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Anstifter 2, 2021 der Stiftung Liebenau

Schwerpunkt Azubis

Schwerpunkt Azubis berichten live bei Instagram Welcher Berufstätige erinnert sich nicht an seine Ausbildung? Die floskelhaften Weisheiten der Vorgesetzten, dass Lehrjahre keine Herrenjahre seien, und das Lehrgeld, das man allzu oft gezahlt hat. Was im Kanon der als lästig empfundenen Pflichten natürlich nicht fehlen darf, ist das Berichtsheft. Schade, dass die nach der Ausbildung meist verloren gehen oder im Altpapiercontainer enden. Das Socialmedia-Team der Stiftung Liebenau hatte deshalb die Idee, das Thema Ausbildungsbericht mal ganz anders anzugehen: digital und für alle Interessierten zugänglich. „Normalerweise wäre jetzt die Zeit der Berufsmessen, in der wir direkt mit Ausbildungssuchenden in Kontakt kommen und uns über die zahlreichen Ausbildungsmöglichkeiten in der Stiftung Liebenau austauschen können“, sagt Felix Aggeler. Er ist in der Stiftung Liebenau für das Thema Recruiting zuständig. Neben dem persönlichen Kontakt hat er von Anfang auf die Socialmedia-Kanäle der Stiftung gesetzt, gerade auf Instagram fühlt er sich dabei zuhause. So war es nur logisch, dass Felix Aggeler auch zum Gesicht der digitalen Ausbildungskampagne werden sollte. Das Setting dabei war denkbar einfach und klingt zunächst wie die Einleitung eines alten Witzes: Treffen sich zwei Leute und plaudern über ihren Job. Was dabei herauskam, lässt jeden Witz alt aussehen. Spannende Jobinterviews mit jungen, motivierten Auszubildenden, die das breite Job-Spektrum auf ihre ganz eigene Art transportiert haben. Mit Fatima aus dem Grünlandbereich, Fridolin, dem angehenden Kaufmann für Büromanagement, oder Jessa, die von den Philippinen nach Liebenau gekommen ist, um eine Ausbildung zur Pflegefachfrau zu beginnen. Die drei und viele weitere Kolleginnen und Kollegen haben Felix Aggeler in den letzten Wochen ihre Geschichte erzählt, von den schönsten Momenten bis zu den kleinen Fettnäpfchen des Azubi-Alltags. Ehrlich, authentisch und mit einer gehörigen Portion Humor. „Besonders wichtig war uns dabei, die Vielfalt unseres Ausbildungsangebotes darzustellen: ob in sozialen und kaufmännischen Berufen oder im Dienstleistungsbereich und im Handwerk. Denn viele Jugendliche verbinden die Stiftung immer noch ausschließlich mit Pflegeberufen“, sagt Felix Aggeler. Über mangelndes Interesse konnte der „stiftungseigene Influencer“ übrigens nicht klagen: Bis zu 1200 Instagram-Nutzer haben sich die einzelnen Interviews inzwischen angeschaut. Auf die Fragen der Ausbildungssuchenden, die live dabei waren, wurde noch direkt im Gespräch eingegangen. Für alle anderen Interessierten stehen die informativen Videoclips weiterhin unter www.instagram.com/stiftungliebenau zur Verfügung. Wer den Stiftungs-Kanal längst abonniert hat und die Videos schon kennt, darf sich in den kommenden Wochen auf weitere Live-Chats freuen. Die Reihe wird aufgrund des großen Zuspruchs weitergeführt und auch für Ausgelernte geöffnet – auch wenn die ja streng genommen nicht mehr berichtspflichtig sind. (dk) 16 anstifter 2 | 2021

