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Die Stiftung Liebenau – eine Lebens- und Wesensäußerung von Kirche

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Heutige Position und Erwartungen eines kirchlich-karitativen Aufgabenträgers Hrsg. Aufsichtsrat der Stiftung Liebenau, 2013

B. Die

B. Die Kirchlichkeit der Stiftung Liebenau ihre heutige Beschreibung dient: der Wahrnehmung des karitativen Sendungsauftrags 26 . Zu diesem Ergebnis muss man zwangsläufig kommen, wenn man aus theologischer Sicht die vielfältigen Hilfs- und Pflegeangebote der Stiftung und deren überregionales Tätigwerden dem Wirken der Kirche zuordnet. 1. Die Stiftung in der biblischen Tradition des karitativen Sendungsauftrags Jesu Wenn das am Satzungszweck orientierte Handeln der Stiftung als Erfüllung eines „Stück Auftrag der Kirche“ zu begreifen ist, dann muss man den Zweck der Stiftung Liebenau bereits als eine Anknüpfung an die Botschaft Jesu für ein Handeln zugunsten Hilfebedürftiger verstehen. Die biblischen Befunde dafür, dass von einer karitativen Botschaft Jesu auszugehen ist, sind aus theologischer Sicht unmissverständlich 27 . Jesus lebte in der jüdischen Tradition. Armut, Leid und Not wurden dort unterschiedlich und teilweise kontrovers gedeutet 28 . Häufig wird (1) Leid als Folge von Schuld verstanden. Hintergrund ist die alte Weisheitsregel: Wie du handelst, so wird es dir ergehen (Tun-Ergehens-Zusammenhang, vgl. Spr 29, 6; Ps 7, 17; 9, 16; 57, 7). Aber schon das Ijob-Buch protestiert leidenschaftlich gegen diese lieblose Verallgemeinerung eines im Ansatz plausiblen weisheitlichen Ratschlags. Und auch Jesus lehnt mehrfach den Rückschluss auf eine besondere Schuld der vom Leid Betroffenen ab (Joh 9, 3f. „Weder er [der Blindgeborene] noch seine Eltern haben gesündigt…“: Vgl. Lk 13, 2-5). Daneben deutet die jüdische Überlieferung das Leid aber auch (2) als Ruf zur Umkehr. Der Grundgedanke, dass Gott den züchtigt, den er lieb hat, findet sich schon in Spr 3, 12 und in Offb 3, 19. Vor allem die Propheten sehen im Leid den Ruf zur Umkehr, und auch in der Predigt Jesu findet sich dieser Gedanke (Lk 13, 5). Aber die Zweifel an dieser „Erziehungsarbeit Jahwes“ sind ebenso schon im Alten Testament entfaltet, besonders im Ijob-Buch. Dort findet sich auch der Ansatz, (3) Leid als Prüfstein der Erprobung und Erwählung zu deuten, der vielleicht schon auf die Erzählung von Abraham zurückgeht, der seinen Sohn Isaak opfern soll (Gen 22). Schließlich wird (4) Leid als Konsequenz aus dem Einsatz für die Gottesherrschaft verstanden und auf die leidenden Propheten, den lei- 26 Zusammen mit der Glaubensverkündigung und dem Gottesdienst zählt die karitative Diakonie denden Gottesknecht (Jes 52, 13-53) und den leidenden Jesus bezogen. zu den drei Grundfunktionen der katholischen Kirche, vgl. Papst Benedikt XVI. mit seiner Enzyklika „Deus caritas est“ im Jahr 2005 sowie jüngst mit seinem „Motu proprio über den Dienst Alle vier vorgestellten Verstehensversuche stellen bezeichnenderweise der Liebe“ vom 11. November 2012; ferner Hierold, Handbuch für Katholisches Kirchenrecht, die Frage nicht, warum es Leid gibt bzw. ob es Leid geben muss. Ein S. 1027 ff.; Hallermann, Strukturen kirchlicher Caritas im geltenden Recht, AfkKR Bd. 199 (1999), S. 443; Falterbaum, Caritas und Diakonie: Struktur- und Rechtsfragen, S. 10; Fischer, Ansatz dazu findet sich jedoch schon in der biblischen Urgeschichte. Das konfessionelle Krankenhaus, S. 19; Arbeitshilfe Nr. 209 herausgegeben vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2007: Das Profil sozialer Einrichtungen in kirchlicher Sie versucht (Gen 2-8), auch schöpfungsbedingtes Leid zu erklären und Trägerschaft im Kontext von Kooperationen und Fusionen, S. 16, URL: http://www.dbk.de/ seine Annahme zu ermöglichen. fileadmin/redaktion/veroeffentlichungen/arbeitshilfen/AH_209.pdf 27 Eingehend hierzu Hennecke, Nicole, Caritas und Recht, S. 48 ff. Unabhängig davon, welche Deutung Leid erfährt, wird Gott im Alten 28 Vgl. Johannes B. Brantschen, u.a.: Leiden. In: Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft, hrsg. von Franz Böckle u.a., Teilband 10, Freiburg 2. Aufl. 1980, 6-50. Testament angerufen als einer, der Gerechtigkeit schaffen und Schutz 20 21

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