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Anstifter 3, 2015 der Stiftung Liebenau

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Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

Dem Wohnquartier gehört

Dem Wohnquartier gehört die Zukunft Lokale Versorgungsmodelle aus fachlicher, wissenschaftlicher und politischer Perspektive von Christof Klaus ULM – Welche Rolle spielt die wohnort- und quartiersnahe Versorgung hilfebedürftiger Menschen in einer älter werdenden, inklusionsorientierten Gesellschaft? Mit dieser Frage beschäftigte sich das 2. Fachgespräch „Soziale Zukunft Wohnquartier“. Dazu hatten die Veranstalter – die Stiftung Liebenau, die Samariterstiftung Nürtingen, das Netzwerk Alter und Pflege im Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Württembergische Evangelische Fachverband für Altenhilfe – zahlreiche Vertreter von Kommunen, Wohlfahrtsträgern und anderer Institutionen und Initiativen nach Ulm eingeladen. Wir werden weniger, älter und bunter. Das sind Facetten des demografischen Wandels, der uns vor viele neue Herausforderungen stellt. Wie und wo leben künftige Generationen im Alter? Wer organisiert und leistet die nötige Unterstützung? „Die Zahl der hochaltrigen Menschen wird massiv ansteigen“, rechnete Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff von der Katholischen Hochschule Freiburg vor. Gab es hierzulande im Jahr 2000 noch 2,9 Millionen Über-80-Jährige, wird diese Altersgruppe bis 2050 auf acht Millionen anwachsen. Gleichzeitig wird es weniger junge Menschen geben. „Der Hilfe- und Pflegebedarf wird insgesamt steigen.“ Deshalb werde es Angebote und Strukturen geben müssen, die die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf ermöglichen. Große Aufgaben, die aber auch eine große Chance bieten – nämlich die „auf eine veränderte Gesellschaft, die getragen ist von Solidarität und gesellschaftlicher Mitverantwortung der einzelnen Bürgerinnen und Bürger“. Vision einer „Caring Community“ Wie aber kann so ein Pflegemix in lokalen Verantwortungsgemeinschaften aussehen? Kricheldorff berichtete von Modellprojekten aus mehreren Kommunen. Hier wurden mit viel ehrenamtlichem Engagement generationenübergreifende Netzwerke geknüpft, eine lebendige Nachbarschaft entstand. Dahinter stehe die Vision einer „Caring Community“, einer Gemeinschaft von „Kümmerern“. Solche Konzepte für das Quartier sind auch in der Politik angekommen. So beschäftigt sich derzeit etwa die Enquetekommission Pflege in Baden-Württemberg mit dieser Thematik. Nach Auffassung des stellvertretenden Vorsitzenden des Gremiums, Manne Lucha, stehen wir in Sachen Daseinsvorsorge am Scheideweg: „Verbleiben wir im hospitalen Gedankengut, oder gehen wir in die Quartiere?“ Wie eine Gemeinde nachhaltig die Weichen stellen kann – das zeigt das Beispiel Amtzell im Landkreis Ravensburg. Paul Locherer, heute Landtagsabgeordneter und Aufsichtsrat der Stiftung Liebenau, prägte als langjähriger Bürgermeister maßgeblich die Entwicklung des 4100-Seelen-Ortes hin zu einer Vorzeige-Kommune in Bezug auf eine „demografiefeste“ Infrastruktur für Jung und Alt. Das Erfolgsrezept: ein Hilfemix von haupt- und ehrenamtlicher Arbeit, getragen von einem breiten Netzwerk aus professionellen Dienstleistern, aktiven Bürgern, Kirchengemeinden und Vereinen. So entscheidend die Rolle der Kommunen ist, so wichtig ist aber auch die Schaffung gesetzlicher und finanzieller Rahmenbedingungen durch die überregionale Politik. Und so stand neben Vorträgen, Diskussionen und Workshops in Ulm vor allem die Vernetzung von Akteuren, die Quartiersprojekte in Baden- Württemberg realisieren, im Vordergrund. Im Sinne eines informellen Bündnisses „Soziale Zukunft Wohnquartier“ wollen die vier Veranstalter gemeinsam mit anderen Akteuren ihr Know-how und ihre Ideen insbesondere in die landespolitische Diskussion einbringen. Das gleichnamige Positionspapier gibt es unter www.stiftung-liebenau.de/service/downloads 16 Stiftung Liebenau

