Mediathek der Stiftung Liebenau
Aufrufe
vor 5 Jahren

Anstifter 3, 2017 der Stiftung Liebenau

  • Text
  • Liebenau
  • Stiftung
  • Menschen
  • Anstifter
  • Teilhabe
  • Arbeit
  • Bewohner
  • Mitarbeiter
  • Behinderung
  • Haus
Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Bildung, Familie, Gesundheit, Lebensräume, Pflege, Service und Teilhabe.

Stiftung Liebenau Pflichtbewusster Herzensmensch Ihre königliche Hoheit Mathilde Fürstin von Waldburg-Zeil feierte im September ihr 20-Jähriges Jubiläum im Aufsichtsrat der Stiftung Liebenau. Höchste Zeit für einen Besuch auf Schloss Rimpach. Es gibt diese typischen Astrid-Lindgren-Mädchen. Sie klettern auf Bäume, messen sich mit den Jungs und weinen nicht, wenn sie sich mal die Knie aufschlagen. Man denke da nur an Pipi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter, die sich beide in einer streng patriarchalischen Welt zu behaupten wissen. Ähnlich erging es auch Ihrer königlichen Hoheit Mathilde Fürstin von Waldburg-Zeil. Mit einem Unterschied: Sie entstammt keiner Seeräuberdynastie, sondern dem Hause Württemberg. „Ich hatte eine wunderbare Kindheit, nicht ganz alles war wie im Märchen“, sagt Fürstin Mathilde und lacht. Zunächst wächst sie mit ihren vier Brüdern in Friedrichshafen auf. Als sie 15 Jahre alt ist, wird ihre Schwester Fleur geboren. Sie liebt es, mit den Kindern des Hauspersonals im Schlossgarten Fußball zu spielen. Erst in der Schule wird sie sich ihrer „privilegierten Stellung“ bewusst, eine Bezeichnung, die ihr nur widerwillig über die Lippen kommt. „Ich trage Jeans wie ihr alle auch“, entgegnet sie ihren Mitschülerinnen, wenn die sich wundern, dass ihre blaublütige Klassenkameradin nicht mit Prinzessinnen-Kleid und Krönchen zum Unterricht erscheint. Derart romantischen Vorstellungen begegnet die Mutter von fünf Töchtern heutzutage eher selten, dafür nehmen die Vorurteile zu. Oft gelingt es ihr, diese mit ihrer Bodenständigkeit abzufedern. Als beim letzten Gunzesrieder Viehscheid der Biernachschub ins Stocken gerät, weil die frischen Gläser ausgehen, greift die Fürstin kurzerhand selbst zum Geschirrtuch und spült die Humpen. Die Nachricht verbreitet sich im Dorf wie ein Lauffeuer. „Diese regionale Verbundenheit, das gehört mit zu unserem Namen“, sagt Fürstin Mathilde. Das Pflichtbewusstsein bekommt sie von ihren Eltern schon früh mit auf den Weg, ihr Vater legt aber ebenso großen Wert auf ein Bewusstsein für soziale Verantwortung. So ist Carl von Württemberg selbst gut zwanzig Jahre Mitglied im Aufsichtsrat der Stiftung Liebenau, ehe er 1997 ausscheidet. Die Verantwortlichen in der Stiftung möchten seine Tochter für das Amt gewinnen, die ist zunächst skeptisch. „Ich habe damals gleich gesagt, dass ich mich nicht im Zahlenjonglieren verstehe. Ich bin ein Herzensmensch“, erinnert sich Fürstin Mathilde. Ein solcher Herzensmensch wurde offenbar gesucht, denn inzwischen blickt sie auf 20 Jahre im Aufsichtsrat der Stiftung Liebenau zurück. Den Blick für die Arbeit an der Basis hat sie aber nicht verloren. Die Kreativwerkstatt in Rosenharz hat es ihr besonders angetan, hier war sie bereits mit ihren Töchtern zu Gast. „Wenn ich sehe, wie glücklich die Menschen in Rosenharz beim Malen sind, macht es mir Spaß, ein Teil davon zu sein“, sagt Fürstin Mathilde. Sie selbst nutzt die rar gesäte Freizeit ebenfalls für kreative Pausen in ihrem Atelier, wo sie malt und schneidert. Ansonsten füllt sie der Job als Managerin des Hauses aber voll aus. „Je mehr man in die Rolle der Fürstin hineinwächst, umso mehr ist man für andere da“. Die anderen, das sind allen voran ihre Töchter, das ist die Großfamilie und nicht zuletzt die Mitarbeiter im Haus. Um dieses große Team zusammenzuhalten, braucht man selbst festen Halt. Den findet Fürstin Mathilde im Glauben. „Man wächst auf mit seiner Geschichte. Man wohnt in einem Schloss. Dafür verzichtet man auch auf vieles“, sagt sie. „Aber der liebe Gott hat mich nun mal in diese Wiege gelegt und dann habe ich das Beste daraus zu machen.“ (dk) 12 anstifter 3 | 2017

