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Anstifter 2, 2017 der Stiftung Liebenau

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Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Bildung, Familie, Gesundheit, Lebensräume, Pflege, Service und Teilhabe.

Stiftung Liebenau Durch die Fördermittel der BW-Stiftung erhalten Kinder und Jugendliche in den Kinderzentren in Kitschevo (BDS) und Burgas (Roncalli) mehr Therapie- und Bildungsangebote. Tanz, Theater, Therapie Baden-Württemberg Stiftung unterstützt Kinderzentren in Bulgarien Eine intensivere psychologische Betreuung, mehr Kontakt zu den Eltern und zusätzliche Lernangebote: Im Rahmen ihres Programms „Perspektive Donau: Bildung, Kultur und Zivilgesellschaft“ stellt die Baden-Württemberg Stiftung (BW-Stiftung) dem Bulgarisch-Deutschen Sozialwerk (BDS) und dem Kinderzentrum Roncalli 45.000 Euro Fördermittel zur Verfügung. Seit September profitieren traumatisierte und benachteiligte Kinder und Jugendliche. Gemeinsam mit Fachkräften der Stiftung Liebenau, die Mitglied des BDS und des Kinderzentrums Roncalli ist, haben die Verantwortlichen der Kinderzentren ihr bisheriges Therapieangebot diskutiert. Bereits im Oktober haben neue Tanz- und Kunsttherapien für zwölf Kinder und Jugendliche in Kitschevo begonnen. „Die Kinder und Jugendlichen tanzen mit viel Vergnügen“, berichtet Margarita Dragneva, Leiterin der Institutionen des BDS und Roncalli vor Ort. „Wir beobachten, dass einige auf diese Weise ihre Aggressionen abbauen können. Und ein Auftritt vor den Eltern und weiteren Gästen hat das Selbstbewusstsein aller gestärkt.“ Seit Projektstart können nun auch die Jugendlichen psychologisch betreut werden, nachdem das Budget bisher nur für die Kinder reichte. Außerdem wird die Arbeit mit den Eltern weiter ausgebaut: Durch gemeinsame Feste lassen sich die innerfamiliären Beziehungen stärken, in Mütterkursen und Gesprächen fühlen sich die Eltern aufgehoben und informiert – und sind eher bereit, sich selbst im Kinderzentrum zu engagieren. In enger Zusammenarbeit mit Fachkräften der Stiftung Liebenau wurde auch das Bildungsangebot überarbeitet: Künftig werden die Grundschüler besser auf das Gymnasium vorbereitet, die älteren Schüler erhalten zusätzliche Sprachkurse in deutscher und englischer Sprache. Investiert wird außerdem in Bildungsausflüge: Neue Eindrücke haben die Kinder und Jugendlichen des Kinderzentrums in Kitschevo zum Beispiel bei einem Theaterbesuch in Varna gewonnen. „Viele waren zum ersten Mal in der größeren Stadt am Schwarzen Meer, die doch so nah ist, und haben über vieles gestaunt“, berichtet Margarita Dragneva. Um die Qualität der Betreuungsarbeit vor Ort zu verbessern, bildet die Stiftung Liebenau bis Ende August nächsten Jahres fünf bulgarische Fach- und Führungskräfte in Deutschland weiter. Die Fortbildungen sollen sie befähigen, neue passgenauere Konzepte und Methoden in den bulgarischen Kinderzentren anzuwenden und an ihre Mitarbeiter weiterzugeben. „Durch die innovativen Angebote und die höhere Qualifizierung werden die Mitarbeiter auch nach außen professioneller auftreten“, prognostiziert Axel Sans, Vorstand des BDS. „So hat unsere zivilgesellschaftliche Organisation vor Ort auch einen besseren Stand gegenüber öffentlichen Einrichtungen und politischen Mandatsträgern.“ (ebe) 16 anstifter 2 | 2017

