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Jahresbericht 2014 der Stiftung Liebenau

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Der Jahresbericht der Stiftung Liebenau, der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist und der Stiftung Helios – Leben im Alter. Die drei Stiftungen sind mit insgesamt 6 000 Mitarbeitern an 90 Standorten in Deutschland, Österreich, Italien, Bulgarien und der Schweiz tätig, hauptsächlich in den Aufgabenfeldern Altenhilfe, Hilfe für Menschen mit Behinderung, Gesundheit, Bildung und Hilfen für Kinder und Jugendliche.

Stiftungen und sonstige Tätigkeiten Voneinander lernen – deutsch-österreichischer Austausch Was in Oberösterreich als „Harpfn“ und in Vorarlberg als „Näscht“ bezeichnet wird, dazu sagt man in Deutschland „Bett“. Wer das als deutsche Pflegekraft in Österreich nicht weiß, ist irritiert. Doch nicht nur sprachlich gibt es Unterschiede zwischen den Regionen. Auch in der Pflege. Trotz regionaler Unterschiede sind die Rahmenbedingungen in Österreich insgesamt besser als in Deutschland. Um zu vergleichen, sich kennenzulernen und voneinander zu lernen, haben deutsche und österreichische Führungskräfte aus dem Verbund der Stiftung Liebenau an einem Austausch teilgenommen. Fortbildungen, Kongresse, Tagungen: Das sind üblicherweise die Gelegenheiten, bei denen sich Fachkräfte untereinander austauschen können. Man kommt ins Gespräch, tauscht sich aus, doch Vergleiche bleiben letztlich abstrakt, ein hautnaher Eindruck kann nicht stattfinden. Der Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand ist zu kurz. Anders ist es bei gegenseitigen Besuchen. Doch auch das ist oftmals zu aufwändig und kommt eher selten vor. Im Wissen darum, dass ein gegenseitiger Austausch für alle Beteiligten fruchtbar sein kann, hat die deutsche Altenhilfe ihren Hausleiterinnen und -leitern angeboten, sich mit den Fachkollegen aus Österreich bei gegenseitigen Besuchen auszutauschen. „Im Gegensatz zu vielen anderen Trägern kann die Stiftung Liebenau durch ihre Tätigkeit in mehreren Ländern diese Form des Austausches ermöglichen“, so Gerhard Schiele, Geschäftsführer der Liebenauer Altenhilfe in Deutschland. Seit Mai 2014 hat es bereits drei solcher Treffen gegeben: Zuerst fuhren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Deutschland und Vorarlberg nach Wien. Sie besuchten dort das Marienheim sowie das Seniorenhaus Kagran. Im Oktober dann der Gegenbesuch der Österreicher im Friedrichshafener Franziskuszentrum, im neuen Haus St. Sebastian und den „Lebensräumen für Jung und Alt“ in Wittenhofen. Außerdem besuchten sie das Spital Neutann in Wolfegg und das Stift zum Heiligen Geist in Bad Wurzach. Im März 2015 standen dann für deutsche Führungskräfte aus Weingarten, Vogt, München, Maikammer und Ailingen sowie aus Nüziders in Vorarlberg Häuser der St. Anna- Hilfe im oberösterreichischen Stadl Paura und Gmunden auf dem Programm. Da das österreichische Pendant zur St. Anna-Hilfe auch in der Hilfe für Menschen mit Behinderungen tätig ist, bot sich auch hier die Möglichkeit für einen Austausch: Im April 2015 besuchten Mitarbeiter aus der St. Lukas-Klinik in Liebenau die Einrichtung der österreichischen St. Anna-Hilfe Lebenswelt St. Antonius in Spittal (Kärnten) und auch – quasi fachübergreifend – Altenpflegeheime in Oberösterreich. Der Gegenbesuch ist bereits in Planung. Themen bei den Besuchen waren die jeweiligen Rahmenbedingungen der Arbeit, wie etwa die Pflegestufensystematik, die Finanzierung, die Vergütungssysteme und die Personalausstattung. Auch Fragen der Dokumentation und Schnittstellen zwischen Hauswirtschaft und Pflege standen auf der Tagesordnung. Darüber hinaus wurden verschiedene Konzepte vorgestellt und diskutiert: In Neutann das Demenzkonzept, am Beispiel Wittenhofen unter anderem das Verständnis der Liebenauer von Sozialraumorientierung sowie in beiden Ländern verschiedene Formen von Wohnund Hausgemeinschaften. 70 STIFTUNGEN UND SONSTIGE TÄTIGKEITEN

