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Auf Kurs 02/2017

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AUSBILDUNG 4.0 Flexibel

AUSBILDUNG 4.0 Flexibel und mobil: Digitale Plattform ermöglicht „E-Learning“ Lernen am Bildschirm Prüfungsvorbereitung am Smartphone, Übungsaufgaben online bearbeiten, Nachhilfe am PC? Für einen Teil der Azubis im BBW ist das schon heute Alltag. Denn hier wird das „E-Learning“, also das Lernen mit Unterstützung elektronischer Medien, derzeit mit Nachdruck vorangetrieben. Genauer gesagt im „Lok-Center“, dem Außenstandort des BBW in der Ravensburger Bahnstadt, wo angehende Kaufleute für Büromanagement und Fachinformatiker ausgebildet werden. Technische Grundlage ist eine professionelle Internet-Plattform, die mit eigenen Inhalten peu à peu „gefüttert“ Auch Azubis wie die Umschülerin Susanne Metzler beteiligen sich aktiv am Aufbau der elektronischen Lernplattform im Ravensburger Berufsbildungswerk. Foto: Klaus wird. Das können Tutorials für den Umgang mit Excel-Tabellen sein, Wiki-Beiträge über bestimmte Themen oder Blogs zum Berichtsheft. Auch ein Forum gehört dazu. Hier werden Erfahrungen ausgetauscht und gegenseitig Tipps gegeben – von Mensch zu Mensch, aber ohne Vorurteile und Wissen, wer da am anderen Ende des Netzwerkes sitzt und hilft. Hier spielt es keine Rolle, ob Ausbilder oder Azubi, ob Mensch mit Lernbehinderung oder Autismus oder ohne. „Es kann gut vorkommen, dass ein Mensch mit Handicap zum Tutor wird für einen Menschen ohne Handicap“, erklärt der für das Pilotprojekt verantwortliche Matthias Friedetzky: „Besser kann man Inklusion doch nicht realisieren.“ Azubis arbeiten aktiv mit Darüber hinaus wird das System aber insbesondere auch für die Bearbeitung von Lerninhalten und für Übungsaufgaben benutzt. So stehen Module für Fächer wie Lagerwirtschaft, Kalkulation oder Gemeinschaftskunde zur Verfügung. Und das Angebot wächst stetig. „Auf diese Art entsteht eine immer breitere Wissensbasis“, sagt Friedetzky. Das Besondere: Die Einpflege dieser Lerninhalte übernehmen auch Azubis – wie etwa die angehende Kauffrau für Büromanagement Susanne Metzler. Im Rahmen einer Arbeitsprobe nimmt sich die 23-jährige Umschülerin derzeit Prüfungsblätter der letzten zehn Jahre vor, scannt die Bögen ein, bearbeitet sie und formuliert verständliche Arbeitsanweisungen. „Meine Aufgabe ist es, die umfangreichen Prüfungsaufgaben in kleine Übungseinheiten aufzuteilen.“ Diese können Azubis dann bearbeiten. Ihre Lösungen werden wieder im System hochgeladen und dort von den Ausbildern korrigiert, kommentiert und bewertet. „Ob im Zug oder zuhause, ich kann überall diese Aufgaben machen und somit Zeit effektiver nutzen“, so Susanne Metzler über die neue Flexibilität. Zugleich wird der Lernfortschritt aber auch gut dokumentiert, wie Fachinformatik-Ausbilder Daniel Scheffold betont. Wer hat welche Lernmodule schon bearbeitet? Wie ist der Wissenstand der Azubis? Ausbilder und Lehrer sind immer im Bilde, und der Weg zu ihren Azubis wird kürzer. „Mit dieser Plattform erreichen wir sie überall“, so Friedetzky. „Wenn jemand draußen im Praktikum ist, ist er gleichzeitig hier.“ Hier im Lok-Center kümmert sich Fachinformatik-Azubi Kilian Drischel um die Technik. So verwaltet er als Systemadministrator die Teilnehmerprofile, richtet neue Benutzerzugänge und Online-Kurse ein. Zudem ist er aktiv beteiligt beim Erstellen der Lernmodule, zum Beispiel bei einem Projekt zum Thema Brandschutz, das gerade für den Verbund der Stiftung Liebenau entwickelt wird. Zusätzlicher Lernkanal Matthias Friedetzky betont, dass es sich beim E-Learning um eine Ergänzung zu den etablierten Ausbildungsmethoden handelt, um „einen zusätzlichen Lernkanal“. Der sei nicht zuletzt eine Erleichterung für jene Azubis, die besondere Rahmenbedingungen brauchen. Zum Beispiel Autisten, die gerne ungestört sind beim Lernen. Mit Hilfe der digitalen Tools könne man zudem noch besser auf das Lerntempo des Einzelnen eingehen: „Schnell-Lerner“ werden nicht gelangweilt, andere wiederum haben die Möglichkeit, Übungen zu wiederholen. Und: Durch die Förderung von Selbstständigkeit und das Setzen von Bearbeitungsfristen werden auch ganz analoge Soft-Skills wie Verantwortung und Zeitmanagement geübt. Christof Klaus 8 | Auf Kurs 2-2017

