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Anstifter 1, 2019 der Stiftung Liebenau Österreich

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Schwerpunkt Von den

Schwerpunkt Von den Philippinen zur Stiftung Liebenau Im Februar 1991 besuchte die Philippinin Susan Olidan erstmals ihre Schwester in Linz. Mit dem Besucher-Visum konnte sie drei Monate bleiben und lernte in dieser Zeit vor allem einige Schrunser kennen, die ihr viel vom Montafon erzählten. Susan Olidan kam wieder und zog nach Schruns. Nun arbeitete sie als Zimmermädchen, Küchenhilfe, nahm Reinigungstätigkeiten in Privathaushalten an und betreute eine ältere Dame im Rahmen des Mobilen Hilfsdienstes. „Ich verstand den Montafoner Dialekt nicht, auch kein Schriftdeutsch, und so reimte ich mir die Aufträge als Zimmermädchen mit meinem Haus- verstand zusammen. Es gab oft Missverständnisse. Die Botschaft „Schuhe putzen, der Gast erwartet das von dir“, zum Beispiel, verstand ich als: Der Gast wartet auf mich.“ Über eine Freundin erfuhr Susan Olidan, dass im Haus St. Josef, das noch von der Gemeinde betrieben wurde, Reinigungskräfte gesucht wurden. Das Dienstverhältnis war auf einen Monat befristet. „Mir wurde klar: Ich musste Deutsch lernen. Ich lernte die Sprache beim Fernsehen und ging in einen Deutschkurs. Ich arbeitete in der Gastronomie auf dem Hochjoch, als mich das Angebot einer Dauerstelle als Reinigungskraft im Haus St. Josef erreichte. Ich trat sie im Januar 1998 – jetzt bei der Stiftung Liebenau – an.“ Mittlerweile konnte sich Susan Olidan auf Hochdeutsch verständigen, doch der Montafoner Dialekt bereitete ihr weiterhin Schwierigkeiten. „Mit meinen Versuchen, den Dialekt zu sprechen, habe ich viele zum Lachen gebracht. Aber ich hielt durch.“ Hin und wieder unterstützte sie schon damals die Pflegekräfte und ihr Wunsch, in der stationären Langzeitpflege zu arbeiten wurde immer stärker. „Ich entschied mich für eine Ausbildung zur Pflegeassistentin, die ich von März 2008 bis März 2009 absolvierte. Es war eine harte Zeit für mich und ich war sehr stolz, als ich mein Zertifikat erhielt. In der Pflege tätig zu sein, erfüllt mich heute noch mit Stolz und ich habe meinen Entschluss nie bereut. Ich würde jederzeit wieder diesen Berufsweg einschlagen.“ (ju) Vom Rasenmähen zur Zufriedenheit Aufgaben selbstständig. André Gegenbauer ist rundum zufrieden mit seiner Anstellung: „Es gibt keine speziellen Aufgaben, die mir besonders Spaß machen. Ich mache einfach alles gern. Vielleicht das Rasenmähen. Ich habe auch keine besonderen Pläne. Es soll einfach alles so weitergehen.“ (as) Gute Zusammenarbeit für integrierte Arbeitsplätze André Gegenbauer arbeitet seit Dezember 2008 als Hausmeistergehilfe im St. Josefshaus in Gaißau. Aufgrund seiner Behinderung wird er durch das Vorarlberger Projekt Kompass bei seiner Arbeit begleitet und unterstützt. Er hat im Laufe der Jahre sehr viel gelernt und erledigt inzwischen die meisten Menschen mit Beeinträchtigung, die sich einen integrativen Arbeitsplatz wünschen oder bereits in einem solchen arbeiten, werden in Vorarlberg von der Caritas (Sitz in Bludenz) und in Oberösterreich vom Verein Miteinander (Sitz in Linz) unterstützt und individuell begleitet. Neben einem externen Mentor haben die Beschäftigten hier wie dort verlängerte Ausbildungszeiten und nehmen an Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung teil. 10 anstifter ÖSTERREICH 1 | 2019

Schwerpunkt Ständige Weiterbildung Bewohnerorientiertes Arbeiten Die umfassendsten Weiterbildungsmaßnahmen in der Stiftung Liebenau in Österreich betreffen das bewohnerorientierte Arbeiten, kurz BOA. Seit die ersten Häuser im Jahr 2005 nach dem Konzept der Hausgemeinschaften in Stadl-Paura und Nüziders eröffnet wurden, finden regelmäßig Schulungen zu diesem Thema statt, zuletzt wieder im Pflegeheim St. Josef in Schruns. Hausleiterin Jutta Unger berichtet, warum welche Impulse gesetzt werden. Der Grundgedanke von BOA lautet: Nur gestärkte Menschen sind in der Lage, andere zu stärken. BOA fördert die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Zusammenarbeit sowie in der Folge auch die zu pflegenden Menschen. Das normale Leben, der Alltag und der Mensch selbst stehen im Vordergrund: Ich sehe dich, ich achte dich, ich bin offen für dich, ich nehme dich wahr als der Mensch, der du bist. Ich bereite dir das Essen zu, nicht, damit du etwas zu essen hast, sondern damit es dir schmeckt, damit es dir wohl tut. Basis dieser Haltung ist die Wertschätzung jedes einzelnen Individuums. Die Mitarbeiter unterstützen sich gegenseitig, sprechen Probleme offen an und versuchen, sie mit wertschätzender Grundhaltung zu lösen. BOA ist ein ständiger Prozess, in dem sich die Mitarbeiter in ihrer fachlichen, sozialen, emotionalen und spirituellen Kompetenz weiterentwickeln. Um die Entwicklung in Gang zu halten und weil sich das Team immer wieder neu formiert, haben alle Mitarbeiter des Pflegeheims St. Josef von April 2017 bis April 2018 an einem Auffrischungskurs, veranstaltet von der connexia, teilgenommen. Seminarleiter Walter Fink erinnerte an die Inhalte von BOA und wie Wertschätzung im Alltag gelebt werden kann. Er ermutigte die Mitarbeiter, sich zur eigenen Stärkung etwas Gutes zu tun, ließ Raum um wertschätzend über aktuelle Herausforderungen zu diskutieren, brachte eigenes Wissen und eigene Erfahrung ein. Anhand von Beispielen aus dem Arbeitsalltag verdeutlichte er den Unterschied zwischen eigenen Bedürfnissen und jenen der Bewohner. In Gruppen- oder Einzelarbeit wurde der Alltag im Haus unter die Lupe genommen. Außerdem konnten sich Mitarbeiter persönlich über die für sie größten Herausforderungen mit Walter Fink austauschen. (ju) anstifter ÖSTERREICH 1 | 2019 11

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