeordnete verschiedener Landtags- und Bun- Bereich Bildung (Zahlen in TEUR) 2011 2012 y Umsatz 27.543 27.989 y Personalaufwand 16.851 17.161 y Bilanzsumme 13.166 13.703 y Eigenkapitalquote ohne Sonderposten 15,2 % 14,9 % y Eigenkapitalquote mit Sonderposten 27,9 % 26,6 % y Investitionen 808 200 y Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 378 369 1. Vollkonsolidierung Berufsbildungserk Adolf Aich gGmbH destagsfraktionen die Einrichtung und konnten sich 2012 vor Ort von der erfolgreichen Arbeit des BBW überzeugen. Wir erhoffen uns von diesen Aktivitäten eine Sensibilisierung für die Belange der betroffenen Jugendlichen und eine Richtungsänderung in der politischen Steuerung des Bereichs der beruflichen Bildung und Rehabilitation. Gefordert ist eine Finanzgrundlage, die Vorhalteleistungen und Entwicklungen entsprechend würdigt und die Sozial-Tarife berücksichtigt. Vorstand und Geschäftsführungen Bildung 53

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