Stiftung Liebenau Österreich Leichte Sprache Nacht-Schicht im Pflege-Heim In Gaissau in Österreich gibt es ein Pflege-Heim der Stiftung Liebenau. Dort wohnen 44 alte Menschen. In der Nacht ist Schwester Christine Düngler im Haus. Sie macht schon ganz lange Nacht-Schichten hier. Dann hat sie viel zu tun. Nach Dienst-Beginn geht die Schwester durchs Haus. Die wachen Bewohner besucht sie. Sie fragt sie, wie es ihnen geht. Manchmal deckt sie eine Person richtig mit der Decke zu. Das mögen viele alte Menschen gern. Zwischen-durch muss die Schwester an den Schreib-Tisch. Dort schreibt sie alles auf, was sie getan hat. In schwerer Sprache heißt das Dokumentation. Arbeit auch in der Nacht Manchmal klingelt ein Bewohner, weil er Hunger oder Durst hat. Manche Bewohner benötigen auch Medizin. Spät in der Nacht, geht die Nacht-Schwester noch einmal durchs Haus. Sie darf so spät nicht mit dem Aufzug fahren. Das ist zur Sicherheit, weil keine anderen Mitarbeiter im Haus sind. Wenn jemand viel im Bett liegen muss, dreht die Schwester ihn um. Das muss sie machen, damit es keine Druck-Stellen auf der Haut gibt. Die entzünden sich manchmal und heilen schwer. Manche Bewohner schlafen auch spät nachts noch nicht. Dann macht die Schwester ihnen warme Milch. Das hilft ihnen beim Einschlafen. 30 anstifter 2 | 2017
Stiftung Liebenau Service Vergessen und vergessen werden Wäschestücke bleiben nicht identifiziert in der Wäscherei der Liebenau Service GmbH zurück Chris de Burgh dürfte einer der wenigen Männer sein, die noch immer wissen, wie ihre Ehefrau bei der ersten Begegnung gekleidet war. Sie trug ein rotes Kleid. Ein Tanz später war ihm klar, dass er diese „Lady in Red“ heiraten würde. Der Rest ist Happy End, Musikgeschichte und der Grund, warum wir an Chris de Burgh und Engtanz denken, wenn wir rote Kleider sehen. Das gilt selbst, wenn so ein rotes Kleid in der Abteilung „Namenlose Wäsche“ auf einem Ständer im Keller der Wäscherei in Liebenau hängt. „Wir bearbeiten hier täglich gut 9,5 Tonnen Wäsche“, sagt Christine Wernet. Seit 2007 leitet sie den Textilservice der Liebenau Service, kurz LiSe, in Liebenau, ein waschechter Inklusionsbetrieb, in dem viele Mitarbeiter mit Behinderungen arbeiten. Hier wird nicht nur für Stiftungseinrichtungen gewaschen, auch externe Dienste und Hotels aus der Region vertrauen auf die LiSe. Die Luft in der Wäscherei ist geschwängert von Waschpulver, ansonsten erinnert aber wenig an die heimische Waschküche. Allein die Waschmaschine hat die Dimensionen eines Schulbusses. Die berühmte „fehlenden Socke“ möchte man hier nicht suchen. „Ich könnte den ganzen Tag nichts anderes machen, als mich um die Wäsche unserer Bewohner zu kümmern“, sagt Monika Röck. Die Leiterin der Hauswirtschaft im Haus St. Josef in Meckenbeuren ist erfahrene Wäsche-Detektivin. Sie kennt jede mögliche Fehlerquelle und hat sich die einzelnen Arbeitsschritte auch schon in der Wäscherei erklären lassen. Normalerweise ist jedes Wäschestück aus den Häusern der Stiftung „gepatched“, also mit einem Kennzeichnungsband versehen. Einrichtung und Bewohner sind dadurch genau zuzuordnen. Vor einigen Jahren hat sie damit begonnen zu dokumentieren, welcher Bewohner welches Kleidungsstück „registriert“ hat. Zwischen 30 und 200 Suchanfragen gehen monatlich in der LiSe ein. „Fehlt das Namensetikett, haben wir keine Chance den Besitzer ausfindig zu machen. Drei Monate bewahren wir die namenlose Wäsche dann bei uns auf. Meldet sich niemand, geben wir sie in den Kleiderladen der Liebenau Teilhabe nach Leutkirch“, erläutert Christine Wernet. Ihr schneller Schritt führt sie vorbei an verzinkten Rollkäfigen und zahlreichen Mitarbeitern in weißen Kitteln. Mit dem Aufzug geht es in den Keller, hier gibt es weniger weiße Kittel, dafür umso mehr Rollkäfige. Hinter tausend Stäben könnte man plötzlich den Eindruck gewinnen, in einem Modegeschäft zu stehen. Auf gut 100 Quadratmetern finden sich vollgehangene Kleiderständer und deckenhohe Regale, die zum Bersten gefüllt sind. Vom Nachthemd bis zum Wintermantel ist für jeden Anlass etwas dabei. Sogar ein weinrotes Abendkleid mit silbernen Pailletteneinsatz im Dekolleté. Daran muss sich doch jemand erinnern? „Als wir im Haus noch selbst gewaschen haben, gab es ebenso viele Vermisst-Meldungen wie heutzutage“, sagt Monika Röck. Vergesslichkeit, Demenz, Scham. Die Hauswirtschafterin weiß aus Erfahrung, dass es auch im eigenen Haus Motive und Ursachen für das scheinbare Verschwinden der Kleidung gibt – wenn zum Beispiel aus Scham wegen Inkontinenz die Unterwäsche im Hausmüll entsorgt wird. Es gab aber auch einen Fall, in dem sie selbst nicht aufmerksam genug war. Eine Bewohnerin, die an Demenz litt, hatte ein Kleidungsstück als vermisst gemeldet. Aber weil sich außer ihr niemand an dieses Kleidungsstück erinnern konnte, wurde ihr nicht geglaubt. Erst Wochen später wurde das Kleidungsstück aus der Wäscherei nachgeliefert“, erzählt Monika Röck. Die Gewissenhaftigkeit, mit der sie heute alles dokumentiert, geht sicher auch auf Erlebnisse wie dieses zurück. Ob sich wohl noch jemand rechtzeitig an das Kleid erinnern wird? Hat denn niemand die Dame in Rot zum Engtanz aufgefordert? Es muss ja kein Welthit darüber geschrieben werden, aber ein Happy End dieser Geschichte wäre einfach schön. (dk) anstifter 2 | 2017 31
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