Stiftung Liebenau „Gut gemacht“ von Prälat Michael H. F. Brock Es war einmal und könnte es jeden Tag wieder sein. Ein Mensch wartet und ist angewiesen darauf, einmal wieder gelobt zu werden. So ein kleines „Gut gemacht“ wäre so wunderschön. Die Arbeit geht einfach viel leichter von der Hand, wenn sie auch bemerkt wird, dachte er. Und das stimmt ja auch. Ich kenne Menschen, die sehr verschwenderisch mit ihrem „Gut gemacht“ umgehen. Von denen hört man es so häufig, dass es schon fast nicht mehr stimmen kann. Jeden Tag alles „Gut gemacht“? Dann kann es auch zur Floskel werden, die dich nicht mehr lobt, sondern einfach „Lass mich ja in Ruhe“ bedeuten kann. Das wäre schade. Für uns Schwaben ist ein „Gut gemacht“ schon dann ausgesprochen, wenn nicht ausdrücklich getadelt wird. Das muss man aber auch erst einmal wissen und verkraften. Für Menschen, die unser „Schwäbisches Lob“ nicht so gut kennen, oft Anlass zur Traurigkeit. Denn da wirst du so gut wie nie gelobt. Über mich höre ich manchmal sagen: Von Ihnen hört man fast nie ein Lob, ein „Gut gemacht“ schon gar nicht. Das stimmt so nicht, denke ich mir im Stillen. Aber tatsächlich bedarf mein „Gut gemacht“ manchmal der Übersetzung: Warum traue ich Menschen etwas zu, verteile gerne Aufträge, lasse mich im Gespräch gerne beraten, suche ich die Nähe zu einem Menschen, höre ihm zu, oder lasse ihn einfach machen, oft auch ohne Worte? Mit Sicherheit manchmal mit einem Augenzwinkern, einem Lächeln, einer kurzen Geste, oder einfach der Einladung, eine kleine Pause miteinander zu verbringen – weil es so unendlich viele Möglichkeiten gibt, dieses ausgesprochene „Gut gemacht“ in Augenblicke hinein zu übersetzen, die einfach gut tun. Manchmal kann man es mit dem wirklich gut gemeinten „Gut gemacht“ keinem so richtig Recht machen. Menschen, die einem nahe stehen, wollen es gar nicht richtig. Sie schätzen den Augenaufschlag und die Nähe mehr als die Worte. Aber hin und wieder wollen auch sie es ausgesprochen haben: „Gut gemacht“. Und Menschen, denen wir eigentlich eher kritisch gegenüberstehen, gilt ein dann ausgesprochenes „Gut gemacht“ schon fast als Kritik für alles, was eben im Augenblick nicht zur Sprache kam. Was also tun mit dem kleinen Satz „Gut gemacht“? Vielleicht so viel: Er darf nicht zur Floskel werden, keinen abgenutzten überschwänglichen Gebrauch finden, der irgendwann unglaubwürdig wird. „Gut gemacht“ darf aber auch nicht zur Rarität werden, nur noch in höchster Not angewandt, um einem Menschen förmlich vor dem „Ertrinken“ zu retten. Dann käme der Satz zu spät. Ein guter Mix zwischen gespürter Empathie, wertschätzender Präsenz und Gesten des Zugewandt-Seins, geschenktem Vertrauen und einem ehrlich gemeinten „Gut gemacht“ wird das Geheimnis sein. Ich wünsche es einem jeden. Vor allem dass man es spürt: „Es ist gut, dass es dich gibt.“ Dass „Gut gemacht“ keine Ausnahme, sondern eine wertschätzende Aussage für einen jeden ist. „Wer immer dich gemacht hat, er hat dich gut gemacht!“ Der Satz stimmt übrigens immer. 6 anstifter 1 | 2020