Aufbau-Meister mit Ecken und Kanten Dr. Hans-Martin Brüll ist in den Ruhestand gegangen von Susanne Droste-Gräff LIEBENAU – Anfang Juli wurde Dr. Hans-Martin Brüll in den Ruhestand verabschiedet. In den knapp 35 Jahren seiner Tätigkeit bei der Stiftung Liebenau hat er an vielen Stellen deutliche fachliche Spuren hinterlassen. Zuletzt auf der Stabsstelle Ethik und als Geschäftsführer des Ethikkomitees der Stiftung Liebenau. Studium der Philosophie, Theologie und Pädagogik: Mit diesem Background tritt Brüll 1980 seine erste Stelle in der Stiftung Liebenau an. Er arbeitet als Pädagoge auf diversen Gruppen, übernimmt bald eine Heimleiterstelle. „Schnell zeigt sich offenbar, hier ist ein Anstifter, ein An-Zettler und Aufbau-Meister gekommen“, resümiert Prälat Michael H. F. Brock in seiner Laudatio auf Brüll. Er habe mit seiner Meinung nicht hinterm Berg gehalten und oft Kante gezeigt. Brüll baut 1981 die erste heilpädagogische Gruppe auf, ein Vorläufer des heute als Sozialtherapeutisches Heim der St. Lukas-Klinik geführten Fachbereichs. Im selben Jahr beginnt er mit einem Fortbildungszentrum im Liebenauer Schloss. Das Ziel damals: die Pro- Abschied in den Ruhestand: (v.l.) Prof. Dr. Bruno Schmid, Dr. Hans-Martin Brüll, die Vorstände Prälat Michael H. F. Brock, Dr. Berthold Broll und Dr. Markus Nachbaur. Foto: Droste-Gräff fessionalisierung der Behindertenhilfe. Als Abteilungsleiter legt er damit den Grundstein für die jetzige Abteilung fortbilden & entwickeln mit ihren rund 200 Fort- und Weiterbildungen pro Jahr. Mit seinen „Liebenauer Briefen“ legt Brüll bereits 1984 die Grundlagen, für eine transparente und breit aufgestellte Kommunikation und arbeitet parallel als Organisationsentwicklungsberater. Er ist ein gefragter Moderator für die Klausuren der Stiftungsleitung, ebenso für zahlreiche Fachtagungen. Nach fünf Jahren Leitung der Region Rosenharz widmet sich Brüll, neben der Tätigkeit als Referent für Mitarbeiterfortbildung, ethischen Themen. Er schreibt diverse Bücher, darunter auch 2010 seine Dissertation. Er baut außerdem Kooperationen auf: mit dem Institut für Bildung und Ethik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten, dessen Geschäfte er bis 2011 führt. Außerdem ist er Geschäftsführer des Kooperationskreises Ethik. Seit dem Jahr 2000 hat Brüll die Geschäftsführung der Ethikkommission (seit 2012 Ethikkomitee) der Stiftung Liebenau inne. Prof. Dr. Bruno Schmid, Emeritus der Pädagogischen Hochschule Weingarten, arbeitet als Mitglied und Vorsitzender des Ethikkomitees eng mit Brüll zusammen. Bei der Verabschiedung würdigt er vor allem auch dessen Arbeitsstil. Brüll habe es verstanden, eine Atmosphäre der guten Zusammenarbeit zu schaffen, dankt Schmid. Das Ethikkomitee hat in den 15 Jahren, in denen Brüll Geschäftsführer war, zahlreiche Publikationen herausgegeben. Schmid nennt vor allem drei, die Brülls deutliche Handschrift tragen: „Die Begleitung Sterbender in den Einrichtungen der Stiftung Liebenau“, „Autonomie stärken“ und die „Kriterien für Lohngerechtigkeit“. Auch an der im vergangenen Dezember vorgestellten Studie zur Gewalt in der Behindertenhilfe war er maßgeblich beteiligt. „Seine Verbundenheit mit den betreuten Menschen war hier in besonderer Weise spürbar“, so Brock. Brülls Nachfolger ist seit 1. September Berhard Preusche (s. Seite 7). Stiftung Liebenau 17

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