Stiftung Liebenau Eine Studie mit Aufklärungscharakter Stiftung Liebenau dokumentiert den „Social Return on Investment“ Sozialunternehmen sind Mehrwert-Stifter. Sie schaffen nicht nur mehr Lebensqualität, sondern leisten mit ihrer unternehmerischen Tätigkeit auch aktive Beiträge zur regionalen Wirtschaft. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie zum „Social Return on Investment“, kurz SROI, die die Stiftung Liebenau kürzlich vorgelegt hat. Für den Anstifter erläutert Vorstand Dr. Markus Nachbaur diese Studie. Herr Dr. Nachbaur, mit welchem Ziel hat die Stiftung Liebenau die SROI-Studie in Auftrag gegeben? Soziale Dienstleistungsunternehmen werden häufig als „Kostgänger“ der Öffentlichen Hand betrachtet. Wir beobachten zum Beispiel, dass bei den jährlichen Haushaltberatungen der Kommunen gerade die Sozialausgaben besonders in der Kritik stehen. Dieser Sichtweise wollten wir etwas entgegensetzen und aufzeigen, welchen – auch finanziellen – Beitrag wiederum die Sozialwirtschaft leistet, gerade auch bezogen auf die jeweilige Standortregion. Ist das nicht selbsterklärend? Allein die Arbeitsplätze, die die Stiftung Liebenau anbietet, sind doch schon ein konkreter Gewinn für die Region. Das ist richtig. In der Studie geht es allerdings um genaue Zahlen und Effekte. Denn hier findet ja in gewisser Weise eine Umverteilung statt: Die Geldströme, die in ein Unternehmen fließen, entstehen vor allem in der Region – Entgeltzahlungen, Kostenübernahmen und ähnliches. Die Rückflüsse aber – vor allem Steuern und Abgaben – kommen eher auf Bundes ebene an. Wenn man also eine regionalökonomische Wirkung aufzeigen will, muss man genauer hinschauen. Wie sind Sie vorgegangen? Mit der Untersuchung haben wir das Beratungsunternehmen xit GmbH beauftragt, das eine spezielle Methode entwickelt hat, die Wertschöpfung sozialer Unternehmen abzubilden. Die Wissenschaftler haben dafür das aus den USA stammende SROI-Konzept für deutsche Verhältnisse adaptiert und schon 2014 eine ähnliche Untersuchung im Auftrag des Brüsseler Kreises vorgenommen. Sie haben zunächst alle relevanten Daten der Stiftung Liebenau und ihrer (100-Prozent-)Töchter in Deutschland erhoben: Das sind zum einen die Erlöse, aufgeteilt nach öffentlichen Zuflüssen, zum Beispiel aus leistungsbezogenen Entgelten, Kostenerstattungen, Zuschüssen und Zuwendungen, und nicht-öffentlichen Mitteln, etwa Beiträge von Selbstzahlern, Eigenanteile privater Nutzer, Markt- und Innenumsätze, Spenden und ähnliches. Den Erlösen gegenübergestellt wurden die Rückflüsse: Sozialversicherungsbeiträge und Steuern, vor allem Lohnsteuer und Solidaritätsbeiträge, Mehrwertsteuer für konsumierte Güter und Leistungen und sonstige Steuern. Darüber hinaus entstehen weitere Beschäftigungs- und Nachfrageeffekte durch unsere Tätigkeit. Zum einen schaffen wir selbst Arbeitsplätze, zum anderen kaufen wir Waren und Dienstleistungen und schaffen damit Arbeitsplätze bei anderen Unternehmen. Mit jedem Arbeitsplatz entsteht wiederum neue Nachfrage und so fort. Auch diese so genannten Hebeleffekte hat die xit GmbH berechnet. 10 anstifter 3 | 2017
Stiftung Liebenau Erlöse und Rückflüsse der Stiftung LIebenau Insgesamt werden 223 Mio. € volkswirtschaftlich wirksam 31 Mio. € 50 Mio. € 68 Mio. € 2014 Bodenseekreis und Kreis Ravensburg andere Kommunen und überörtliche Träger 149 Mio. € Zuflüsse aus öffentlicher Hand Bund, Land, Sozialversicherungen (v. a. Kranken- und Pflegeversicherung) 74 Mio. € nicht-öffentliche Mittel Lebensqualität für 8000 Menschen 2300 Ehrenamtliche wirken bundesweit mit 50 % der Mittel fließen zurück 75 Mio. € Rückflüsse aus Steuern und Abgaben Die Einrichtungen der Stiftung Liebenau mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führen Steuern und Sozialabgaben ab. So fließt ein erheblicher Teil der öffentlichen Zuflüsse direkt wieder zurück. Direkte Arbeitsplätze für 4700 Mitarbeiter Mit welchen Ergebnissen? Die Grafik oben zeigt zwei wesentliche Erkenntnisse: Im oberen Teil finden Sie das Verhältnis von Erlösen zu Rückflüssen. Danach hat die Stiftung Liebenau eine Rückflussquote von 50 Prozent aufzuweisen – das heißt, für die Öffentliche Hand sind die Nettokosten für unsere sozialen Leistungen nur halb so hoch wie zunächst vermutet. Das ist darauf zurückzuführen, dass wir in der Stiftung Liebenau für jeden Euro, den wir erhalten, durchschnittlich 0,50 Euro an weiteren Mitteln hinzu erwirtschaften. Die zweite Grafik (unten) verdeutlicht die Beschäftigungs- und Nachfrageeffekte, hier exemplarisch für den Bodenseekreis. Rechnet man weiter, wird deutlich: Auf 100 Euro kommunaler Zuflüsse kommen durch den beschriebenen Hebeleffekt 320 Euro an Einkommen und Nachfrage vor Ort. Und Ihr Fazit? Die strukturierte, datenbasierte Erhebung ist ein echter Gewinn für die Diskussion, der sich soziale Dienstleistungsunternehmen stellen müssen. Sie zeigt: Soziale Dienstleistungen sind und bleiben ein lohnendes Investment mit hoher Wirkung für den Einzelnen, die Gesellschaft und für die Wirtschaft! Einen Überblick über die detaillierten Studienergebnisse bietet eine Broschüre: „Stiftung Liebenau – innovativer sozialer Dienstleister und Wirtschaftsfaktor für die Region“, nachzulesen im Internet in unserer Mediathek und erhältlich unter kommunikation@ stiftung-liebenau.de Beschäftigungsund Nachfrageeffekte in der Region Bodenseekreis Zuflüsse aus dem Landkreis 13,6 Mio. € Anzahl Einrichtungen 69 Arbeitsplätze (Einwohner) 2 420 Direkt: 1 580 Induziert: 840 Einkommen (netto) 50 Mio. € Direkt: 29 Mio. € Induziert: 20 Mio. € Bodenseekreis Meckenbeuren/ Liebenau Nachfrage 52 Mio. € Direkt: 22 Mio. € Induziert: 30 Mio. € Kommunale fiskalische Effekte 2,5 Mio. € Direkt: 1,3 Mio. € Induziert: 1,2 Mio. € anstifter 3 | 2017 11
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