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Anstifter 3, 2015 der Stiftung Liebenau

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Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

Innovativ und inklusiv

Innovativ und inklusiv Lebensraum-Campus: Quartiersprojekt in der Gemeinde Oberteuringen von Anne Oschwald LIEBENAU/OBERTEURINGEN – 5000 Einwohner zählt die Gemeinde Oberteuringen im Bodenseekreis. Zwischen Ravensburg und Friedrichshafen liegt die Kommune, die die jüngste Bevölkerung im Bodenseekreis zählt. Demnächst wird sie eine Vorreiterrolle spielen. Dann, wenn das Wohngebiet Bachäcker mit Angeboten für Familien, Senioren, pflegebedürftige Menschen und Menschen mit Behinderung bebaut ist und das inklusive Oberteuringen gelebt wird. Rund 350 Neubürger sollen in Bälde in Oberteuringen Wohnraum finden. „Im Mittelpunkt des neuen Wohngebietes steht der Lebensraum-Campus“, beschreibt Bernhard Hösch (Stabsstelle Unternehmensentwicklung der St. Gallus-Hilfe) eine zentrale Besonderheit. „In dem Gebäude entstehen 20 barrierefreie Wohnungen nach dem Konzept der Lebensräume für Jung und Alt.“ Eine Wohnanlage nach diesem Konzept gibt es in der Gemeinde bereits. Außerdem beheimatet das Zentrum Räume für die Begegnung sowie eine Mediathek und Platz für ein Café. „In unmittelbarer Nähe wird ein kleines Haus der Pflege entstehen. Es wird nach dem Konzept der Wohn- und Pflegegemeinschaften betrieben. In drei Gemeinschaften mit jeweils 15 Bewohnern ist eine 24-Stunden-Betreuung möglich. Zusätzlich werden ambulante Pflegeleistungen für Oberteuringen angeboten“, erläutert Stefanie Locher, Geschäftsführerin der Altenhilfe der Stiftung Liebenau. Obwohl Oberteuringen eine junge Gemeinde ist, hat die Vorsorge für ältere Mitbürger eine hohe Priorität, wie Bürgermeister Karl-Heinz Beck schon immer betont. Damit auch Menschen mit Behinderung am Gemeindeleben teilhaben können, entsteht ein weiteres Wohnhaus für 18 Menschen mit Behinderung sowie eine frei vermietbare Vierzimmerwohnung. Außerdem stehen in den Lebensräumen zwei weitere Einzimmerappartements für Menschen mit Einschränkungen bereit, die hier ambulant betreut werden können. Als Bildungs-, Begegnungs- und Förderzentrum (BBF) 12 Plätze für Menschen mit hohem Förderbedarf; Tagesstruktur mit verschiedenen Angeboten weiteres Element bietet ein Bildungs-, Begegnungsund Förderzentrum (BBF) der St. Gallus-Hilfe für zwölf Personen aus der Gemeinde und dem Umland eine Tagesstruktur. Das Gebäude steht in der Nachbarschaft zum künftigen Kinderhaus. Ganz nach dem Motto: Inklusion von Anfang an. Die lebendige Gemeinde verfügt über mittelständische Unternehmen, landwirtschaftliche Betriebe sowie Handwerksbetriebe, die Arbeits- und Ausbildungsstellen bieten. Mit rund 30 Vereinen und Vereinigungen herrscht im Ort ein reges Miteinander. Die verkehrstechnische Anbindung ist vorzüglich. Für eine Gemeinde dieser Größe, könnte man dennoch sagen, handelt es sich um ein gewagtes Projekt. Aber der starke Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde stellt es auf ein solides Fundament. Denn von Anfang an wurden die Bürger an dem Vorhaben beteiligt. Und was Hösch besonders betont: „Die Verantwortlichen der Gemeinde und der Gemeinderat stehen mit einer Stimme hinter diesem Projekt.“ Enge Zusammenarbeit Die Gemeinde Oberteuringen und die Stiftung Liebenau arbeiten seit Jahren partnerschaftlich zusammen. Das gelungene Zusammenleben in der Wohnanlage „Lebensräume für Jung und Alt“ gilt als Ursprung für das zukunftweisende und inklusive Oberteuringen, das für jeden passenden Wohn- und Lebensraum vorhalten will. Schließlich verlangt die Behindertenrechtskonvention, dass auch Menschen mit Behinderung in den Gemeinden leben können. Durch die Entstehung neuer Lebens-, Arbeits- und Wohnmöglichkeiten sollen sie so die Möglichkeit erhalten von ihrem Wunsch- und Wahlrecht Gebrauch zu machen. Damit das Projekt nicht nur baulich gelingen kann, 28 Menschen mit Behinderung

