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WIR mittendrin - 2/2020

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8 2 |

8 2 | 2020 REISEN Einmal Tirol und zurück Über die ganze Welt sind die interreligiösen Arche-Lebensgemeinschaften verteilt. Unter den europäischen ist auch die Arche Ravensburg zu finden. Für Urlaube mit den Bewohnerinnen und Bewohnern tauschen oder teilen sie ihre Häuser mit den anderen Lebensgemeinschaften. In diesem Jahr ging es für eine Ravensburger Gruppe von Männern nach Tirol, wo man sie warmherzig empfangen hat. Reisen ist befreiend und manchmal auch ein bisschen anstrengend. Doch alle Anstrengungen wurden von herrlich wunderbaren Momenten überlagert. Die Tage begannen mit Spaß und Lachkrämpfen am Frühstückstisch, die das Essen fast unmöglich machten. Einzigartige Momente bereicherten auch die Wanderung zur Bergeralm am Brenner, die mit Elan begonnen, dann aber bald mit der Frage unterbrochen wurde, wann man denn endlich da sei. Auch die Schönheit der Natur, das Zusammenhalten an schwierigen Passagen, die gemeinsame Überwindung gefühlter Grenzen und die ständige Freude, mit den anderen unterwegs zu sein, machten den Urlaub zu etwas ganz Besonderem. Das Wetter war anfangs „nicht so gut“, im Laufe der Woche jedoch „schön heiß“, so die Männer. Dankbar waren wir für die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Arche Tirol, die uns gemeinsam eine tolle Woche ermöglicht hat. Text: Alexander Schorn Fotos: Benedikt Lochmaier, beide Arche Ravensburg FREIZEIT UND KULTUR Mit der Türmerin durch die historische Stadt Türmerin Regina Nabholzin, Gattin des Strumpfstrickers Lorenz Nabholz, führt durch die Geschichte der Stadt Ravensburg. Gespielt wird sie von Schauspielerinnen vom Theater Ravensburg: Sie sprechen im Deutsch des 18. Jahrhunderts und sind passend kostümiert. Viele Hausierer, Vaganten und Bettler kamen in die Stadt. Sie wurden im Heilig-Geist-Spital verpflegt. Dieses Spital wird noch heute als Krankenhaus genutzt. Der Bach wurde von den Gerbern und den Leinenwebern genutzt, die das Wasser für ihr Handwerk brauchten. Es gab einen Getreide- und Viehmarkt und es gab auch die Fischbank. Dort konnte man jeglichen Fisch erstehen. Die Frau des Bürgermeisters besaß ein Privileg: Sie hatte in einem Brunnen eine eigene Reuse für ihre Fische, die sie nach einem alten Rezept kochen ließ. Im Bereich, in welchem noch heute der Markt aufgebaut wird, wohnten die wohlhabenden Bürger, zum Beispiel die Senatoren. Der Bürgermeister besaß acht Pferde und züchtete Seidenraupen. Auch heute kein alltägliches Hobby. Seine Gattin sammelte Parfumfläschchen und nahm Unterricht bei einem französischen Tanzlehrer. Das Haus, in dem der Bürgermeister wohnte, ist heute das Museum Ravensburger. Die Bürgermeister waren im Wechsel katholisch und evangelisch. Auch die Ratsherren waren zur Hälfte katholisch und evangelisch. Der Ratssaal war auch der Gerichtssaal. Eine Frau wurde zum Beispiel beschuldigt, ihr Kind vor der Stadt ertränkt zu haben. Deshalb lautete das Urteil: Enthauptung durch das Schwert durch den Scharfrichter. Im Obertor hing die Sünderglocke. Die läutete, wenn jemand hingerichtet wurde. Solche Ereignisse ließen die gesamte Stadt zusammenkommen. So, wie wenn heute ein bekannter Sänger ein Konzert gibt. Es gab ja weder Fernsehen noch Kino, also wenig Unterhaltung. Im Gerichtssaal sieht man schöne bunte Glasfenster. Auch das Bild von dem Richter, der bei dieser Person das Urteil fällte. Heute: Jeder kann Bürgermeister werden, egal ob katholisch oder evangelisch. Es gibt bei Verurteilung statt Enthaupten Gefängnis oder Geldstrafe. Die Todesstrafe gibt es noch, zum Beispiel in Amerika. Aber: Wenn jemand schuldunfähig ist, muss derjenige in die Psychiatrie. Text: Ingrun Mathauer ist kunst- und kulturinteressiert. Sie lebt im Fachzentrum Rosenharz der Stiftung Liebenau. Foto: Stadt Ravensburg

