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Auf Kurs 01/2018

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SCHILLERSTRASSE 15 ULM

SCHILLERSTRASSE 15 ULM Yusupha Sanneh – Koch-Azubi des Regionalen Ausbildungszentrums (RAZ) Ulm aus Westafrika Gambia, Mali, Italien, Ulm Mit seinem Traumberuf hat es geklappt, nun hofft er auf eine dauerhafte Zukunft in Deutschland: Yusupha Sanneh kam als Flüchtling nach Ulm, seit September 2017 gehört der 26-jährige Gambier als Koch-Lehrling zum Küchenteam des Regionalen Ausbildungszentrums (RAZ). Nach mehrmonatiger Flucht, die ihn über Mali und Italien nach Deutschland führte, kam er 2015 in Ulm an. Ganz alleine. Aus seiner Heimat mitgebracht hatte er aber seine kulinarischen Erfahrungen aus der Arbeit in der Gastronomie und seinen Berufswunsch: Koch. Doch dieses Ziel schien damals noch weit entfernt. In der Münsterstadt, wo er in der Flüchtlingsunterkunft Eselsberg ein Dach über dem Kopf fand, lernte Sanneh den damaligen Pfarrer der Ulmer Wengengemeinde, Matthias Hambücher, kennen. Dieser nahm ihn unter seine Fittiche, begleitete den jungen Westafrikaner bei Anhörungen im Asylverfahren und kam auch schon in den Genuss seiner Kochkünste – eine Freundschaft entstand. Und Yusupha Sanneh ging seinen Weg. Nach einem Deutschkurs machte er zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im RAZ Ulm und bewährte sich in der dortigen Küche: „Es war gleich zu sehen, dass er Ahnung von der Materie hat“, berichtet sein Ausbilder, RAZ-Küchenmeister Reinhard Klein. Offene Zukunft Tatsächlich blieb Sanneh auch nach dem Ende seines FSJ in der „Schillerstraße 15“. Als Koch-Lehrling, eingestellt vom RAZ. „Es gefällt mir hier alles sehr gut“, strahlt der Gambier – und hat ehrgeizige Pläne. Nach seiner Kochausbildung soll noch nicht Schluss sein. „Dann möchte ich den Meister machen, wenn es möglich ist.“ Was bei ihm noch möglich ist, das liegt leider nicht nur in seiner Hand. Alles hängt davon ab, wie es mit seinem Asylverfahren weitergeht. Was er sich wünscht, ist klar: „Ich würde gerne hier in Deutschland bleiben.“ Christof Klaus Auf dem Weg zum Traumjob: Yusupha Sanneh aus Gambia, Kochlehrling in der „Schillerstraße 15“. Foto: Klaus Eine kulinarische Reise um die Welt Startschuss für ein besonderes kulinarisches Projekt des Regionalen Ausbildungszentrums (RAZ) und der Max-Gutknecht-Schule Ulm. Unter dem Motto „Über den Tellerrand – interkulturelle Begegnungen in der Azubi-Küche“ stellen Menschen aus der „Schillerstraße 15“, dem Haus für Bildung, Rehabilitation und Teilhabe, im monatlichen Rhythmus verschiedenste Spezialitäten aus aller Welt vor. Zum Auftakt übernahm Yusupha Sanneh die Regie in der Küche. Auf den Speiseplan setzte er eine Spezialität aus seiner westafrikanischen Heimat: Egusi Soup mit Pounded Yam – eine Art Eintopf mit Melonen-Samen, Fleisch und Gemüse, serviert mit Garnelen und großen, aus der Wurzel Yam bestehenden Klößen. Warum er sich gerade dieses Rezept ausgesucht hat? „Es ist einfach mein Lieblingsgericht!“ Die Idee hinter dieser kulinarischen Reise um die Welt: Einmal pro Monat wird eine fremde Nation mit einem landestypischen Gericht vorgestellt – ausgesucht, gekocht und präsentiert von einem Schüler, Azubi oder Mitarbeiter. Ein wechselndes Team von Jugendlichen hilft dann bei der Zubereitung, andere beschäftigen sich im Vorfeld mit der jeweiligen Region und erstellen eine Infotafel mit Wissenswertem über Land und Leute. Am Ende soll aus dem gesammelten Rezepten und Geschichten drum herum ein Kochbuch entstehen – pünktlich zum Jubiläumsjahr 2018, wenn die Ulmer Bildungseinrichtung 20 Jahre alt wird. 18 | Auf Kurs 1-2018

