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Jahresbericht 2011 der Stiftung Liebenau

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Der Jahresbericht 2011 der Stiftung Liebenau informiert über die Aufgabenfelder, die Organisation und Unternehmenskennzahlen.

Bereich Hilfe für

Bereich Hilfe für Menschen mit Behinderung Im Verbund der Stiftung Liebenau erbringen drei Tochtergesellschaften mit insgesamt 1 722 Mitarbeitern verlässliche Unterstützungsleistungen für Menschen mit Behinderung: die St. Gallus-Hilfe für behinderte Menschen, die Liebenau – Dienste für Menschen mit Behinderung sowie das Christliche Sozialwerk in Sachsen (50-Prozent-Beteiligung). In zehn Jahren zur Inklusion Die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung prägt die Entwicklungen in diesem Bereich. Sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene wurden Zehn-Jahres-Pläne verabschiedet, die Strategien und konkrete Maßnahmen zur Umsetzung gelebter Inklusion enthalten. Auf sozialrechtlicher Ebene muss in Deutschland nun die Reform der Eingliederungshilfe erfolgen, die sowohl die inhaltliche als auch die leistungsrechtliche Ausgestaltung der Hilfen für Menschen mit Behinderung regelt. Die Leistungsgesetze müssen künftig stärker am individuellen Hilfebedarf des Einzelnen und seiner Lebenssituation ausgerichtet und gebündelt werden. Und sie müssen den Betroffenen stärkere Partizipations- und Selbstbestimmungsrechte im Sinne von Wunsch,- Wahlund Mitspracherechten gewähren. Dieser Reformprozess, der von der Arbeits- und Sozialministerkonferenz (ASMK) der Bundesländer angestoßen wurde, ist derzeit jedoch ins Stocken geraten. Die beteiligten öffentlichen Akteure – Bund, Länder und Kommunen – konnten bisher keinen Konsens erzielen, weder bezüglich der Verteilung der Finanzierungslasten noch bezüglich der leistungsträgerübergreifenden Koordination beziehungsweise Bündelung der staatlichen Verantwortungsstrukturen. Soziale Hilfen brauchen Nachhaltigkeit Auch auf fachlicher und sozialpolitischer Ebene wird über die weitere Ausgestaltung der Hilfen für Menschen mit Behinderung diskutiert. Die zentralen Postulate der UN-Konvention – inklusive Gesellschaft, Partizipation, Empowerment oder Diversity-Ansatz – decken sich nicht mit dem bisherigen Verständnis einer modernen Leistungsgesellschaft und der entsprechenden sozialstaatlichen Struktur. Wie sich das auf die bisher gewachsenen sozialen Hilfestrukturen auswirkt, wird derzeit kontrovers diskutiert. Aus Sicht der Stiftung Liebenau darf diese Frage keinesfalls ideologisiert werden. Die Diskussion muss die Perspektive der Betroffenen – Leistungsbezieher wie Leistungserbringer – berücksichtigen. Für beide sind verlässliche Strukturen von zentraler Bedeutung. Initiative der Komplexeinrichtungen Angesichts eines erheblichen Modernisierungs- und Weiterentwicklungsbedarfes der bestehenden Betreuungs- und Unterstützungsangebote für Menschen mit Behinderung haben sich die baden-württembergischen Komplexeinrichtungen zu einer politischen Initiative zusammengeschlossen. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, in der Öffentlichkeit und bei politischen Entscheidungsträgern einen Diskurs zur Klärung der künftigen Versorgungsstandards für Menschen mit Behinderung in Baden-Württemberg anzuregen. Angestrebt ist ein Konsens, der sowohl die Anforderungen der UN-Konvention als auch die angespannte öffentliche Finanzsituation berücksichtigt. Die Stiftung Liebenau sieht hierbei ihre besondere Mitverantwortung in der Frage der Ausgestaltung von Unterstützungs- und Versorgungsarrangements für Menschen mit hohen und komplexen Hilfebedarfen. Für diesen Personenkreis steht die verlässliche, interdisziplinär gebündelte pädagogische, pflegerische, therapeutischmedizinische Kompetenz im Vordergrund. Die hierfür entstandenen, oftmals zentralen Strukturen dürfen nicht aufgelöst werden, ohne dass Alternativen geschaffen wurden. Wohnraum vor Ort fehlt Eine gelingende Voraussetzung für ein Mehr an Teilhabe- und Partizipationsmöglichkeiten ist der individuelle Wohn- und Lebensraum für Menschen mit Behinderung vor Ort. Die Stiftung Liebenau hat in den letzten Jahren großen Wert auf den Ausbau kleinteiliger, ambulanter Assistenz- und Unterstützungsangebote gelegt. Dabei wird ein eklatantes Problem deutlich: Es gibt für Menschen mit Behinde- 38 Hilfe für Menschen mit Behinderung