2 | 2020 9 Fix, der Therapiehund, nimmt Menschen an, genauso wie sie sind. ARBEIT Fix, der tägliche Begleiter Therapiehunde nehmen Menschen einfach sondern auch das Wissen und die Empathie an, wie sie sind. Sie nehmen Stimmungen der Hundebesitzer. und Gefühle des Gegenübers auf, stellen Inzwischen geht Fix schon seit acht Jahren keine Anforderungen und haben keine Er- mit ins AIP der Stiftung Liebenau. Er gehört wartungen. Jeden Tag aufs Neue können einfach dazu. Alle Beschäftigten kennen ihn sie Geborgenheit, Wärme, Nähe und Si- sehr gut und zeigen keinerlei Angst. Er geht cherheit vermitteln. Einer von ihnen ist auf jeden fröhlich zu, begrüßt dabei mit sei- Fix. ner offenen, lustigen und liebevollen Art. Wie die Beschäftigten Kontakt zu Fix auf- Fix ist ein neunjähriger Border-Collie- nehmen, ist sehr unterschiedlich. Bei eini- Mischling. Er ist sehr aufmerksam und liebt gen darf er Pfötchen geben, andere ku- es neue Tricks zu lernen. Vom Musterschüscheln und streicheln oder machen lustige ler wird er aber auch gern einmal zum Tricks mit ihm: zum Beispiel auf den Hinter- Klassenclown und bringt die Menschen zum beinen tanzen, Rolle machen oder sich Lachen. Und wenn sein Gegenüber eher die „high five“ geben lassen. Ruhe als die Action sucht, wird er von einem Durch die Begegnung mit Fix, beginnen vie- auf den anderen Moment zum Schmusele zu sprechen und zu erzählen, er bringt hund und liebt es, sich von oben bis unten Bewegung in die Menschen und fördert die kraulen und massieren zu lassen. Genau Achtsamkeit für die Beschäftigten selbst diese Eigenschaften machen ihn zu einem und für ihr Gegenüber. Er stärkt sie in ihrem tollen Therapiehund. Selbstbewusstsein etwa bei gemeinsamen Tricks oder beim selbstständigen Führen an Fix, der Musterschüler der Leine. Und darum absolvierten Fix und ich die Ausbildung zum Therapie- und Begleithund. Text und Foto: Simone Denes, Fachdienst Dabei wird nicht nur das Wesen und die Eig- Arbeitsintegrationsprojekt (AIP) Geiselharz nung des Hundes gründlich getestet, der Stiftung Liebenau. LEBEN Wahre Träume!? Das möchte ich noch erleben: • Auf dem Computer schreiben lernen. • Ein Brief über Meersburg und den Bodensee auf dem Computer schreiben. • Ich möchte 100 Jahre auf einem Pferd reiten. Und ich möchte den Menschen zeigen, wie ich auf dem Pferd sitze und stehe. • Ich möchte mehr über das Gärtnern und das Rasenmähen lernen. • Ich möchte mich um ganz viele Tiere kümmern (Hund, Pferd, Katze, Hase, Papageien, Adler). • Ich möchte über meine Mama schreiben, denn ich vermisse sie sehr. Meine Mama ist gestorben. Ich möchte wissen, wo meine Mama begraben ist. Mein Herz ist zerbrochen – 2000 Teile. • Ich möchte fliegen, am liebsten ganz weit weg, ans Meer und frische Krabben essen. • Ich möchte andere Länder als Deutschland kennenlernen. • Ich möchte an die Nordsee. • Ich möchte eine Disco veranstalten (Kinderlieder-Konzert). Julia soll auf der Geige spielen und ich auf einer großen Orgel. • Ich möchte Dirigent sein (2000 Jahre lang). Text: Mario Miltz ist ein sensibler, kontaktfreudiger und aktiver Mensch. Die Barrieren, auf die er stößt, machen ihn oft traurig. Er lebt in einer Wohngruppe in Oberteuringen und arbeitet in der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (beides Stiftung Liebenau).

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