Absolventin Dagmar Hepp – mit Rückendeckung das Ziel erreicht Plötzlich Klassenbeste Früher: Schulängste, Lernschwierigkeiten und schlechte Noten. Heute: Klassenbeste, eine abgeschlossene Berufsausbildung und einen festen Job. Für Dagmar Hepp lief nach ihrem Neustart am Regionalen Ausbildungszentrum (RAZ) Ulm und der Max-Gutknecht-Schule alles perfekt. Doch danach sah es lange nicht aus. In der Schule fühlte sie sich noch nie wohl, das Lernen fiel ihr schwer – regelrecht Angst hatte sie vor dem Unterricht. Niemals – so ihre damalige Einstellung – wollte sie noch einmal irgendwo die Schulbank drücken. Stattdessen jobbte Dagmar Hepp als ungelernte Mitarbeiterin in einer Firma. Doch da machte man ihr schnell klar: Ohne Ausbildung wird es auf Dauer schwer werden für sie auf dem Arbeitsmarkt. Das sah auch die Bundesagentur für Arbeit so und vermittelte die junge Frau aus Oberstadion- Mühlhausen schließlich ans RAZ Ulm. Traumberuf gefunden Dann ging es schnell. Nur fünf Tage nach ihrem ersten Gespräch mit RAZ- Bildungsbegleiter Jochen Gerstner stieg Dagmar Hepp in ihre Ausbildung zur Verkaufshelferin im Bäckerhandwerk ein. Und das war genau ihr Ding. „Wie sie die Kunden angestrahlt hat, da habe ich gleich gedacht: Das ist die ideale Verkäuferin“, erinnert sich Gerstner und schwärmt von Ausstrahlung und Einstellung seiner Ex-Auszubildenden: „Pünktlich, zuverlässig, freundlich.“ Mit diesen Voraussetzungen klappe dann auch der Rest, war sich der Sozialpädagoge schon damals sicher. Und so kam es dann auch. Vom RAZ und der Max-Gutknecht-Schule erhielt Dagmar Hepp die nötige Unterstützung, fand dort geduldige, engagierte und erfahrene Lehrer und Aus- Freut sich über ein gutes Zeugnis und einen nahtlosen Übergang ins Arbeitsleben: Dagmar Hepp, Ex-Azubi des Regionalen Ausbildungszentrums (RAZ) Ulm. Foto: Klaus bilder vor, auch von ihrer Mutter Rita bekam sie wichtige Rückendeckung. Und sie selbst tat auch alles für den Erfolg. Sie überwand ihre Schulangst, hatte am Ende nur einen einzigen – krankheitsbedingten – Fehltag in drei Ausbildungsjahren. Vor allem aber stand sie gerne hinter der Verkaufstheke – anfangs in der RAZ-Bäckerei in der Schillerstraße 15, ab dem zweiten Lehrjahr in ihrem Praktikumsbetrieb, der Bäckerei Keck in Schemmerhofen. Festanstellung nach Ausbildung Auch die Noten wurden immer besser, ihre Ausbildung schloss die heute 22-Jährige im vergangenen Sommer sogar als Klassenbeste ab. „Und ich habe nebenher auch noch den Führerschein gemacht“, sagt sie stolz. Darüber hinaus engagierte sie sich für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler in der Teilnehmervertretung des RAZ sowie als Klassensprecherin. Und in ihrem Praktikumsbetrieb bewährte sich Dagmar Hepp so gut, dass sie jetzt dort als festangestellte Mitarbeiterin nahtlos übernommen wurde. „Wenn wir einen Sonderpreis für Absolventen vergeben würden“, so Jochen Gerstner, „sie hätte ihn sich verdient“. Weitere 37 Absolventen Neben Dagmar Hepp haben weitere 37 junge Menschen (darunter elf externe Schüler) im Regionalen Ausbildungszentrum (RAZ) und in der Max- Gutknecht-Schule im Jahr 2017 ihre Berufsvorbereitung (BvB) oder -ausbildung abgeschlossen. „Alle haben bestanden“, freuten sich RAZ-Einrichtungsleiterin Birgit Simon und Schulleiter Roland Groner zusammen mit den jungen Frauen und Männern über das gelungene Ende eines wichtigen Lebensabschnittes und den Beginn eines neuen Kapitels: den Start einer Lehre oder den Einstieg ins Berufsleben. Christof Klaus Auf Kurs 1-2018 | 19

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