Was nehmen die Mitarbeiter nun mit? Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Jutta Unger, Hausleiterin im Haus St. Josef in Schruns (A) fand es „echt lässig“ und würde sofort wieder teilnehmen. Sie war neugierig auf die Begegnung mit den deutschen Kollegen und denen aus Wien, hatte keine speziellen Erwartungen. „Es war ein Austausch auf gleicher Ebene. Niemand wollte sich profilieren“, berichtet sie. Und es sei auch Raum dafür gewesen, Schwachpunkte zu benennen. In Vorarlberg ist die Altenpflege, was zum Beispiel den Personalschlüssel angeht, um einiges besser ausgestattet. Ihr wurde bewusst, auf welch „goldenem Boden“ bereits gearbeitet wird. „Wenn wir mal jamangepasst werden“ lautet sein Fazit. Beeindruckt hat ihn auch, dass diplomierte Fachkräfte nur Funktionspflege leisten, sie oft allein unterwegs seien und Entscheidungen mit hoher Verantwortung treffen dürften. Altenfachbetreuer und Pflegehelfer leisten ausschließlich Grundpflege und Betreuung. Für Teilnehmer Holger Trebitscher, Wohngruppenleiter im sozialtherapeutischen Heim der St. Lukas-Klinik in Liebenau, war die Lebenswelt St. Antonius kein unbekanntes Terrain. Er hatte bereits im Jahr 2013 einen „Austausch“ absolviert: Für acht Monate ging mern, das weiß ich jetzt: Es ist ein Jammern auf hohem Niveau.“ Diese Erkenntnis würde wiederum zufriedener machen. Die Stiftung Liebenau kannte sie bereits von ihrer Ausbildung zur Wohnbereichsleitung, die in Liebenau stattfand. Auch bei den jährlichen Stiftungstagen für Führungskräfte geht es ihr so, dass sie sagt: „Ich fahre zur Mutter.“ Abgesehen vom fachlichen Austausch war es in Bad Wurzach die architektonische Kombination aus Alt und Neu, die sie begeistert hat. Klaus Sonntag, Hausleiter des Stifts zum Heiligen Geist in Bad Wurzach hatte besonders großes Interesse am Modell der Hausgemeinschaften, wie es in Österreich praktiziert wird. „Ich wollte einen Eindruck bekommen, wie ein funktionierendes Hausgemeinschaftsmodell dort umgesetzt wird“, erläutert er. Dies auch vor dem Hintergrund der Rahmenbedingungen in Österreich. Und er ist nicht enttäuscht worden: Er habe gesehen und auch gespürt, dass dieses Modell dort funktioniert. Eines aber ist für ihn sicher: „Das Hausgemeinschaftsmodell kann in Deutschland besser adaptiert werden, wenn die Stellenschlüssel etwas er damals nach Spittal, um den Aufbau der Betreuungseinrichtung für Menschen mit Behinderungen zu begleiten. Damals sei er „mit offenen Armen“ empfangen worden, erinnert er sich. Angetan ist er von der Konzeption im Arbeitsbereich der Lebenswelt St. Antonius: „Mich begeistert, dass im Arbeitsbereich selbst gekocht wird.“ Dadurch, dass Kärnten in Sachen Inklusion weiter ist als Baden-Württemberg, könnten auch Gefahren und Probleme besser gesehen werden. So habe es zum Beispiel eine Bewohnerin gegeben, die, als sie in Spittal nicht mehr adäquat betreut werden konnte, in die Steiermark ziehen musste. „Wenn die konzentrierte Vielfalt an Angeboten nicht mehr vorhanden ist, hat das seine Konsequenzen“, warnt Trebitscher. Den Kontakt mit der österreichischen Altenhilfe empfand er damals wie beim aktuellen Besuch als sehr bereichernd. Vor zwei Jahren konnte er sogar sein Know-how als Deeskalationstrainer in Oberösterreich in einer Mitarbeiterschulung weitergeben. Einen Austausch unter Fachkräften kann er sich auch für Mitarbeiter an der Basis vorstellen. STIFTUNGEN UND SONSTIGE TÄTIGKEITEN 71

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