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Auf Kurs 02/2018

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BBW IM ÜBERBLICK Franz

BBW IM ÜBERBLICK Franz Müntefering zu Gast im Berufsbildungswerk bei „Stiftung Liebenau im Dialog“ „Arbeit bedeutet Teilnahme und Teilhabe“ Prominenter Gast beim Auftakt der Veranstaltungsreihe „Stiftung Liebenau im Dialog“: Franz Müntefering, ehemaliger Vizekanzler und früherer SPD-Parteichef, hat im Ravensburger Berufsbildungswerk vor zahlreichen Zuhörern über die Zukunft der Arbeit im Zeichen der Digitalisierung gesprochen. Ein anschließendes Podiumsgespräch widmete sich weiteren Aspekten rund ums „Arbeiten 4.0“: Fachkräftemangel, soziale Gerechtigkeit, demografischer Wandel und die gesellschaftspolitische Aufgabe, auch Menschen mit Benachteiligungen die Teilhabe am Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Beim Thema Digitalisierung spannte Müntefering einen launigen Bogen von der eigenen noch ganz analogen Kindheit auf den Straßen des Sauerlandes über den digitalen Fortschritt in Medizin und Industrie bis hin zu den „Schaltkonferenzen“ heutiger Jugendlicher bei der Kommunikation mit dem Smartphone – um sich dann zu fragen, wie das eigentlich sein wird mit dem Arbeitsmarkt der Zukunft: „Wird Arbeit fehlen, oder werden Arbeitskräfte fehlen?“ Für beide Szenarien gebe es Argumente. Auf jeden Fall aber komme es darauf an, „dass wir keinen ausschließen dürfen“. Jeder Mensch müsse seinen Platz in der Gesellschaft haben. Bedeutung der „einfachen Arbeit“ Der Schlüssel dazu: Bildung! Aber wo fängt man hier an? Ganz vorne, wenn es nach Müntefering geht: in der Kita und in der Grundschule. „Es gibt ein Recht auf Bildung, ein Recht auf Arbeit und ein Recht, dabei zu sein und teilzuhaben.“ Und zwar in jedem Alter. Die Gesellschaft müsse sich so aufstellen, „dass alle ihren Teil dazu beitragen können“. Alle, das sind nicht nur die Akademiker: „Wir haben ein bisschen die Perspektive verloren, was die Bedeutung der ‚einfachen Arbeit‘ angeht.“ Dabei betonte er das soziale Ganze: „Wir sind alle angewiesen auf die anderen.“ Auch ein Topmanager brauche schließlich einen Friseur. Menschen einbinden Und was ist mit den Abgehängten, mit denen, die nicht so einfach einen Platz finden auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft? Besser als ein Bedingungsloses Grundeinkommen (nach dem Motto: „Denen geben wir Geld, die stellen wir ruhig“) sei es, diese Menschen fördernd und fordernd einzubinden und sie dazu zu befähigen, Rollen und Aufgaben in der Gesellschaft zu übernehmen. Das – so der frühere SPD-Chef – sei auch eine Frage der Würde des Menschen: „Arbeit ist nur ein anderes Wort für Teilnahme 8 | Auf Kurs 2-2018

