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Anstifter 2, 2016 der Stiftung Liebenau

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Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

Leidenschaftlich

Leidenschaftlich engagiert Eine Begegnung mit S. D. Johannes Fürst von Waldburg-Wolfegg-Waldsee von Helga Raible WOLFEGG – S. D. Johannes Fürst von Waldburg-Wolfegg-Waldsee: So steht sein Name in der Mitgliederliste der Aufsichtsrats der Stiftung Liebenau, dem er seit 1998 angehört. S. D. – das heißt in vollem Wortlaut Seine Durchlaucht und ist die korrekte Ansprache für den Fürsten. Wer damit Förmlichkeit und Zeremoniell verbindet, irrt allerdings. Im Gespräch zeigt sich der Fürst entspannt und aufgeschlossen, spricht von Verantwortung ebenso viel wie von Leidenschaft. „Tradition verpflichtet“ – mit diesen Worten umreißt S. D. Johannes Fürst von Waldburg-Wolfegg-Waldsee seine Lebenseinstellung. Aus Verpflichtung gegenüber der Familiengeschichte wie auch gegenüber dem Land engagiert er sich in vielen Bereichen, in Wirtschaft und Politik ebenso wie in der Kunst und im Sozialbereich. Bis ins tiefe Mittelalter kann Johannes Fürst von Waldburg-Wolfegg-Waldsee seine Familie zurückverfolgen. Seine Vorfahren standen in kaiserlichen Diensten, waren Berater und Vertraute von Herzögen und Kurfürsten, geistliche Würdenträger, Diplomaten und Feldherrn. Einer der bekanntesten ist Georg III. Truchsess von Waldburg, der als „Bauernjörg“ im 16. Jahrhundert die aufständischen Bauern bekämpfte – sozusagen „ein schwarzes Schaf in der Familie“, wie Fürst Johannes augenzwinkernd sagt. Lieber beruft er sich auf den Truchsess Max Willibald von Waldburg. Auch er ein Heerführer, der im Dreißigjährigen Krieg die Städte Konstanz und Lindau gegen die Schweden verteidigt hatte. Gleichzeitig galt er als Gelehrter und Schöngeist, sprach mehrere Sprachen und begründete die Kunstsammlung des Hauses Waldburg, die noch heute im Schloss Wolfegg zu sehen ist. Kriegerisch ist das fürstliche Leben heute zum Glück nicht mehr. Fürst Johannes ist ein erfolgreicher Unternehmer, die Unternehmensgruppe Waldburg- Wolfegg beschäftigt über 100 Mitarbeiter, Tätigkeitsschwerpunkte sind Forstwirtschaft, Freizeit und Tourismus sowie Immobilienwirtschaft. Die Fürstenfamilie – Fürst Johannes ist verheiratet mit Viviana Fürstin von Waldburg-Wolfegg-Waldsee, eine geborene Contessa Rimbotti aus Florenz – lebt im Schloss Wolfegg, die drei erwachsenen Kinder stehen in Studium und Beruf. Politischer Gestalter Die Politik spielt eine wichtige Rolle in seinem Leben. Für die CDU saß Fürst Johannes lange Jahre im Wolfegger Gemeinderat und im Kreistag. „Eine spannende Zeit“, erinnert er sich. Ein großes Thema damals waren die Veränderungen in der Krankenhauslandschaft im Kreis Ravensburg. Überhaupt würden im Kreistag interessante Fragen bearbeitet, das sei vielen nicht bekannt. „Unterm Radar“ würden hier Weichen gestellt, zum Beispiel für den Straßenund Radwegebau oder die kreiseigenen Schulen wie etwa die beruflichen Gymnasien. Und auch wenn er heute nicht mehr aktiv in der Politik tätig ist, verfolgt er sie doch mit Leidenschaft. Engagierter Kunstsammler Emotionen sind ebenfalls im Spiel, wenn es um die Kunst geht – auch das ein Stück Familientradition. Die Wolfegger Kunstsammlung umfasst Werke bedeutender Künstler, die über die Jahrhunderte zusammengetragen wurden, darunter Kupferstiche und Holzschnitte von Albrecht Dürer und Rembrandt van Rijn. Hier lagerte bis vor zehn Jahren auch die berühmte Weltkarte von Martin Waldseemüller, die als erstes den neuen Kontinent „Amerika“ zeigte. Unter großem öffentlichen Interesse wurde sie vom Fürstenhaus in die USA verkauft, wo sie seit 2007 in der Library of Congress in Washington in einem eigenen Raum als „Geburtsurkunde Amerikas“ zu besichtigen ist. „Verantwortung gegenüber der Kunst bedeutet auch, dass man sich fragen muss, wer der ideale Eigentümer ist“, erläutert Fürst Johannes die Entscheidung zum Verkauf. „In der Library of Con- 8 Stiftung Liebenau