uuGut vernetzt: Case Management im Berufsbildungswerk Das BBW setzt bei der Organisation, Steuerung und Dokumentation der individuellen Bildungsmaßnahmen auf eine Software namens „comp.ASS 21“, mit der schon vor einigen Jahren der Schritt von der reinen Teilnehmerverwaltung am PC hin zur innovativen digitalen Organisationslösung vollzogen wurde. Für Andreas Hollacher, stellvertretender Abteilungsleiter Bildungsbegleitung, dient die Software im Case Management quasi als ein „Cockpit“. So können hier für jeden Teilnehmer passgenau Termine koordiniert, Maßnahmen angelegt und Kurse gebucht werden. Vorteile: eine bessere interne Kommunikation und eine permanente Prozessoptimierung. So wurde dank der digitalen Schnittstelle zum Beispiel das früher teilweise mehrere Wochen in Anspruch nehmende Aufnahmeverfahren eines Teilnehmers auf ein zeitliches Minimum reduziert. Denn nun können die verschiedenen Fachabteilungen und am Prozess Beteiligten parallel arbeiten und Infos einspeisen. Das gilt auch für den weiteren Verlauf der Bildungsmaßnahme: „Alles wird in der digitalen Personenakte zur Verfügung gestellt.“ Zusatzmaßnahmen, Gespräche, Abwesenheitszeiten oder der aktuelle Stand der Ausbildung sind hier dokumentiert. Auf einen Blick ist klar, was schon vom und mit dem Jugendlichen gemacht wurde: „Alles kann detailliert belegt werden, jeder Stütz- und Förderunterricht zum Beispiel.“ Dabei soll das System aber der Sache dienen, und nicht umgekehrt: „Die Software ist nicht dazu da, dass wir uns den ganzen Tag mit ihr beschäftigen – sie soll uns in unserer Arbeit unterstützen“, betont Hollacher. Und sie sei ein Beitrag, „unsere Qualität als Dienstleister gegenüber unseren Teilnehmern sicherzustellen“. Einen Augenblick bitte… Nadja Bauerfeld, 26 Jahre Seit wann sind Sie im BBW, und was machen Sie dort? Im Oktober 2014 begann ich nach meiner Tätigkeit als Heilerziehungspflegerin mit einem Dualen Studium in der Stiftung Liebenau. Im Rahmen dessen absolviere ich nun bereits meine dritte und letzte Praxisphase im BBW. Ein Tätigkeitsbereich ist hierbei das Projekt „BBW-Ausbildung 4.0“, welches ich auch nach Beendigung meines Studiums weiter betreuen werde. Die Ausbildung im BBW soll digitaler, vernetzter und das Lernen flexibler gestaltet werden. Wie digital ist Ihr eigener Alltag? Mein Arbeitsalltag läuft durch die Arbeit mit dem PC und der unterschiedlichen vernetzten Programme weitestgehend digital ab. Privat ist die Digitalisierung geringer. Ich verfüge zwar über ein Smartphone und einen Laptop, habe aber keinen digital vernetzten Haushalt, welcher sich per Knopfdruck von alleine macht. Außer WhatsApp verwende ich keine anderen sozialen Netzwerke wie zum Beispiel Facebook. Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Den Großteil meiner Freizeit beanspruchen meine Pferde. Ansonsten unternehme ich gerne etwas mit Freunden oder lese. Welche Musik hören Sie gerne? Was das Radio so hergibt. Sie arbeiten in einem sozialen Unternehmen, das zur Stiftung Liebenau gehört. Warum? Da mir die Arbeit mit Menschen Spaß macht. Durch mein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) entdeckte ich für mich die Freude an der Arbeit mit Menschen. Ebenso schätze ich die vielseitigen Tätigkeitsfelder in der Stiftung Liebenau, welche ich für mich sehr interessant finde. Bereits während und nach meiner Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin lernte ich viele interessante Bereiche der Stiftung Liebenau kennen und habe nun durch mein Studium die Möglichkeit, mich auch in anderen Bereichen einzubringen. Auf Kurs 2-2017 | 9

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