Auf dem Podium im BBW: Franz Müntefering mit Moderator Dr. Hendrik Groth (rechts), Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung. Foto: Maskus-Trippel und Teilhabe.“ In diesem Zusammenhang würdigte Franz Müntefering auch die Arbeit der Stiftung Liebenau und ihres Berufsbildungswerkes, vielen jungen Menschen mit besonderem Teilhabebedarf „eine Chance zu geben, die diese sonst nicht hätten“. Ausbildung als Fundament Wie das gelingt, das erklärte Christian Braun, Geschäftsführer des Liebenau Berufsbildungswerks, im anschließenden Podiumsgespräch. Es gehe darum, die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie sind, ihnen Bezugspersonen zur Seite zu stellen und so lange mit ihnen intensiv zu arbeiten, „bis es auch bei ihnen ‚klick‘ macht“. Dabei betonte Braun den Wert einer Ausbildung über das rein Fachliche hinaus. Durchhaltevermögen und Sozialkompetenzen seien hier wichtige Punkte. Das unterscheide eine gute Ausbildung auch von einem „kurzfristigen Fitmachen“. Von daher sei eine Ausbildung auch in Zukunft ein wichtiges Fundament. „Keiner darf verloren gehen“ Dem pflichtete Martina Musati, Mitglied der Geschäftsleitung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, bei: „Ausbildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit.“ Zwar herrsche bei uns im Land insgesamt nahezu Vollbeschäftigung, unter den Ungelernten betrage die Arbeitslosenquote jedoch zehn bis 15 Prozent, rechnete sie vor. Daher müsse man nun verstärkt auf diese Menschen schauen, die unqualifiziert sind und ohne Schulabschluss dastehen. Genug Geld für berufliche Qualifizierung sei da, meinte Musati: „Wir sagen: Keiner darf verloren gehen.“ Und was ist mit dem Stichwort Fachkräftemangel? Wie sind hier die Erfahrungen? Wie Heinrich Grieshaber, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Grieshaber Logistik GmbH, berichtete, sei es hier in der Region bereits heute ein großes Problem, Arbeitskräfte zu bekommen. „Bei uns bedeutet ‚Arbeiten 4.0‘: vier LKW und null Kraftfahrer.“ Christof Klaus uu Siegfried Gebhart Stiftung unterstützt „Jobcoaches“ des Berufsbildungswerks Mit einer Spende von 27.000 Euro unterstützt die Siegfried Gebhart Stiftung das Berufsbildungswerk (BBW) der Stiftung Liebenau. Das Geld fließt in ein neues Projekt, um Menschen mit besonderem Teilhabebedarf den Einstieg ins Berufsleben nachhaltig zu sichern. So genannte „Jobcoaches“ begleiten dabei die jungen Fachkräfte nach dem Abschluss ihrer Ausbildung und der Vermittlung in einen Betrieb noch eine Zeit lang am Arbeitsplatz. Erstmals sollen die Absolventen des aktuellen Abschlussjahrganges 2018 von dem Projekt profitieren. Insbesondere die Anfangsphase sei ein wichtiger Faktor bei der dauerhaften Integration ins Arbeitsleben, erklärt BBW-Geschäftsführer Christian Braun. Und gerade hier setzt das von der Siegfried Gebhart Stiftung geförderte „Jobcoach“-Modell an. Bereits jetzt gebe es zwar eine gewisse Nachbetreuung der Ex-Azubis durch das Berufsbildungswerk, doch das neue Projekt gehe viel weiter. So kümmern sich die „Jobcoaches“ aus dem BBW – in der Regel Sozialpädagogen aus der hauseigenen Abteilung Bildungsbegleitung – künftig vor Ort um den erfolgreichen Berufsstart. Der Jugendliche erfährt dabei Unterstützung beim Einleben am Arbeitsplatz, und der Betrieb lernt, mit dem neuen Angestellten und dessen womöglich vorhandenen Beeinträchtigungen umzugehen. So sollen Hürden frühzeitig ausgeräumt werden. „Dafür gibt es aktuell leider noch keine Regelfinanzierung“, so Geschäftsführer Braun. Umso mehr freute er sich über die Zuwendung der Siegfried Gebhart Stiftung. Dem Unternehmer ist es ein Anliegen, den Fachkräftenachwuchs zu unterstützen und die Jugendlichen in die Lage zu bringen, ihr eigenes Geld zu verdienen: „Das fördern wir“, so Gebhart bei der symbolischen Scheckübergabe im Rahmen von „Stiftung Liebenau im Dialog“. Siegfried Gebhart (links) überreicht den Spendenscheck an BBW-Geschäftsführer Christian Braun. Foto: Maskus-Trippel Auf Kurs 2-2018 | 9

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