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Anstifter 3, 2022 der Stiftung Liebenau

Schwerpunkt Was war für

Schwerpunkt Was war für Sie persönlich Ihr größter Erfolg? Diese Frage beantworten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung Liebenau Ich habe vier wunderbare Kinder ins Leben begleitet, sie in ihrer Individualität bestärkt, ihnen einen sicheren Hafen geboten und zugleich die Freiheit gelassen, sich zu entfalten. Das ist für mich persönlich mein größter Erfolg. Christine Volk, St. Lukas-Klinik, Liebenau ... in Deutschland anzukommen, um eine neue Sprache zu lernen und jetzt für die Stiftung Liebenau in einem Bereich zu arbeiten, den ich liebe, und Menschen zu helfen. Das war großartig. Paula Tizzei, St. Lukas-Klinik, Liebenau Als persönlich größten Erfolg empfinde ich, dass ich jetzt die Prüfung zum ‚Diplom-Sozialbetreuer Behindertenbegleitung‘ mit ausgezeichnetem Erfolg bestanden habe. Es gibt mir ein sehr gutes Gefühl, dass ich all meine Aktivitäten mit den Klientinnen und Klienten auch fachlich fundiert begründen kann. Michael Jeschke, Lebenswelt St. Antonius, Kärnten In Sankt Petersburg habe ich viele Jugendliche und Erwachsene auf die internationalen Sprachprüfungen vorbereitet und jedes Mal, wenn sie ihre Sprachzertifikate bekamen, jubelte ich mit, denn ich wusste, dass ich zur Erfüllung ihrer Träume beigetragen habe. Mein größter persönlicher Erfolg besteht darin, dass ich gerne Leute, die ich privat oder beruflich kenne, zusammenbringe. So entstehen immer wieder neue Konstellationen, die scheinbar Unmögliches möglich machen. Olga Sidorova, Berufsbildungswerk Adolf Aich, Ravensburg Barbara Reichstein, WfbM Villingen-Schwenningen 18 anstifter 3 | 2022

Schwerpunkt Nur nicht stehenbleiben Ein ehemaliger Auszubildender am Berufsbildungswerk im Porträt Thomas Sauerborn hat es geschafft. Der 33-jährige hat seine Prüfungen zum Fachpraktiker Küche im Berufsbildungswerk Adolf Aich in diesem Jahr mit 1,0 bestanden. Dafür wurde er nicht nur von der IHK ausgezeichnet, sondern auch mit einer Festanstellung im „Felders Restaurant“, einer der Top- Adressen am Friedrichshafener Bodenseeufer, belohnt. „Mein größter Erfolg ist, dass wir hier bei einem Cappuccino sitzen und uns ganz normal unterhalten können“, sagt Thomas Sauerborn gleich zu Beginn des Gesprächs. Mehr als ein Jahrzehnt wurde er logopädisch behandelt und hat gegen seine angeborene Muskelschwäche „antrainiert“, wie er es nennt. Bemerkbar macht sie sich vor allem in einem Sprachfehler, der heutzutage zwar noch wahrnehmbar ist, aber kein Verständigungsproblem mehr darstellt. Das liegt auch am selbstbewussten Auftreten des jungen Mannes aus Eberbach, einer Kleinstadt im Rhein-Neckar-Kreis. In der Stephen-Hawking-Schule, im nahegelegenen Neckargemünd, wird er schon früh gefördert. Die sonderpädagogische Bildungseinrichtung hat sich auf Kinder und Jugendliche mit motorischen Entwicklungsstörungen spezialisiert und wird seine zweite Heimat. Obwohl er ein absoluter Familienmensch ist, Sauerborn ist der Mittlere von drei Geschwistern und beide Eltern sind in sozialen Berufen tätig, hat er schon mit 19 Jahren den großen Drang nach Selbstständigkeit. Auch darin unterstützen ihn die Eltern, wo es geht. Zunächst mutet er sich allerdings etwas zu viel zu. Eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsgärtner bricht er ab, ehe er in Überlingen ein passendes Modell für sich findet. „Bei den Sozialkulturellen Diensten hatte ich einen Job in der Werkstatt für behinderte Menschen und eine eigene Wohnung bekommen. Gleichzeitig konnte meine Mutter ruhig schlafen, weil ich dort einen Betreuer an meiner Seite hatte.“ Finanziell sind in dieser Zeit keine großen Sprünge möglich, persönlich entwickelt er sich jedoch enorm. Vor allem lernt er Geduld. Und die benötigt er auch für seinen nächsten Schritt. Mit Geduld zum Ziel „Kochen war schon immer meine große Leidenschaft. Es gibt Fotos von mir, auf denen ich als Sechsjähriger mit meiner Mutter in der Küche rumwurschtel“, sagt Thomas Sauerborn. Er möchte seine Berufung zum Beruf machen und nimmt dafür Umwege in Kauf. In einem Pflegeheim beginnt er ein Praktikum und erhält die Chance, sich für eine Ausbildung Durch harte Arbeit und mit Durchhaltewillen zum Ziel: Thomas Sauerborn hat seine Ausbildung mit Bravour absolviert und arbeitet in seinem Traumberuf Koch. zum Beikoch zu empfehlen. Sein Einsatz wird ein Jahr später belohnt. Im Zuge der Ausbildung kommt er schließlich ins BBW, zunächst nur für den Berufsschulunterricht. Als endlich alles gut läuft, kündigt sein Ausbilder im Betrieb unerwartet. Die Ausbildung steht auf der Kippe. Ein Dämpfer? Zum Glück nur kurz, denn seine Berufsschullehrer vermitteln ihn ins Ausbildungsrestaurant des BBW, wo er bei Küchenchef Dirk Eberhard schnell seinen Platz findet und sich mit Leidenschaft einbringt. Vor der praktischen Prüfung ist er dann doch ein wenig nervös. „Klar, dass es da besonders kribbelt. Ich habe mir aber nichts anmerken lassen.“ Auch ein Jahr nach der Prüfung schaut er hier noch gerne auf einen Kaffee mit den alten Kollegen und Ausbildern vorbei oder trifft seine damalige Bildungsbegleiterin zum Essen. Dann genießt er es, mal bekocht zu werden und nicht selbst am Herd zu stehen. Apropos stehen. Wie steht es eigentlich mit der Laufleistung eines Kochs? Thomas Sauerborn schmunzelt: „Als wir kürzlich im Restaurant Warenlieferung hatten, habe ich den Schrittzähler mal mitlaufen lassen. Abends waren gut 40000 Schritte auf der Uhr.“ Das entspricht ungefähr 28 Kilometer. Seinen Cappuccino hat Thomas Sauerborn während des Gesprächs übrigens nicht angerührt. Im Gehen schüttet er ihn förmlich herunter. „Das bin ich von der Arbeit so gewohnt“, sagt er beiläufig. Stehenbleiben ist wirklich nicht seine Sache. (dk) anstifter 3 | 2022 19

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