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Anstifter 1, 2016 der Stiftung Liebenau

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Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

Antonia sieht für ihre

Antonia sieht für ihre Schwestern Geschwisterzeit rückt Geschwisterkinder in den Mittelpunkt von Svenja Kranz Ein Kind in einer Familie mit zwei behinderten Schwestern wächst anders auf als andere Kinder. In vielen Alltagssituationen ist Antonia Kurth diejenige, die den beiden anderen helfen muss. Das tut sie ganz selbstverständlich und spricht nicht viel über ihre eigenen Bedürfnisse. Umso wichtiger sind für sie die Angebote der „Geschwisterzeit“, die die Stiftung Liebenau mit einigen anderen Partnern ins Leben gerufen hat. Wenn Antonia Kurth (12 Jahre) mit ihren Schwestern Melissa (15 Jahre) und Sophia (4 Jahre) beim Bäcker Antonia (rechts) ist steht, zählt sie schnell auf, was es an Kuchen gibt, ihren beiden Schwestern Melissa (links) kurzem mit Sophia auf einem Bauernhof war, musste denn die beiden können es nicht sehen. Als sie vor und Sophia eine große sie ständig aufpassen, dass der Ziegenbock das kleine Stütze. Foto: Kranz Mädchen nicht umrennt. Und wenn Melissa nachmittags zum Inlineskaten will, nimmt sie Antonia gerne mit. „Vor ein paar Tagen bin ich mitten in eine Baustelle gefahren, die war am Tag vorher noch nicht da“, lacht das blonde Mädchen. „Wenn wir unterwegs sind, ist Antonia mein externes Auge.“ Sophia und Melissa leiden an einer seltenen, vererbbaren Erkrankung der Netzhaut, der Achromatopsie. In Deutschland sind etwa 3000 Menschen betroffen. Bei ihnen sind die Zapfen auf der Netzhaut entweder nicht vorhanden oder funktionsuntüchtig. Dadurch fällt das Farbsehen, welches auch für das Sehen bei hellem Licht zuständig ist, teilweise oder vollständig aus. So genannte Achromaten können nur in Grautönen sehen und sind sehr blendungsempfindlich. Melissa und Sophia tragen deshalb Spezialbrillen mit roten Gläsern. Oft werden sie wegen der Brillen komisch angesehen oder müssen sich unfreundliche Kommentare anhören. Auch damit hat Antonia gelernt umzugehen. Mit anderen Kindern tauscht sich Antonia wenig aus, sie ist ein eher ruhiges Mädchen, aber für ihre Schwestern ist sie immer da. „Sie kümmert sich von ganz alleine, hilft überall aus, ohne dass wir etwas sagen müssen“, erzählt Becky Kurth, ihre Mutter. Kinder in einer solchen Situation entwickeln automatisch ein hohes Maß an Rücksichtnahme, Verantwortungsgefühl und Fürsorge. „Ich merke, dass sie sich schwer abgrenzen kann“, sagt die Mutter. Und weil ihre mittlere Tochter kein großer Redner ist, die Dinge lieber mit sich selber ausmacht, war es für sie umso wichtiger, dass Antonia in Kontakt mit Kindern kommt, die in einer ähnlichen Lage sind. Seit einem Jahr nimmt sie daher an der „Geschwisterzeit“ teil, einem Angebot der St. Gallus-Hilfe, der St. Jakobus Behindertenhilfe, der St. Elisabeth-Stiftung und dem Malteser Hilfsdienst. „Wir waren paddeln auf dem Bodensee, und der Ausflug in den Wald hat mir besonders gut gefallen“, schwärmt Antonia. Bei den Veranstaltungen steht sie mit ihren Bedürfnissen im Mittelpunkt. Das stärkt das Selbstbewusstsein. Zum nächsten Treffen hat sie sich bereits angemeldet, denn da wird gebastelt und das ist ihre große Leidenschaft. www.geschwisterzeit.de 34 Kinder und Jugend

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