Stiftung Liebenau Über das Leben reden Kommunikation in der allerletzten Phase des Lebens Wenn das Leben sich zum Ende neigt, bleibt nicht mehr viel Zeit für Kommunikation. Jedes Gespräch könnte das letzte sein. Als Seelsorger im Franziskuszentrum in Friedrichshafen geht Jens Fehrenbacher ganz bewusst auf Menschen in solchen Situationen zu. Er begleitet Heimbewohnerinnen und -bewohner, Hospizgäste und Angehörige in vielen Lebenslagen – und ganz besonders beim Abschiednehmen. Die Gesprächsthemen können dabei so vielfältig sein wie das Leben. Wie kann ich einem sterbenden Menschen begegnen? Finde ich die richtigen Worte? Was soll ich sagen? Solche Fragen voller Unsicherheit stellen sich Angehörige oft auf ihrem Weg zum Sterbebett eines geliebten Menschen. „Meine Antwort lautet dann: Sprechen Sie über das, was Ihnen in den Sinn kommt“, berichtet Jens Fehrenbacher. Wichtig sei, die letzten Stunden im Leben bewusst wertzuschätzen. Deshalb ermuntert er Angehörige, die verbleibende Zeit zum Gespräch zu nutzen. „Denn oft bleibt vieles bis zum Schluss unausgesprochen. Da versuchen wir, nochmals eine tiefe Kommunikation in Gang zu setzen.“ Wenn ein Gespräch mit dem sterbenden Menschen gar nicht mehr möglich ist, dann gebe es andere Möglichkeiten der Kommunikation: über Berührung, Zuspruch, Dank oder versöhnliche Worte. „Das scheint einseitig zu sein, aber wir bekommen immer eine Antwort aus der Situation heraus – nicht verbal, sondern emotional im Herzen“, sagt Jens Fehrenbacher. Auch bei der Verabschiedung spreche er den verstorbenen Menschen noch einmal direkt an. „Wir bleiben auch nach dem Tod verbunden. Kommunikation geht weiter im Gebet und Segenszuspruch. In diesen Prozess möchte ich die Angehörigen mit hineinnehmen“, erklärt der Theologe, der als Seelsorgeverantwortlicher im Bereich der Altenhilfe auch Mitarbeitende der Stiftung Liebenau in ihren seelsorgerlichen Aufgaben begleitet. Kommunikation macht einen Großteil seines Handelns aus. „Den Gästen im Hospiz biete ich an, dass sie mit mir über alle Themen des Lebens reden können – als ganz offenes Angebot“, erzählt er. Manchmal hätten die Menschen am Lebensende das Bedürfnis, über tiefgreifende, existenzielle und persönliche Fragen zu sprechen. Das sei aber nicht immer so. Manchmal möchten die Menschen lieber erfahren, was um sie herum geschieht, was in der Zeitung steht, wie das Wetter ist oder was draußen auf der Straße los ist. „Auch ein Gespräch über alltäg- Jens Fehrenbacher, Seelsorgeverantwortlicher im Bereich der Altenhilfe der Stiftung Liebenau. liche Themen ist wichtig, denn es ermöglicht Orientierung und schenkt Zuwendung“, erläutert er. Ob im Hospiz- oder Pflegebereich: Entscheidend sei die innere Haltung bei Gesprächen. „Behutsamkeit, eine große Offenheit und Wertschätzung sind sehr wichtig.“ Konkret bedeute dies, aufmerksam und unvoreingenommen zuzuhören, nicht zu interpretieren oder keine Ratschläge überzustülpen. „Die Einordnung dessen, was wichtig ist, überlasse ich meinem Gesprächspartner“, betont Jens Fehrenbacher. Auch bei Gesprächen mit Bewohnerinnen und Bewohnern im Pflegeheim sei es ihm ein Anliegen, Geborgenheit zu vermitteln – und das Gefühl, dass sie nicht allein sind und jemand da ist, mit dem sie über alles reden können. „Eine gute Kommunikation weiß aber auch, wann es keine Worte mehr braucht oder wann jemand müde ist vom Gespräch“, gibt der Seelsorger zu bedenken. „Manchmal besteht Kommunikation darin, einfach da zu sein und nichts zu sagen.“ (rue) anstifter 2 | 2021 17

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