ung viel zu wenig bezahlbaren Wohnraum! Insbesondere in Städten und Gemeinden mit einer attraktiven Infrastruktur gibt es so gut wie keine Chance darauf, von barrierefreien Bauten ganz zu schweigen. Nachdem die öffentlichen Kassen angespannt bleiben und öffentliche Wohnraumförderung reduziert wurde, spricht sich die Stiftung Liebenau für die Aktivierung privaten Kapitals aus. Von Seiten der öffentlichen Hand braucht es folglich institutionelle Anreizsysteme, um private Investoren für die Schaffung von Wohnraum zu gewinnen. Werkstätten sind Kompetenzzentren Der Liebenauer Werkstättenverbund versteht sich mehr und mehr als ein differenziertes Kompetenzzentrum, um Menschen mit Behinderung umfassende Teilhabeperspektiven zu ermöglichen. Unsere Werkstattstandorte sind hierbei eine verlässliche Basis, aber auch Ausgangs- und Vernetzungspunkt für weitergehende Perspektiven im Arbeitsleben. Die gute und systematische Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungswerk Adolf Aich sorgt für ein breites Spektrum an Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten. Durch ein auf den Einzelnen abgestimmtes und mit den Schulen vernetztes Bildungs- und Ausbildungskonzept ermöglichen wir jungen Menschen den optimalen Start in das Berufsleben. Die unter dem Eindruck der UN- Konvention geäußerte Kritik an den Werkstätten für behinderte Menschen ist unseres Erachtens oftmals unangemessen und unterschätzt die nachhaltige Integrationsleistung dieser Einrichtungen. Zielführend für die Zukunft wäre eine dem Öffnungs- und Vernetzungsgedanken der Werkstätten noch besser Rechnung tragende Gesetzes- und Verordnungsnovellierung. Bereich Hilfe für Menschen mit Behinderung (Zahlen in TEUR) 2010 2011 Umsatz 85.667 87.359 Personalaufwand 57.212 60.505 Bilanzsumme 52.955 52.269 Eigenkapitalquote ohne Sonderposten 42,9 % 43,4 % Eigenkapitalquote mit Sonderposten 75,5 % 75,0 % Investitionen 2.352 1.427 Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 1 720 1 722 1. 2. Vollkonsolidierung (St. Gallus-Hilfe gGmbH, Liebenau – Dienste für Menschen mit Behinderung gGmbH) Quotenkonsolidierung (Christliches Sozialwerk gGmbH, Sachsen Innovativ GmbH) Weiterentwicklung mit Augenmaß Der durch die UN-Konvention ausgelöste Paradigmenwechsel ist in der Zwischenzeit in aller Munde. Die hierfür notwendigen Veränderungen der institutionellen Rahmenbedingungen stehen noch aus. Besonders auffällig ist die mangelnde Konsistenz im Umbau der Unterstützungssysteme. Teilweise sind die faktischen Entwicklungen gegenläufig zu den Inklusions- und Teilhabeforderungen. Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen sind oft verunsichert über die künftige Ausgestaltung der Hilfen. Die Stiftung Liebenau erwartet, dass der weitere Diskurs über die Neuorientierung der Eingliederungshilfe mit Augenmaß und mit praktischer Vernunft für das Machbare geführt wird. Vorstand und Geschäftsführungen Hilfe für Menschen mit Behinderung 39

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