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Auf Kurs 01/2017

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BBW im Überblick

BBW im Überblick Aktuelle Teilnehmer-Eingangserhebung: Anteil psychischer Diagnosen steigt Berufsbildungswerke – wichtiger denn je Immer multikultureller, mit immer höheren Schulabschlüssen aber auch mit immer größeren psychischen Problemen: So sind die Azubis und Schüler des Ravensburger BBW und der anderen 51 Berufsbildungswerke in Deutschland. Das belegen die Daten aus der aktuellen bundesweit erhobenen Teilnehmerstatistik. Seit 35 Jahren bringt das zur Stiftung Liebenau gehörende Ravensburger BBW junge Menschen mit besonderem Teilhabebedarf beruflich sowie auch persönlich auf Kurs und vermittelt sie erfolgreich in den Arbeitsmarkt. Dabei werden die Herausforderungen für diese Einrichtungen Jahr für Jahr größer. Wie die aktuelle bundesweite Teilnehmereingangserhebung der deutschen Berufsbildungswerke belegt, wies von den Neu-Azubis des Herbstes 2015 mehr als jeder fünfte eine psychische Störung auf. Psychische Diagnosen nehmen zu Damit setzt sich der Trend fort, dass immer mehr Teilnehmer mit Diagnosen wie Autismus, ADHS oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung in die Berufsbildungswerke kommen – insbesondere auch nach Ravensburg. Dort reagierte man schon vor Jahren auf diese Entwicklung und schärfte sein Profil dahingehend. Ein spezieller Fachdienst kümmert sich um Diagnostik, Therapie und psychologische Betreuung der betroffenen Jugendlichen. Und so gilt das BBW längst als überregional anerkannte Adresse zum Beispiel im Umgang mit autistischen Jugendlichen. Im vergangenen Ausbildungsjahr 2015/2016 betreute man in Ravensburg rund 70 Autisten in Berufsvorbereitung und Ausbildung – Tendenz steigend. Trend: Immer mehr Hauptschüler Auch der Trend zu höheren Schulabschlüssen der BBW-Teilnehmer hält an. Zwar stellen die Förderschulabsolventen nach wie vor die größte Gruppe, doch immer häufiger kommen auch ehemalige Hauptschüler ins BBW. Sogar Ex-Gymnasiasten sind inzwischen im BBW anzutreffen. Einem steigenden Anteil der Teilnehmer bietet das BBW auch einen Wohnplatz, insbesondere weil die soziale und persönliche Situation der betroffenen Jugendlichen es erfordern. Wie die aktuellen Zahlen zeigen, sind Berufsbildungswerke für junge Menschen zunehmend die zweite Chance auf dem Weg ins Berufsleben. So hat fast jeder fünfte neue BBW-Azubi des Jahrgangs 2015 zuvor eine betriebliche Ausbildung abgebrochen. Das Ravensburger BBW liegt dabei zwar etwas unter dem Bundesdurchschnitt. Dennoch waren es auch hier gut 16 Prozent der Lehrlinge, die es im ersten Anlauf auf dem freien Ausbildungsmarkt nicht geschafft haben. Als Inklusionsschlüssel gefragt Für BBW-Geschäftsführer Herbert Lüdtke verdeutlichen diese Fakten die Bedeutung der Berufsbildungswerke als Spezialeinrichtungen, um Jugendliche mit immer höherem Teilhabebedarf am schwierigen Übergang von Schule und Beruf aufzufangen: „Das BBW als Inklusionsschlüssel wird mehr gebraucht denn je.“ Multikulturell geprägt sind die Berufsbildungswerke schon seit Jahren. So hatte bundesweit gesehen auch 2015 jeder fünfte Neueintritt einen Migrationshintergrund. Dazu kommt aktuell aber die große Aufgabe, die unterschiedlichsten Kulturen auch über Maßnahmen der Jugendhilfe zu integrieren und sich im Zuge der Flüchtlingsbetreuung etwa um Unbegleitete minderjährige Ausländer zu kümmern. Ziel: Teilhabe für jeden Und so richtet man sich mittlerweile an die unterschiedlichsten Zielgruppen. Gegründet wurde das Ravensburger BBW einst als Einrichtung für Menschen mit einer Lernbehinderung. Auch die gibt es nach wie vor im BBW. „Diese Jugendlichen brauchen vor allem eines: Zeit“, so Geschäftsführer Lüdtke. Wenn ihnen diese bei optimaler Förderung gewährt werde, könnten ihre vorhandenen Stärken gestärkt und neue Kompetenzen entwickelt werden. Doch egal mit welchen Vorgeschichten, Diagnosen und Startschwierigkeiten die jungen Menschen auch ins BBW kommen. Das Ziel ist für alle dasselbe geblieben: Teilhabe an der Gesellschaft. Christof Klaus 16 | Auf Kurs Dezember 2016

2016: ein starker Absolventen-Jahrgang Grund zum Jubeln: Die erfolgreichen Absolventen des BBW können nun als frisch gebackene Fachkräfte im Arbeitsleben durchstarten. Foto: Klaus „Heute ist Ihr Tag“, sagte BBW-Geschäftsführer Christian Braun bei der Abschlussfeier zu den 112 frisch gebackenen Fachkräften und lobte insbesondere ihr Durchhaltevermögen. Glückwünsche gab es auch von Baden-Württembergs Minister für Soziales und Integration höchstpersönlich. So würdigte Manfred Lucha (Bündnis 90/Die Grünen) in seinem Grußwort die Arbeit des BBW sowie die Leistung der Absolventen: Diese seien ein starkes Zeichen dafür, „dass man es auch schaffen kann, wenn man es nicht so einfach hat“. Auf dem Weg zum Meister: Ex-Azubi Christian Müller Schon vor drei Jahren hatte er hier seine Abschlusszeugnisse bekommen – bei der Absolventenfeier 2016 stand er nun wieder auf der Bühne, diesmal als Interview-Partner: der ehemalige BBW-Azubi Christian Müller. Seine Botschaft an den aktuellen Absolventenjahrgang: „Bleibt dran!“ Dieser Devise folgt auch der 24-Jährige selbst. Nachdem er sich in seinem gelernten Beruf als Fachlagerist erfolgreich bewährt hat und inzwischen auch ausbilden darf, nimmt er gerade sogar seine Meister-Ausbildung in Angriff. Dabei war auch sein Weg zunächst steinig. In der Schule lief es nicht rund, die Realschule brach er ab, war arbeitslos. Das Jugendamt empfahl dem jungen Mann aus Bayern einen Tapetenwechsel. Drei Berufsbildungswerke standen seinerzeit zur Auswahl. Er entschied sich für Ravensburg. „Dort hat es mir am besten gefallen.“ Und so startete er nach einem Jahr Berufsvorbereitung im BBW auch in die Ausbildung. 2013 war er fertig und bekam gleich einen Job bei einem Sanitärgroßhandel in München. Das BBW habe ihn gut auf die Arbeit vorbereitet, sagt er, wobei der Berufseinstieg schon noch mal eine Umstellung gewesen sei. Aber, wie gesagt: Er ist immer drangeblieben. Rückkehr an die alte Wohn- und Ausbildungsstätte: Christian Müller aus München war Gast bei der BBW-Absolventenfeier 2016. Foto: Klaus Auf Kurs Dezember 2016 | 17

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