Entspannt und aufgeschlossen zeigt sich S. D. Johannes Fürst von Waldburg-Wolfegg- Waldsee bei offiziellen Anlässen, hier beim 440-jährigen Jubiläum der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist, mit Ehefrau Viviana Fürstin zu Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Dr. Berthold Broll (Vorstand Stiftung Liebenau). Foto: Kästle gress ist die Karte am richtigen Platz, gut geschützt vor zu viel Licht, Feuchtigkeit und Wärme.“ Ein weiteres Beispiel für die Verbindung von Kunst und Zeitgeschichte ist in der wieder eröffneten Schatzkammer der Waldburg zu besichtigen: Hier zeugen Nachbildungen von den Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, die im 13. Jahrhundert dort im Auftrag von Kaiser Friedrich II. gelagert wurden. Fürstin Viviana widmet sich der Musik. Sie ist Präsidentin des Freundeskreises der Internationalen Wolfegger Konzerte, die jedes Jahr im Juni stattfinden und in der Musikwelt hohes Renommee haben. „In der Provinz nichts Provinzielles“, das sei das Rezept für den großen Erfolg der Konzertreihe, in der „viel Liebe und Herzblut steckt“, so Fürst Johannes. Hoher sozialer Einsatz Beide sind bekannt für ihren hohen Einsatz für soziale Aufgaben. Fürstin Viviana engagiert sich besonders für Menschen mit Behinderung, als stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der St. Gallus- Hilfe ebenso wie als Ehrenamtliche in der Betreuung von Hegenberger Bewohnern. Fürst Johannes führt als Aufsichtsratsvorsitzender der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist die Tradition der Spitalstiftungen seiner Familie fort, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Zur Stiftung Hospital gehören heute die im 16. und 18. Jahrhundert gestifteten Pflegeheime Ulrichspark in Kißlegg und Spital Neutann in Wolfegg. Außerdem ist er Diözesanvorstand des Malteser Hilfsdienstes – und eben Mitglied im Aufsichtsrat der Stiftung Liebenau. „So unterschiedlich sind das Fürstenhaus und die Stiftung Liebenau gar nicht“, erläutert er. Beide seien auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit angelegt und hätten die Verantwortung, ihr Vermögen über die Jahre unversehrt zu halten – in der heutigen Zeit „ein riesiges Thema“. Als Mitglied im Wirtschaftsausschuss verfolgt Fürst Johannes die Wirtschaftsstrategie der Stiftung mit besonderer Aufmerksamkeit. „Weitsichtig und nachhaltig“ nennt er ihr Vorgehen, Risiken und Renditen sorgsam abzuwägen und „wetterfeste“ Vermögensanlagen zu finden. Worauf er besonderen Wert legt: Jede Generation hat ihre Aufgaben selbst zu lösen, keinesfalls darf man die Probleme auf kommende Generationen verlagern. So wie es in der Vergangenheit galt, Aufgaben wie Enteignungen, Kriege, Inflation zu bewältigen, ist heute zum Beispiel die Niedrigzinssituation eine Herausforderung für die Verantwortlichen. Dass diese Aufgabe zu bewältigen ist, daran hat Fürst Johannes keine Zweifel. Im Gegenteil. Er sieht das große Potenzial der Stiftung Liebenau in ihrer besonderen „Strahlkraft“. Die müsse man allerdings noch verstärken, damit ihre großartige Arbeit sichtbarer werde, für die Nutzer ihrer Angebote ebenso wie für die Mitarbeiter und für ihr Umfeld. Seine Empfehlung für die Zukunft: „Die „Marke Stiftung Liebenau“ muss noch stärker werden!“ Stiftung Liebenau 9

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