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Anstifter 3, 2017 der Stiftung Liebenau

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Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Bildung, Familie, Gesundheit, Lebensräume, Pflege, Service und Teilhabe.

Stiftung Liebenau Österreich Leichter loslassen können Projektstart Palliative Care in der Stiftung Liebenau Österreich Schwerstkranke oder sterbende Menschen und ihre Angehörigen bedürfen der Palliative Care, einer ganzheitlichen Fürsorge: physisch, psychisch und sozial. Die Fachkräfte sind gefordert, multiprofessionell und bereichsübergreifend zu agieren. In zwei Vorarlberger Pflegeheimen der Stiftung Liebenau Österreich werden bestehende Strukturen und Standards derzeit im Rahmen des zweijährigen Projekts Palliative Care und begleitet vom Mobilen Palliativteam Vorarlberg neu überdacht. Im Mittelpunkt stehen nach wie vor die Betroffenen und ihre Angehörigen. Anna Huber (Name von der Redaktion geändert) hat einen Tumor an der Wirbelsäule. Seit der Operation im Juli 2015 ist klar: Die Möglichkeiten der kurativen Medizin sind ausgeschöpft. Nach ihrem Krankenhausaufenthalt kommt die 77-Jährige auf die Pflegestation des Seniorenheims Tschermakgarten. Die Schwiegertochter ist dort seit vielen Jahren in der Betreuung beschäftigt und kennt das Engagement in der palliativen Fürsorge. „Meine Schwiegermutter wird hier vom gesamten Team aufgefangen. Die Pflegenden verhalten sich sehr umsichtig und mitfühlend“, sagt sie. Zurzeit arbeiten die sechs Pflegekräfte des Palliativteams Tschermakgarten in Bregenz und weitere sechs im St. Josefshaus Gaißau im Rahmen des zweijährigen Projekts „Palliative Care und Hospizkultur“ zudem äußerst reflektiert. Jedes Palliativteam erhält insgesamt acht Coaching-Sitzungen. Sie dienen dazu, die eigene Arbeit gemeinsam mit Fachkräften des Mobilen Palliativteams Vorarlberg zu analysieren, zu bewerten und zu strukturieren. Parallel zum Coaching erhalten die Mitarbeiter eine Basisschulung zu den Themen Kommunikation mit Demenzkranken, Nahrungsverweigerung, Aggression, Begleitung Sterbender und Angehörigenarbeit. Teil des Projekts ist zudem eine interdisziplinäre Fallbesprechung. „Wir erfahren Bestätigung für Maßnahmen, die wir schon anwenden, und lernen Neues“, sagt Wohnbereichsleiterin und Palliativbeauftragte Bettina Pitscheider. „Neu ist zum Beispiel der Vorsorgedialog, ein Kommunikationsprozess, mit dem wir Gespräche mit Bewohnern und Angehörigen vorab strukturiert durchführen können. Neu sind auch das einheitliche Konzept zur Schmerzbeurteilung, das Coaching und die Supervision. All das fördert die Struktur, etabliert Standards.“ Anna Huber hat körperliche Schmerzen. Auch mit dem nahenden Tod kann und will sie sich nicht abfinden. Sie hat Angst, kann nachts nicht schlafen, will nicht alleine sein. Zur Palliativ-Pflege gehören daher nicht nur individuell abgestimmte Medikamente, sondern auch alternative Maßnahmen. „Die Schmerzpatientin soll vergessen können und dürfen, wie schlecht es ihr geht. Soll nicht alleine sein müssen, wenn sie das nicht will“, betont die Palliativbeauftragte. Unerlässlich seien allerdings eine gründliche Biografiearbeit und das Vorsorgegespräch. So hat das Palliativteam im Seniorenheim Tschermakgarten gemeinsam mit Anna Huber und ihrer Schwiegertochter herausgefunden, dass die ältere Frau bei körperwarmen Berührungen, Vogelstimmen (von der CD) und Aromatherapien besonders gut entspannen kann. „Im Grunde ist fast jeder Pflegeheim-Bewohner ein Palliativ-Fall“, bemerkt Bettina Pitscheider. „Es ist wichtig, dass wir sensibilisiert und geschult sind, dass wir Strukturen und Standards haben, die die Qualität sichern. Wenn sich die Mitarbeiter sicher fühlen, spüren das auch die Bewohner und ihre Angehörigen.“ (ebe) 38 anstifter 3 | 2017

Stiftung Liebenau Österreich Am Festtag im Glück Stiftung Liebenau Österreich feiert fünf Jahre Lebenswelt St. Antonius Ideen sammeln, Kuchen backen und sich darauf einstellen, die eigene Wohnung zu zeigen: Auf den Tag der offenen Tür zum fünfjährigen Jubiläum der Lebenswelt St. Antonius haben sich die 26 jungen Erwachsenen mit Behinderung gemeinsam mit ihren Betreuern gut vorbereitet. Mit viel Eifer und noch mehr Freude konnten sie Ende Juni rund 150 Gäste empfangen, bewirten und durchs Haus führen. „Ich habe den Kuchen gebacken“, sagt Marko Genser stolz lächelnd und betont: „Mit Kirschen!“ Der 28-Jährige lebt in einer der drei Wohngemeinschaften der Lebenswelt St. Antonius, die in der ehemaligen Villa Lerchbaumer eingerichtet wurden, und ist im Küchenteam beschäftigt. „Den Kuchen haben wir zusammen gemacht“, korrigiert ihn selbstbewusst eine Kollegin und Mitbewohnerin. Glücklich sind an diesem Tag auch die Beschäftigten der Kreativwerkstatt, die gemeinsam mit interessierten Gästen die vorbereiteten Sonnenblumen aus Salzteig bemalen und nebenan bereits gefertigte Werke wie selbst genähte Kirschkernkissen oder Glückspilze aus Sektkorken verkaufen. Die so genannte Arbeitswelt bietet insgesamt 26 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Entsprechend ihren individuellen Interessen, Fähigkeiten und Ressourcen sind sie in der Küche, Gärtnerei, Kreativwerkstatt oder in der Kunstwerkstatt im handwerklichen Bereich beschäftigt. Die Arbeitswelt steht vorrangig den 17 Bewohnerinnen und Bewohnern zur Verfügung, neun weitere Beschäftigte kommen von auswärts. Die Produkte werden auf den Oster- und Weihnachtsbazaren im Haus oder auch in der Stadt verkauft. „Tägliches Ziel in der Lebenswelt St. Antonius ist es, die jungen Menschen so zu betreuen, dass sie möglichst normal, das heißt weitgehend selbstbestimmt leben können“, sagt Hausleiterin Bernadette Peitler, „dazu gehört neben dem Alltag und der Arbeit auch die Freizeitgestaltung.“ Highlights sind die regelmäßigen Ausflüge in die Stadt zum Shoppen oder zum Friseur, die jährliche Performance mit der Band „Jemm Music Project“, Kurzurlaube etwa in Norditalien am Strand oder im Gästehaus St. Anna in Stadl-Paura. Sehr beliebt ist auch der neue Snoezelen-Raum im Erdgeschoss: zum Entspannen und zur Stimulierung der Sinne. Beim Gang durch die in verschiedenen Stilen eingerichteten Wohnungen sind die Gäste beeindruckt von der Größe der Räume und dem Inventar, das zum Teil von den jeweiligen Wohnungspatinnen gestiftet wurde. (ebe) Interessierte Gäste am Verkaufsstand: Die verschiedenen Produkte haben die Beschäftigten im Verlauf des vergangenen Jahres gefertigt. anstifter 3 | 2017 39

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