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Anstifter 3, 2015 der Stiftung Liebenau

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Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

Keine Bildung nach

Keine Bildung nach Schablone Das Berufsbildungswerk Adolf Aich bietet maßgeschneiderte Lösungen von Christof Klaus RAVENSBURG – Seit über drei Jahrzehnten wirkt das Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) wie ein „Inklusionsschlüssel“ für junge Menschen mit besonderem Förderbedarf und öffnet ihnen die Tür zur Teilhabe an Gesellschaft und Arbeitsmarkt. Das Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) 120 junge Frauen und Männer haben im vergangenen bringt jedes Jahr Dutzende junger Menschen Berufsausbildung gefeiert. Die meisten haben bereits Sommer im Ravensburger BBW den Abschluss ihrer mit besonderem Teilhabebedarf beruflich, in der Tasche haben. Für sie ist Inklusion kein Thema einen Job oder werden in Kürze einen Arbeitsvertrag sozial und persönlich mehr. Sie sind ganz normale Mitglieder der Gesellschaft. Sie arbeiten, stehen auf eigenen Beinen, auf Kurs. Foto: Kästle gehören dazu. Aber was wäre ohne das individuelle Förderpaket des BBW aus ihnen geworden? Viele hät- ten ohne die aufwändige Unterstützung diesen Sprung überhaupt nicht geschafft. Solche Aussagen hört man immer wieder – von den Absolventen selbst oder von ihren ehemaligen Bildungsbegleitern, Erziehern, Lehrern, Ausbildern oder Psychologen. Diese haben sich im BBW intensiv um „ihre“ Jugendlichen gekümmert, sie gecoacht, betreut, therapiert, ihnen Förderunterricht gegeben und lebenspraktische Fähigkeiten vermittelt – und das in einer ganz entscheidenden Lebensphase, dem Übergang zwischen Schule und Beruf. Gelingt dieser nicht, droht die Exklusion, drohen dauerhafte Abhängigkeiten. Eine abgeschlossene Ausbildung dagegen ist nach wie vor die beste Grundlage für die Teilhabe am Arbeitsleben und damit an der Gesellschaft. „Berufsbildungswerke sind Inklusionsschlüssel“, betonen deshalb die Geschäftsführer des Ravensburger BBW, Herbert Lüdtke und Christian Braun. Denn es sind diese Kompetenzzentren, die mit ihrer Erfahrung und ihrem Know-how Jahr für Jahr unzähligen ganz unterschiedlichen Menschen die Teilhabe sichern und damit Inklusion fördern. „Ein differenziertes und realistisches Inklusionsverständnis nimmt die einzelne Person in ihrem Kontext wahr“, so Lüdtke. Sprich: Wer ein spezielles Setting braucht, bekommt dies im BBW. Hier gibt es keine Bildung nach Schablone, sondern maßgeschneiderte Lösungen. Auch und gerade für die „schweren“ Fälle. ADHS, Depressionen, Autismus-Spektrum-Störungen und Traumata durch Gewalt- und Missbrauchserfahrungen: Immer mehr Jugendliche mit sehr hohem Bedarf an pädagogischer und psychologischer Betreuung werden von den Kostenträgern im BBW angemeldet. Und das kommt nicht von ungefähr. „Diese Menschen brauchen besondere Arrangements für ihre besonderen Bedürfnisse“, sagt Herbert Lüdtke. Zeitlich befristet, aber mit nachhaltiger Wirkung. 34 Bildung

„Traumjob im Bio-Laden“ Mit Jobcoach-Unterstützung schafft Dominik Marohn den Berufseinstieg von Christof Klaus RAVENSBURG – Mittendrin und integriert: Dominik Marohn hat im Ravensburger „Viktualienmarkt“ den passenden Job am richtigen Ort gefunden – dank der Unterstützung durch das „Jobcoaching“ der Liebenauer Arbeitswelten, das Menschen mit Behinderung beim Berufseinstieg begleitet. „Immer, wenn ich hier herein komme, habe ich das Gefühl: Er gehört dazu.“ Claudia Kempe freut sich, dass Dominik Marohn im „Viktualienmarkt“ am Ravensburger Goetheplatz seinen Traumjob gefunden hat. Claudia Kempe ist „Jobcoach“ bei den Liebenauer Arbeitswelten. Sie begleitet und unterstützt Menschen wie Dominik Marohn an ihrem Arbeitsplatz und ermöglicht ihnen so eine Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, aber noch im Schutze der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). Und der 42-Jährige mit dem „Echt Bio“-Schriftzug auf der Schürze fühlt sich bei seinem Job nicht nur rundum wohl, auch seine Aufgaben erledigt er zu aller Zufriedenheit. Und den Kollegen ist er sowieso längst ans Herz gewachsen, wie diese bekräftigen. „Ich wusste vorher schon, dass es das Jobcoaching der Liebenauer Arbeitswelten gibt“, erinnert sich Geschäftsinhaber Ozan Önder. Zuerst sei er sich aber unsicher gewesen: „Ist er auch für unseren Betrieb geeignet?“ Doch die anfängliche Skepsis verflog rasch. „Man hat ganz schnell gesehen, dass Dominik ein unwahrscheinliches Gespür für die Wertigkeit der Ware hat“, lobt der Biomarkt-Chef. „Man hat gemerkt: Der kann was.“ Und so wurde aus einem Praktikum im November 2014 ein so genannter Betriebsintegrierter Arbeitsplatz – nach wie vor mit Jobcoach-Unterstützung. Seit knapp drei Jahren gibt es das „Jobcoaching“ bei den Liebenauer Arbeitswelten. Mit Erfolg, wie Leiterin Danja Gründler berichtet. Schon 60 Menschen haben von diesem Angebot in den Landkreisen Ravensburg und Bodensee profitiert. Und wenn es im Betrieb doch einmal nicht passt? Dann schaut man einfach nach anderen Möglichkeiten. „Es gibt keine Sackgasse“, erklärt Danja Gründler das niederschwellige, sehr personenorientierte Angebot. Die Intensität der Unterstützung variiert von Fall zu Fall. War Marohns Jobcoach während der Eingewöhnungszeit zwei bis drei Mal pro Woche im Viktualienmarkt, schaut sie jetzt nur noch einmal wöchentlich vorbei. „Es lief eigentlich von Anfang an gut“, sagt Jobcoach Claudia Kempe. So gut, dass Dominik Marohn inzwischen allein für bestimmte Bereiche im Laden zuständig ist. Was ihm besonders gefällt? „Mit netten Kunden umzugehen.“ Mit der nötigen Unterstützung und der richtigen Arbeitsplatzwahl hat der Berufseinstieg für Dominik Marohn (Mitte) geklappt. Über einen zuverlässigen Mitarbeiter und die erfolgreiche Job-Vermittlung freuen sich Ozan Önder, Inhaber des Viktualienmarktes in Ravensburg und Claudia Kempe, „Jobcoach“ bei den Liebenauer Arbeitswelten. Foto: Klaus Bildung 35

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