Lebensräume: Immer aktuell Das Konzept der „Lebensräume für Jung und Alt“ – erstmals von der Stiftung Liebenau in Vogt umgesetzt – galt vor 25 Jahren als zukunftsweisend. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Mittlerweile gibt es 29 solcher Mehrgenerationenhäuser in Deutschland. In den Wohnanlagen leben Senioren, Alleinstehende, Paare und Familien. Alle profitieren vom lebendigen Miteinander. Eine Fachkraft für Gemeinwesenarbeit fördert das Vernetzen in der Wohnanlage und dem gesamten Ort. „Obwohl das Konzept 25 Jahre alt ist, ist es aktueller denn je“, betonte Dr. Berthold Broll, Vorstand Stiftung Liebenau im Rahmen eines Fachtages zum Jubiläum. Der Erfolg der Wohnanlagen beruhe, laut Broll „maßgeblich auf dem Engagement der Gemeinwesenarbeiterinnen und Gemeinwesenarbeiter, die als Herzstück und Seele der Lebensräume fungieren.“ Prof. Dr. Thomas Klie von der Evangelischen Hochschule Freiburg gratulierte in seiner Festrede „zum Mut zur Realisierung des innovativen Konzeptes vor 25 Jahren und zur erfolgreichen Weiterentwicklung bis heute“. Laut Klie sind für den Erfolg nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch die Geisteshaltung entscheidend: „Eine funktionierende sorgende Gemeinschaft, auch Caring Community genannt, beruht auf Beziehung, Respekt und Humor. “ „Das Mehrgenerationenwohnen nach dem Konzept ‚Lebensräume für Jung und Alt‘ ist eine Wohn- und Lebensform, die einerseits größtmögliche Autonomie und Freiheit lässt und andererseits Fürsorge und Gemeinschaft garantiert. Genauso, wie es die Menschen wollen und wie es die Gesellschaft benötigt“, ist sich Dr. Alexander Lahl, Geschäftsführer der Unternehmen im Aufgabenfeld Stiftung Liebenau Pflege und Lebensräume, sicher. Um auch weiterhin erfolgreich und zukunftsfähig zu bleiben, sind, so Lahl, „diverse Weiterentwicklungen wie etwa die Erstinformation im Bereich der Pflegeversicherung und der Pflegeangebote, die Organisation präventiver Hausbesuche zur etwaigen Vermeidung frühzeitiger Pflege und die Digitalisierung des Quartiers geplant.“ Modellprojekt: GeriNoVe gut etabliert Seit Juli vergangenen Jahres ist das Regionale Geriatrische Notfallzentrum GeriNoVe in Betrieb. In dem Projekt wird mit Förderung vom Innovationsfonds der Bundesregierung erprobt, wie betagten Patienten in einer sozial-pflegerischen Notsituation versorgt werden können. Die Nachfrage bestätigt den Bedarf: Seit Inbetriebnahme wurden 213 Patientinnen und Patienten versorgt. 100 kamen über verschiedene Notaufnahmen der Region auf die Station, andere Senioren wurden unter anderem von niedergelassenen Ärzten und ambulanten Pflegediensten eingewiesen. Auf drei Jahre ist das Projekt am Standort Weingarten angelegt. Getragen wird es vom Klinikum Friedrichshafen, der Stiftung Liebenau und beteiligten Krankenkassen. Die Hochschule Ravensburg-Weingarten sorgt für die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation. Tarif: Verhandlungen mit ver.di haben begonnen Seit Dezember 2019 verhandelt die Liebenau Leben im Alter mit der Gewerkschaft ver.di über einen Tarif für die rund 800 Beschäftigen des Altenhilfeunternehmens. Ziel ist ein passgenaues, für alle Beteiligten faires und zukunftsfähiges Tarifwerk, das gute Arbeitsbedingungen und zukunftssichere Arbeitsplätze ermöglicht sowie innovative Perspektiven bietet. Noch im Herbst 2019 war diskutiert worden, ob für die Liebenau Leben im Alter ein Dialogprozess hin zum Dritten Weg möglich sein könnte. Nachdem mit den Partnern des Dritten Weges kein Einvernehmen erzielt werden konnte, wurden Tarifgespräche mit ver.di aufgenommen. anstifter 1 | 2020 7
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