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Anstifter 2, 2019 der Stiftung Liebenau Österreich

Schwerpunkt Wo sich Jung

Schwerpunkt Wo sich Jung und Alt begegnen Das Pflegeheim als Quartierszentrum Nachbarschaftliche Beziehungen sowie aufeinander abgestimmte Unterstützungsangebote erhöhen die Lebensqualität des einzelnen in seinem sozialen Lebensraum, dem Quartier. Die Stiftung Liebenau engagiert sich in der Quartiersarbeit, indem sie die Bedürfnisse der Menschen im nahen Lebensumfeld wahrnimmt, die Angebote entsprechend gestaltet und das Zusammenleben moderiert. Gemeinsam essen und feiern, Kinderlachen genießen, sich gegenseitig unterstützen: Quartiersarbeit stärkt die Gesellschaft, macht den gemeinsamen Lebensraum für alle attraktiv und unterstützt das Grundbedürfnis jedes einzelnen nach Selbstbestimmung und Gemeinschaft. Wohnformen wie die Lebensräume für Jung und Alt, heimgebundene Wohnungen oder Betreutes Wohnen sowie niedrigschwellige Angebote wie die Tagesbetreuung oder Kurzzeitpflege, Essen auf Rädern oder der Offene Mittagstisch, aber auch Feste, Veranstaltungen und gemeinsame Aktivitäten fördern die unmittelbare Solidarität und Teilhabe an der Gemeinschaft. Insbesondere ältere Menschen im Quartier, egal ob Dorfgemeinde oder Stadtteil, können so auch einen sonst nötigen Einzug ins Pflegeheim hinauszögern. Genug gute Gründe also, sich für ein lebendiges Quartier zu engagieren. Als Vorreiterin in diesem Engagement wurde die Stiftung Liebenau in Deutschland im Jahr 2017 mit dem „Deutschen Pflegeinnovationspreis“ ausgezeichnet. Wertschätzung, Impulse, Gemeinschaft Vorrangiges Ziel der Quartiersarbeit ist es, die Eigenverantwortung des einzelnen zu stärken, soziale Netzwerke zu bilden und mit allen Akteuren im Quartier arbeitsteilig sinnvoll zu kooperieren. Sogenannte Gemeinwesenarbeiterinnen oder 12 anstifter ÖSTERREICH 2 | 2019

Schwerpunkt Koordinatoren, aber auch die Hausleiterinnen und -leiter der Pflegeheime wirken als Impulsgeber oder Moderatoren. Sie halten die Fäden in der Hand und unterstützen die Gemeinschaft in ihrer Entwicklung, indem sie als Bindeglied zwischen allen Aktivitäten wirken, Selbst- und Nachbarschaftshilfe fördern, Ehrenamtliche einbinden, Bewohnerinnen und Bewohner beraten, bei gemeinschaftlichen Unternehmungen unterstützen und sich um die Vernetzung im Quartier kümmern. Darüber hinaus benötigt jedes lebendige Quartier einen „Quartierstreff“ mit eigenen Gemeinschaftsräumen, die für gemeinsame Aktionen oder Aktivitäten genutzt werden, ein öffent liches Café und das Büro des Impulsgebers oder Moderators als zentrale Anlaufstelle. Gemeinsame Ziele, gegenseitiges Vertrauen Die meisten Pflegeheime der Stiftung Liebenau wirken bereits wie Quartierszentren und -treffs. An einige Häuser angeschlossen oder in der Nähe befinden sich alternative Wohnformen für rüstige Seniorinnen und Senioren. Neben der stationären Dauerpflege bieten diese Häuser niedrigschwellige Pflege und Betreuung sowie Gemeinschaftsräume und ein öffentliches Café. Immer häufiger entwickelt sich in Kooperation mit der Kommune außerdem eine Pflegeallianz, ein Netzwerk also, in dem sich Akteure unterschiedlicher Träger der pflege rischen, medizinischen, rehabilitativen und geriatrischen Versorgung zusammenschließen – mit folgenden Vorteilen für das Quartier: • Alle Akteure kooperieren im Sinne einer effizienten, fachlich, wirtschaftlich und ethisch optimierten Versorgung. • Durch die Allianz stehen die Akteure in ständigem Austausch, so dass sich die Versorgung optimal abstimmen lässt. • Bei kommunizierten Versorgungslücken werden neue Akteure in die Allianz eingebunden. • Im Netzwerk der Pflegeallianz lässt sich die pflegerische Versorgung gut koordinieren. Von der Verwahranstalt über das Wohnheim hin zum Quartierszentrum: Was bis vor wenigen Jahren noch als Vision gehandelt wurde, ist derzeit an den Standorten der Stiftung Liebenau bereits lebendige Realität. (eb) Was ist ein Quartier? Quartiere sind soziale Lebensräume, die ein Dorf oder einen Stadtteil umfassen. Zum Weiterlesen „Soziales neu gestalten“ (SONG) ist ein Zusammenschluss mehrerer Akteure der Sozialwirtschaft. Sie eint ihr Engagement für das Gemeinwohl und der Wille, die Zukunft aktiv und gemeinsam zu gestalten. So erforschte SONG die Wirksamkeit verschiedener Quartierskonzepte und sammelte gute Erfahrungen mit innovativen generationsübergreifenden Quartiersprojekten wie den „Lebensräumen für Jung und Alt“ (Stiftung Liebenau), dem „Haus im Viertel“ (Bremer Heimstiftung) und der „Quartiersnahen Versorgung“ (Evangelisches Johanneswerk). Parallel haben sie Fachbücher, Leitfäden und Aufsätze veröffentlicht, mehr unter: www.netzwerk-song.de / downloads-publikationen / Quellen: „Quartiersarbeit – Miteinander leben“, Broschüre der Stiftung Liebenau, Oktober 2018 | „Was wird aus der stationären Pflege? Konzepte für eine pflegerische Versorgung im Quartier“, Beitrag von Bodo de Vries und Frauke Schönberg in „ARCHIV für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit“ 3 / 2017, hrsg. v. Prof. Dr. Peter Butter, Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V., Berlin Von der Verwahranstalt zum Quartierszentrum 1. Generation 2. Generation 3. Generation 4. Generation 5. Generation Entwicklungsaufgabe Entstehung ca. 1940 bis 1970 Ende 60er bis 70er Jahre 80er Jahre ca. 2000 2012 ab 2016 Leitbilder Verwahranstalt Krankenhaus Wohnheim Familie Appartement Quartiers- und Gesundheitszentrum Pflegebedürftige Insasse Patient Bewohner Bewohner Klient Nutzer Wesentliches handlungs an leiten des Merkmal der Versorgung Insassen werden verwahrt Patienten werden behandelt Bewohner werden aktiv Erleben von Geborgenheit und Normalität in Hausgemeinschaften Leben in Privat einheit Die sorgende Gemeinschaft Entwicklung der stationären Pflege älterer Menschen (vgl. Michel-Auli / Sowinski 2012). anstifter ÖSTERREICH 2 | 2019 13

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