Stiftung Liebenau Fit für innovative Lösungsansätze Ergebnisorientierte Kompetenzen in der Projektarbeit Die eigene Komfortzone zu verlassen, ist meist anstrengend und unbequem. Und: Es erfordert Mut. Eine Frau und drei Männer aus der Stiftung Liebenau haben sich im Rahmen eines Lehrgangs der Universität Basel mit dem Unternehmen Bookbridge darauf eingelassen: Sie haben gemeinsam mit insgesamt 14 Kursteilnehmern in nur wenigen Wochen ein Learning-Center auf Sri Lanka auf die Beine gestellt. Obwohl alle aus der Stiftung Liebenau kommen, kannten sie sich kaum: Johanna Langkrär, stellvertretende Leiterin der Akademie Schloss Liebenau, Markus Wursthorn von der Geschäftsleitung der Liebenau Teilhabe, Roland Hund, Einrichtungsleiter in der Liebenau Leben im Alter und zuständig für Expansion und Innovation sowie Ulrich Dobler, Stabsstellenleiter Politik und Internationales in der Stiftung Liebenau. Doch das hat sich durch die Arbeit am gemeinsamen Projekt schnell geändert. „Jeder hat sich mit dem eingebracht, was er hatte. Das hat die Stärke der Gruppe ausgemacht“, erläutert Roland Hund. Eine der wesentlichsten Erfahrungen war das von Strukturen losgelöste Arbeiten. „Normalerweise sind wir geprägt vom jeweiligen Arbeitsumfeld. Hier hatten wir Freiraum, konnten hierarchieunabhängig arbeiten“, blickt Markus Wursthorn zurück. „Dadurch entstanden kurze Wege, Entscheidungen konnten viel schneller getroffen werden“, ergänzt Johanna Langkrär. Und manche Entscheidungen mussten sogar innerhalb von 10 bis 15 Minuten getroffen werden. Unterstützt wurde das Vorhaben durch zeitgemäße Formen der Projektarbeit, denn die Kursteilnehmer kamen aus aller Herren Länder – beispielsweise Südafrika, Costa Rica oder der Schweiz. Häufig wurden Videokonferenzen eingesetzt und mit einer online-basierten Projektmanagement-Plattform gearbeitet. Bestandteil des modular aufgebauten Kurses waren unter anderem auch Methodiken wie das Design Thinking. Ein Ansatz, mit dem Probleme gelöst und neue Ideen entwickelt werden können. Und so einfach es auch klingen mag: „Brainstorming in der Anfangsphase wirklich zuzulassen, Ideen nicht von vornherein zu bewerten, war eine wichtige Erfahrung“, so Roland Hund. Persönlich profitiert haben alle, darin sind sich die Teilnehmer einig. Fachlich wie menschlich „Der wertschätzende Umgang und die gemeinsame Vision aller Kursteilnehmer mit den Projektpartnern auf Sri Lanka waren eine tolle Erfahrung“, meint Ulrich Dobler. Da stecke viel Herzblut drin. Zudem hatten alle Teilnehmer, die zuvor ein Bewerbungsverfahren durchlaufen mussten, mit ihren Vorgesetzten persönliche Lernziele vereinbart. Für die Stiftung Liebenau, die sich entschieden hatte, die vier Teilnehmer zu entsenden, ist klar, dass hier nun Mitarbeiter mit neuen Kompetenzen in Projektarbeit zurückgekommen sind. Für Vorstand Dr. Markus Nachbaur sind diese ein wichtiger Baustein: „Übergreifendes Denken und Handeln zur Lösung sozialer Probleme werden in der Wohlfahrtslandschaft immer wichtiger. Dazu brauchen wir Menschen, die auch konkrete Bottom-up-Prozesse erfahren haben und unsere Strukturen überprüfen und hinterfragen. Auch neue Methoden der Zusammenarbeit gehören dazu“. Darüber hinaus können bestimmte Elemente des Lehrgangs zur Weiterentwicklung bereits bestehender Fort- und Weiterbildungsformate der Stiftung Liebenau genutzt werden. http://bookbridge.org/en/category/ sri-lanka/ Dass die Teilnehmer ihre im Projekt erprobten Lösungskompetenzen auch in der Stiftung Liebenau anwenden können, dessen ist sich Vorstand Dr. Markus Nachbaur (links) sicher. Die Teilnehmer (v.l.) Ulrich Dobler, Johanna Langkrär, Roland Hund und Markus Wursthorn. anstifter 3 | 2017 13

Hier finden Sie Impulse für den Alltag

Anstifter