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Anstifter 2, 2021 der Stiftung Liebenau Österreich

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Schwerpunkt ihrer

Schwerpunkt ihrer heimgebundenen Wohnung ist bei Bedarf jederzeit – auch in der Nacht – eine Pflegekraft aus dem Sozialzentrum Kloster Nazareth zur Stelle. „So fühle ich mich sicher und kann unbeschwert den Tag genießen“, sagt die 68-Jährige. Pflegeheim gezogen war. Ihre eigene große Wohnung wäre für sie allein zu teuer gewesen. Auch Ingrid Buckreus genießt die Selbstständigkeit und Sicherheit, außerdem die gute Lage ihrer heimgebundenen Wohnung. Wilhelm Wimmer freut sich vor allem über die gute Nachbarschaft. „Wir helfen uns gegenseitig“, sagt er, „und dann fügt sich alles wie von selbst!“ Ingrid Buckreus wohnt bereits seit sieben Jahren in der heimgebundenen Wohnung. Eingezogen ist sie, weil ihr Mann ins Was ist Glück? Fragt man die Mieterinnen und Mieter, ergibt sich dies neben dem sicheren und autonomen Wohnen vor allem auch aus der guten Gemeinschaft, die sie zum Beispiel jeden Nachmittag bei einem gemütlichen Plauscherl pflegen. Ohne Worte, aber gerne auf dem Foto mit dabei: Erich Lutz. (ms) Mieterinnen und Mieter des heimgebundenen Wohnens im Sozialzentrum Kloster Nazareth (v.l.n.r.). Stehend: Erich Lutz, Brigitta Hochleitner, Wilhelm Wimmer; sitzend: Ingrid Buckreus, Aloisia Sommer. 10 anstifter ÖSTERREICH 2 | 2021

Schwerpunkt Im Unglück nicht allein Von belastenden Situationen, und was Fachkräfte dagegen tun können Es ist völlig verständlich, dass sich ältere Menschen beim Umzug ins Pflegeheim entwurzelt, bei einer plötzlichen Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes verunsichert und bei dementiell bedingten Veränderungen hilflos fühlen. Die Pflege- und Betreuungskräfte der Stiftung Liebenau wissen, wie sie in solchen Krisensituationen Nähe, Sicherheit und Orientierung vermitteln können. Und dass es zunächst vor allem darum geht, Verständnis zu zeigen. Unglück: Warum muss ich ins Heim? Viele ältere Menschen, vor allem jene mit Demenz, verstehen nicht, warum sie ins Pflegeheim umziehen sollen – ganz besonders dann, wenn sie in ihrer gewohnten Umgebung eine gute Pflege und Betreuung erfahren haben. Während sich die An- oder Zugehörigen vielleicht schon länger überlastet fühlen und die Entscheidung lange abwägen, kommt der Entschluss für die Seniorinnen und Senioren oft überraschend. Sie fühlen sich abgeschoben oder sogar aufgegeben. Ansatz: Neue Beziehungen vermitteln Beim Umzug ins Pflegeheim fehlt das gewohnte räumliche und soziale Umfeld. Die neuen Bewohnerinnen und Bewohner brauchen daher dringend neue verlässliche Beziehungen, die mit Empathie und Geduld aufgebaut werden müssen. Wichtig ist, die Angehörigen regelmäßig einzubinden. Denn während sich die Seniorinnen und Senioren in ihr neues Zuhause eingewöhnen, müssen sich die Angehörigen von der bisher geleisteten Pflege und Betreuung entwöhnen. Die Fachkräfte binden die „Neuen“ außerdem in bestehende Bewohnergruppen ein. Unglück: Was passiert mit mir? Verschlechtert sich der Gesundheitszustand durch ein plötzliches Ereignis, zum Beispiel einen (weiteren) Schlaganfall oder einen Sturz, zieht dies oft eine persönliche Krise nach sich. Die Bewohnerin oder der Bewohner verspürt eine große Unsicherheit und Angst. Ansatz: Physisch und psychisch unterstützen In Fallbesprechungen mit dem gesamten Pflege- und Betreuungsteam wird gemeinsam überlegt, wie die Krisensituation physisch und psychisch zum Wohle der Bewohnerin oder des Bewohners bewältigt werden kann. Außerdem werden Einzelgespräche mit Seelsorgern oder einem Psychologen erwogen. Unglück: Wo ist mein altes Leben? Manche liebgewonnenen Gewohnheiten, etwa das Grillen im eigenen Garten, aber auch tiefsitzende Verhaltensmuster, lassen sich im Pflegeheim tatsächlich nicht mehr so ausleben, wie es die Bewohnerin oder der Bewohner früher gewohnt war – oder finden keine Resonanz. Ansatz: Kompromisse und Alternativen finden Hier geht es darum, um Verständnis zu werben, Kompromisse zu schließen oder Alternativen zu finden. Wie kann zum Beispiel das geliebte Grillsteak regelmäßig angeboten werden? Im Falle tiefsitzender Verhaltensmuster können Gespräche mit Seelsorgeteams zwar keine tiefenpsychologischen Langzeit-Settings ersetzen, aber dennoch kurzzeitig Abhilfe schaffen. Unglück: Wie geht es weiter für mich? Eine Krebserkrankung, die fortschreitende Demenz oder massives Suchtverhalten führen in Einzelfällen zu extremen Verunsicherungen, auch Aggressionen oder Widerstand. Ansatz: Individuell betreuen, Risiken abwägen In allen Krankheitsfällen steht die individuelle Betreuung und eine intensive Fallbesprechung an erster Stelle. Im Falle einer Krebserkrankung sind Einzelgespräche mit Mitarbeitenden des Hospiz-Besuchsdienstes möglich. Bei gerontopsychiatrischen Erkrankungen und extremem Suchtverhalten erfolgt außerdem eine medizinische Begleitung. Dabei geht es immer auch um das Abwägen von Risiken bei bestehender Restgesundheit und noch vorhandenen Ressourcen. (av/ dr) anstifter ÖSTERREICH 2 | 2021 11

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