Stiftung Liebenau Pflege Sabrina Dausch (Pflegedienstleiterin im Haus St. Konrad, re.) gehörte zur Projektgruppe und übte unter anderem mit Marie Schmidt den Gesprächsverlauf. Gute Pflege braucht klare Struktur Der Weg zu weniger Bürokratie in der Pflege Weniger Bürokratie in der Pflege ist stetes Anliegen auch in den Einrichtungen und Diensten im Aufgabenfeld Stiftung Liebenau Pflege und der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist. Die Einführung eines neuen Strukturmodells mit der „Strukturierten Informationssammlung - SIS“ als Grundlage für die pflegerische Betreuung soll Abhilfe schaffen. Die Testphase überzeugte die Fachleute und zeigte, dass dieses Modell mehr Zeit für die Bewohner lässt. Marie Schmidt begrüßt Sabrina Dausch herzlich an ihrer Zimmertür und bittet sie einzutreten. Die Pflegedienstleiterin hat ihr Gespräch zuvor angekündigt. Sie fragt die 83-jährige Seniorin nach ihrem Befinden. Marie Schmidt ist aufgeschlossen und zugewandt. „Ich fühle mich wohl und kann auch rausgehen“, erklärt sie. Es stellt sich heraus, dass sie eine unermüdliche „Läuferin“ ist. Und dies schon immer war. Sie schildert, dass sie den halbstündigen Schulweg zu Fuß zurücklegen musste. Der Vater sei zwar streng gewesen, habe den sechs Kindern aber auch viel beigebracht. Oder waren es fünf Kinder? Sabrina Dausch geht auf die Bewohnerin ein, hört konzentriert zu, hakt an der ein oder anderen Stelle nach und erfährt dadurch Neues, Persönliches. Solche Gespräche sind die Basis von SIS, das nach der Erprobung in den kommenden Monaten in allen Häusern und Sozialstationen eingeführt wird. Die Pflegefachkräfte halten dann Informationen im neuen Bogen fest: zum persönlichen Befinden und dazu, was die Mitarbeiter für den Bewohner tun können. Das Gespräch folgt sechs Themenfeldern: „kognitive und kommunikative Fähigkeiten“, „Mobilität und Beweglichkeit“, „krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen“, „Selbstversorgung“, „Leben in sozialen Beziehungen" und „Wohnen beziehungsweise Häuslichkeit“. Anstoß gab ein Projekt auf Bundesebene zur Entbürokratisierung der Pflege, an dem sich die Stiftung Liebenau und die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist beteiligte. „Im Laufe der Erprobung von SIS wurde klar, dass wir von diesem System profitieren“, sagt Achim Hollenbach, Abteilungsleitung Qualität und Entwicklung. Allerdings wurde auch schnell klar, dass die gesamte Dokumentation sowie das Qualitätshandbuch auf den Prüfstand mussten. In der Folge wurde das vom Bundesministerium entwickelte Strukturmodell, einschließlich der SIS, der Maßnahmenplanung, der Berichtsstellung sowie der Evaluation, auf die Belange der Einrichtungen angepasst. Eine geringere Zahl von Formularne bedeutet eine schlankere Dokumentation. Das System stellt anderseits aber höhere fachliche Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Pflege wird laut Hollenbach noch mehr professionalisiert. „Das motiviert die Mitarbeiter.“ Dass der Weg der richtige ist, wurde aus der Praxis bei einem Fachtag mit 60 Fachleuten zurückgespiegelt. Die Projektgruppe, zu der Sabrina Dausch zählte, bestand aus zwölf Leitungskräften. 13 Pflegekräfte waren außerdem an der Pilotphase beteiligt. Ihre Rückmeldungen überzeugten: Zum einen sahen sie die Bewohner mehr in den Mittelpunkt gerückt. Als Mitarbeiter fühlen sie sich mehr wertgeschätzt. „Ihre“ Bewohner würden sie nun besser kennen, und die Kommunikation im Team sei intensiver durch SIS. Bei der Ersterfassung fällt die Zeitersparnis noch kaum ins Gewicht, im laufenden Prozess empfinden die Pflegekräfte aber durchaus eine Erleichterung. Auch Sabrina Dausch setzt auf die neue Form der Dokumentation und ist überzeugt vom Nutzen. Dass im Berichteblatt nur noch dokumentiert werden muss, was vom Maßnahmenplan abweicht, sieht Sabrina Dausch als besondere Erleichterung. Die dadurch gewonnene Zeit kommt den Bewohnern zugute. (ao) anstifter 2 | 2017 17

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