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Anstifter 3, 2020 der Stiftung Liebenau

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Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Bildung, Familie, Gesundheit, Pflege und Lebensräume, Service und Produkte sowie Teilhabe.

Stiftung Liebenau Wir haben uns verändert von Prälat Michael H. F. Brock Ich vermisse die verschwenderische Nähe, die es früher gab. Eine Umarmung, ein Händedruck, ein Kuss. Wir halten einander auf Abstand. Covid 19 hat uns verändert. Oder besser: die Angst davor. Ich finde alle Maßnahmen nachvollziehbar. Mund- und Nasenschutz. Abstand, Lüften, Hygiene. Und doch wehrt sich alles in meinem Inneren. Ich will riechen, spüren, berühren. Ja, ich will, dass es endlich vorbei ist. Eine Weile Abstand war ja okay. Eine Weile eigeschränkt zu sein, war auch okay. Aber jetzt muss es doch endlich vorbei sein. Aber es ist nicht vorbei. Das zu leugnen wäre unvernünftig und unverantwortlich. Aber was machen wir jetzt? Vielleicht wäre es gut, einander einzugestehen, dass die letzten Monate uns bereits verändert haben. Die innere Angespanntheit ist zu einem bleibenden Zustand in uns geworden. Wieviel Abstand tut gut oder muss sein? Auf wieviel Nähe können oder müssen wir verzichten, womöglich dauerhaft? Mit wieviel Unverständnis müssen wir rechnen und es bleibend ertragen? Die Besuche sind weniger geworden. Hände reichen wir uns keine mehr. Umarmung? Fehlanzeige. Aber das Bedürfnis danach steigt. Es schmerzt der Gedanke, dass Abstand und vermehrte Einsamkeit zu unserer neuen Normalität wird. Wir gehen ganz unterschiedlich damit um. Es gibt Menschen, die es gar nicht mehr ertragen. Sie müssen Vorschriften brechen und flüchten sich in eine Normalität, die es gar nicht mehr gibt. Andere verkriechen sich daheim. Ich habe keine endgültigen Antworten, nur vorsichtige Gedanken. Die Zeit des „Alles ist machbar“ ist endgültig vorbei. Und ganz einfach gesagt: Wir sind sterbliche, zerbrechliche, schutzbedürftige Menschen. Das waren wir zwar schon immer. Aber jetzt stellt sich die Frage ernster denn je, wie gehen wir mit unserer Sterblichkeit um. Für mich kann ich sagen: Ich halte die Vorschriften ein, halte Abstand, gehe nicht auf Feiern. Aber ich muss neue „Umarmungen“ finden bei Menschen, die meine Nähe brauchen. Ich meine wirkliche Nähe in untröstlichen Situationen. Ich versuche Begegnungen zu schaffen, die nicht ansteckend sind. Ich telefoniere mehr, schreibe Online-Botschaften. Spüre, dass es kein wirklicher Ersatz ist für eine Umarmung, und erlebe unendliche Spannung in mir. Die Augen müssen lernen zu umarmen, und meine Blicke müssen bei meinem Gegenüber Nähe spüren lassen, die berührt. Meine Worte müssen es versuchen und mein Körper Nähe ausstrahlen. Viele leben in Familien, in denen wirkliche Nähe erlaubt ist, oder in häuslicher Gemeinschaft. Sie so zu gestalten, dass Nähe auch wohltuend ist, ist die neue Normalität. Sie nicht als selbstverständlich zu betrachten, gehört dazu, sie zu pflegen und wertzuschätzen. Dass Nähe ein Schatz ist, der das Leben erst lebenswert macht, spüre ich in diesen Tagen. Hoffentlich bleibt das, wenn alles wieder „normal“ ist. Dass wir ein Gefühl füreinander haben, was schmerzt und uns zerbrechen lässt, und wie heilsam es sein darf, einander wieder berühren zu dürfen, wo heute nur Worte und Zeichen sein können. Die Zerrissenheit bleibt und auch die Sehnsucht. Diesen und andere Impulse können Sie auch anhören: www.stiftung-liebenau.de/impulse 10 anstifter 3 | 2020

Stiftung Liebenau „Mit wem oder was würden Sie gern für einen Tag tauschen?“ Diese Frage beantworten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung Liebenau Ich wäre gerne mal einen Tag lang ein Bussard: von weit oben einen Blick auf das Große haben und trotzdem ein scharfes Auge für die kleinen Dinge dieser Welt. Mit einem Greifvogel, dem Milan. Er gleitet hoch oben ruhig und setzt plötzlich zum Sturzflug an. Kleinste Details im großen Ganzen zu erkennen, diese Fähigkeit fasziniert mich. Franz Völk, Liebenau Service Stefanie Boison-Weippert, Berufsbildungswerk Adolf Aich Gerne würde ich mit einem Affen einen Tag lang tauschen. Dann könnte ich mit Kraft und Leichtigkeit klettern und mich von einem Ast zum anderen schwingen – und die Welt wird zu einem riesigen Spielplatz. Cora Hodrus, Physiotherapie-Praxis Liebenau Ich wäre gerne einen Tag lang ein Mann, weil die meistens Recht haben wollen und sich gerne bedienen lassen. Ich wäre gern für einen Tag ein Adler. Frei und unabhängig durch die Lüfte zu fliegen, die Welt aus der Vogelperspektive zu sehen, viele verschiedene Eindrücke zu sammeln und immer spontan entscheiden zu können, wann und wo ich gerne landen möchte, stelle ich mir sehr schön vor. Gerade in der Corona-Zeit, wäre das doch ein großer Vorteil. Sabine Gorse, Haus der Pflege Magdalena Ehningen Sanna Kohl, Gemeindeintegriertes Wohnen Friedrichshafen anstifter 3 | 2020 11

Hier finden Sie Impulse für den Alltag

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