Fachbereich Pädagogik / Assistenz Systemisches Arbeiten in der Erziehung, Betreuung und Assistenz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen 2022/2023 Mitarbeitende in der Behinderten- und Jugendhilfe müssen oftmals die Herausforderung meistern, verschiedene Interessen, Wünsche und Ziele zu integrieren. Dabei gilt es, den familiären und biographischen Kontext der Klientinnen und Klienten mit der aktuellen Lebenswelt, beispielhaft den gruppendynamischen Prozessen einer Wohngruppe sowie deren institutionellen Rahmenbedingungen, in Einklang zu bringen. Eine nicht immer leicht zu bewältigende Aufgabe. Ziel dieser Fortbildung ist es, einen Einblick in das systemische Denken zu ermöglichen und dieses zur Reflexion des eigenen Arbeitens zu nutzen. Eine systemische Vorgehensweise verhindert einseitige Wahrnehmungen und Zuschreibungen und hilft, Probleme von verschiedenen Positionen aus wahrzunehmen, sich in andere einzufühlen und einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Durch diese Fähigkeit können Zusammenhänge neu verstanden, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Differenzen und Konflikte offener angenommen und in ihren Kontextbedingungen besser verstanden werden. So können verdeckte Ressourcen erkannt und genutzt und zugleich Widersprüche und Andersartigkeit ausgehalten werden. Grundlage hierfür bilden eine wertschätzende Haltung mit Respekt und Neugierde sowie Offenheit gegenüber anderen Handlungs- und Lebensentwürfen. 1. Familienkontext Im Familienkontext wird das Verhalten der Menschen mit einer Behinderung oder / und dissozialem Verhalten als eine Antwort auf die Problemlösungskapazität im Familiensystem verstanden. Insofern ist die Herkunftsfamilie ein Schlüssel zum Verständnis von "Auffälligkeiten", deren Bedeutung und Sinnhaftigkeit im Kontext der vorhandenen Beziehungsmuster erfasst werden kann. Inhalt Grundlagen des systemischen Denkens und Handelns • Begriffsbestimmungen • Einführung in das systemische Denken und Handeln • Wichtige Grundhaltungen für das systemische Handeln Familie als soziales System • Merkmale eines Familiensystems • Familiäre Rollenentwicklung • Generationsübergreifende Zyklen Familien mit einem Kind mit Behinderung / dissozialem Verhalten • Das bio-psycho-soziale Modell • Ressourcen und Bedürfnisse • Mehrfachbelastung von Familien und Scheitern als elterliches Grundgefühl • Loyalitäten und ihre Konflikte • Ablösung 64
Pädagogik Fachbereich / Assistenz Methoden für die Betreuungsarbeit • Joining • Ressourcenarbeit • Genogrammarbeit 2. Kontext Lebenswelt Thematischer Schwerpunkt des zweiten Teils ist der Kontext Lebenswelt. Die Wohngruppe im Heim, die Arbeitsgruppe, die Wohngemeinschaft, die Schulklasse etc. wird als soziales System mit den Subsystemen Klient, Mitarbeiter, Herkunftsfamilien, externe Helfersysteme usw. verstanden. Die Handlungsmuster und Kommunikationsprozesse innerhalb der jeweiligen Lebenswelt werden identifiziert und auftretende Probleme nicht nur innerhalb einer Person angesiedelt, sondern als Ausdruck einer bestimmten Art der Beziehungsund Lebensgestaltung begriffen. Inhalt Personen und Rollen • Das relevante System • Rollen- und Handlungsmuster • Interaktionen zwischen Helfersystem und Klientensystem • Die logischen Ebenen der Beratung Ziele, Maßnahmen und Ergebnisse • Auftragsklärung • Zielformulierung im relevanten System • Planung von Interventionen • Ergebnisüberprüfung Methoden für die Betreuungsarbeit • Systemische Gesprächsführung • Visualisierungstechniken • Figurenaufstellung • Timelinearbeit • Strukturschemata 3. Institutioneller Kontext Im dritten Teil geht es um das soziale Helfersystem, in den der Klient und die Klientin eingebettet ist. Das Dreieck Klient – Mitarbeiter – sonstige Helfer, deren unterschiedliche Bedürfnisse und Ziele und die Grenzen der jeweiligen Systeme werden in ihrer Wechselwirkung wahrgenommen. Die Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit werden aufgezeigt. Die Stellung der Institution mit ihren Subsystemen wird im Rahmen der gesellschaftlichen Entwicklung und Forderungen nach Inklusion und Teilhabe thematisiert. Inhalt Zusammenhang von Klienten-, Teamund Institutionssystem • Typische Kommunikationsmuster • Unterscheidung von Therapie- und Zwangskontexten • Wechselwirkungen Klient und Behandlungssystem mehr Informationen auf der nächsten Seite > 65
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