sondern später auch das soziale Zusammenleben der Bürger, basiert die Arbeit auf dem Konzept der Lebensräume. Das Zusammenleben wird durch eine Fachkraft der Gemeinwesenarbeit moderiert, die bei der Altenhilfe der Stiftung Liebenau angestellt ist. Inklusion braucht Partner „Die Kommune ist sich ihrer Verpflichtung bewusst. Sie hat Vorbildcharakter“, ist Hösch überzeugt. Aufgefordert am lebendigen Gemeindeleben teilzunehmen, sind aber alle. Hösch erwähnt etwas Grundlegendes: Für ein Projekt solchen Ausmaßes braucht es kompromissfähige Partner und eine große Transpa- renz. In Oberteuringen war früh klar, dass die Gemeinde – aufgrund der guten Erfahrungen – mit der Stiftung Liebenau auf der gewohnt partnerschaftlichen Basis weiterarbeiten möchte. Von Anfang an war die örtliche Bürgerstiftung ebenso mit im Boot, wie Prof. Dr. Sigrid Kallfass von den Steinbeis-Transferzentren Sozialplanung, Qualifizierung und Innovation, die für das Projekt soziale Erhebungen und Erfahrungen liefert. Außerdem ist auch der Bodenseekreis von dem Projekt überzeugt. Der Bereich der Hilfen für Menschen mit Behinderung wird gefördert über „Impulse Inklusion“ des baden-württembergischen Sozialministeriums. Der Lebensraum-Campus Kinderhaus Kinderkrippe für 10 Kinder (bis 3 Jahre) Kindergarten mit 2 Gruppen à 28 Kinder (3 bis 6 Jahre) Haus der Pflege (Altenhilfe) 45 Plätze in drei Wohngruppen Rundum-Versorgung mit zusätzlichen ambulanten Diensten Gerhard Schiele, Geschäftsführer der Altenhilfe der Stiftung Liebenau, war bereits bei den Lebensräumen wichtiger Ansprechpartner für die Gemeinde. Von ihm stammt die Idee der Weiterentwicklung des Konzepts für den gesamten Sozialraum: Entree ins Quartier 18 Wohnungen Lebensräume für Jung und Alt 2 Wohnungen für Menschen mit Behinderung (ambulante Unterstützung) Mediathek, Familientreff, Marktplatz mit Café Private Wohnhäuser Wohnhaus 18 Plätze für Menschen mit Behinderung 4-Zimmerwohnung (frei vermietbar) „Die Gemeinde kam auf die Liebenauer Altenhilfe zu. Zunächst wegen einer zweiten Wohnanlage. Bei den anfänglichen Überlegungen brachten wir das Thema Hilfen für Menschen mit Behinderung ins Spiel. Ab dem Moment war der Grundstein für ein ganzheitliches, inklusives Oberteuringen gelegt. Im Zentrum des gesamten Projektes steht der Lebensraum-Campus. Er soll zu einem offenen Zentrum für die Gemeinde werden. Kindergarten und Kinderhaus sollen ebenso wie das Pflegehaus und der Bereich Bildung, Betreuung und Förderung für Menschen mit Behinderung selbstverständlicher Teil des Ganzen sein. Alten- und Behindertenhilfe werden Synergieeffekte nutzen können. Die Gemeinwesenarbeit bekommt eine ganz andere Funktion und eine völlig neue Dimension. Sie wird Quartiersarbeit für den gesamten Sozialraum unter der Regie der Altenhilfe leisten.“ Menschen mit Behinderung 29

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