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Anstifter 3, 2019 der Stiftung Liebenau

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Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Bildung, Familie, Gesundheit, Pflege und Lebensräume, Service und Produkte sowie Teilhabe.

Stiftung Liebenau Aufsichtsrat trifft Werkstattrat und Heimbeirat Was ist ein Aufsichtsrat und welche Aufgaben hat er? Was läuft gerade bei den Werkstatt- und Heimbeiräten, was bei den Frauenbeauftragten und welche Aufgaben haben sie? Welche Themen treiben die einzelnen Gremien derzeit um? In einer gemeinsamen Sitzung des Aufsichtsratsausschusses Soziale Dienste der Stiftung Liebenau mit diesen Gremien und deren Vertrauenspersonen wurden lebhaft über diese Fragen diskutiert. Es ging insbesondere um die Busanbindung der Ortschaft Liebenau, die lokale Verpflegung, die Wichtigkeit von Förderwerkstätten für viele Beschäftigte und der spürbare Verlust von Lebensqualität für die Bewohner in Folge des Fachkräftemangels. Der Aufsichtsratsausschuss Soziale Dienste behandelt vorrangig fachlich-inhaltliche Fragestellungen der Stiftung Liebenau. Ihm gehören Paul Locherer, Dr. Gabriele Nußbaumer, Sr. M. Birgit Reutemann, Dekan Sigmund Schänzle und I. k. H. Mathilde Fürstin von Waldburg-Zeil an. Seitens der Werkstatträte nahmen Manuel Maier, Tanja Mayer und Josef Staib und von den Heimbeiräten Christian Duelli, Elfriede Hein, Nicole Weiß und Christopher Sinzig sowie die Frauenbeauftragten Stefanie Bernecker, Melanie Hammelsbeck, Carola Sortino und Melanie Rosenberger an dem Treffen teil. Die Werkstatt- und Heimbeiräte sowie die Frauenbeauftragten sind gewählte Vertreter von Menschen mit Unterstützungsbedarf und können sich wiederum jeweils an eine Vertrauensperson wenden. Eine Fortsetzung des Austausches der Gremien ist geplant. Termine 25. Oktober 2019 25 Jahre Lebensräume für Jung und Alt Vogt 7. November 2019 parentum Fachmesse: Schule – und dann? Friedrichshafen 7. und 8. November 2019 Winterzeit im Liebenauer Landleben Liebenau 13. und 14. Dezember 2019 Winterfeuer Liebenau 14. Dezember 2019 Adventskonzert Liebenau 25. Januar 2020 Fachtag Autismus Ravensburg 27. Januar 2020 Gedenktag Euthanasie Liebenau 27. Februar 2020 Fachtag: Stark im Job - Herausforderungen meistern und gesund bleiben Liebenau Januar bis Dezember 2020 Jubiläumsjahr mit spannenden Fachtagen, lebendigen Festen und viel Unterhaltung. Infos ab 1. Januar 2020 unter www.150jahre.stiftung-liebenau.com Näheres erfahren Sie unter: www.stiftung-liebenau.de/aktuelles/termine 14 anstifter 3 | 2019

Meine Geschichte Einfach loslassen Bogenschießen ist Training für Körper, Seele und Geist. Schuss um Schuss stärken Jugendliche im Ravensburger Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) im Umgang mit Pfeil und Bogen Selbstvertrauen und Körperbewusstsein. Einer, der mit ihnen zusammen auf Robin Hoods Spuren wandelt, statt Raubzügen aber die Förderung der Teilnehmenden im Sinn hat, ist Dietrich Bross, Mitarbeiter des Fachdienstes Diagnostik und Entwicklung. Und das alles beginnt immer mit einem festen Ritual. Dietrich Bross schließt die Augen und hält inne. Seine Hände sind auf der Brust verschränkt und umfassen den Bogen, dessen unteres Ende er auf die linke Fußspitze gestellt hat. In dieser Position harrt er aus. Zwei, drei Minuten lang. „Ich entspanne mich, spüre, dass ich im Hier und Jetzt bin. Und ich horche ein bisschen in mich hinein.“ Nach einer Weile öffnen sich dann die Augen fast von allein wieder. Der Körper gibt das Signal: Ich bin bereit, es kann losgehen! Mit diesem meditativen Ritual startet Dietrich Bross jedes Mal, wenn er gemeinsam mit Schülern und Azubis des BBW zu Pfeil und Bogen greift. In der Bildungseinrichtung wird das Bogenschießen seit Jahren als therapeutisches Instrument eingesetzt. Geschossen wird ohne Hilfsmittel, allein nach Gefühl und Intuition. Das Timing, die gespannte Sehne loszulassen, soll aus dem Bauch heraus kommen. Dieses „intuitive Bogenschießen“ gilt als die ursprünglichste und älteste Art des Bogenschießens. Gingen Menschen einst so auf die Jagd nach Nahrung, verfolgt man heute in der Therapie ganz andere Ziele. Die Jugendlichen, nicht zuletzt auch jene mit ADHS, können zur Ruhe kommen und für einen Moment alles andere um sich herum ausblenden – und auch im übertragenen Sinne durch das Lösen der gespannten Sehne: Loslassen. Und zwar ganz ohne Leistungsdruck. Das stärkt die Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit und sorgt für ein intensives Erleben des eigenen Körpers. Auch das Sozialverhalten wird trainiert, und mit jedem Pfeil steigt das Selbstwertgefühl. Dietrich Bross hat das Bogenschießen schon vor 18 Jahren für sich entdeckt, es nicht nur privat ausgeübt, sondern auch immer wieder in seinem Job als Arbeitserzieher eingesetzt – zunächst noch als erlebnispädagogisches Element. Später machte er dann eine Zusatzausbildung im Therapeutischen Bogenschießen. Vor sieben Jahren kam er ins BBW, zunächst in die WfbM-Gruppe des Schreinerzentrums, später bot er Coolness- und Antiaggressivitätstrainings an, seit mehr als drei Jahren ist er ganz beim hauseigenen Fachdienst Diagnostik und Entwicklung. Dort macht er hauptsächlich Einzelcoaching und unterstützt damit – als Bindeglied zur Ausbildung – die jungen Menschen mit besonderem Teilhabebedarf auf dem Weg in den Beruf. Und eines seiner Steckenpferde ist eben das Bogenschießen, das er zusammen mit weiteren Kollegen regelmäßig für Teilnehmende aus Ausbildung und Berufsvorbereitung anbietet. Ob der Bewegungsablauf beim Bogenschießen an sich tatsächlich ein Ritual ist, da scheiden sich die Geister, wie Bross berichtet. „Aber das Davor und Danach kann man als ritualisierte Handlung bezeichnen.“ So auch das Abspannen der Sehne vom Bogen, das zum Abschluss des Bogenschießens von Dietrich Bross und seinen Jugendlichen ebenso zelebriert wird wie der Beginn. (ck) anstifter 3 | 2019 15

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