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Auf Kurs 02/2017

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BBW IM ÜBERBLICK

BBW IM ÜBERBLICK Philosophie, Ordnungssystem und Steuerinstrument: ICF in der beruflichen Rehabilitation Den ganzen Menschen im Blick Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO erstellte „Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit“ (ICF) erweist sich als ein wirksames Instrument bei der Planung der beruflichen Rehabilitation. Einen Max Mustermann gibt es im BBW nicht. Berufsvorbereitung und Ausbildung nach Schema F auch nicht. Denn zu unterschiedlich sind hier die Schüler und Azubis, zu verschieden ihre Handicaps, zu individuell ihre Bedürfnisse. Doch wie stellt man für jeden jungen Menschen das passende Förderpaket zusammen? Wie dreht man an den richtigen Stellschrauben, um Teilhabe zu ermöglichen? Die ICF gibt allen am Reha-Prozess beteiligten Akteuren ein komplexes Instrument zur Hand, das hierbei helfen kann. Das Besondere an dieser Methode: Die ICF beschreibt anhand von bestimmten Merkmalen nicht nur die Einschränkungen einer Person, sondern richtet das Augenmerk auch auf ihre individuellen Fähigkeiten. Zudem rücken mögliche Barrieren ICF im Berufsbildungswerk Kein Max Mustermann: Die ICF trägt den unterschiedlichen Bedürfnissen der Jugendlichen Rechnung. Foto: Krause und Ressourcen aus dem Lebensumfeld des Menschen in den Fokus. Für Dr. Stefan Thelemann, Leiter des BBW-Fachdienstes Diagnostik und Entwicklung, ist das der Ausdruck eines Paradigmenwechsels, erzwinge die ICF doch eine andere Sicht auf den Menschen: „Nicht seine Behinderung und Krankheitsbilder stehen im Mittelpunkt, sondern die Wechselbeziehungen zwischen ihm und seiner Umwelt.“ Transparenz und Wertschätzung werden großgeschrieben. Der Mensch wird in seiner Ganzheitlichkeit betrachtet, nicht nur als Autist oder als ADHSler. So tauchen diese Diagnosen selbst in der ICF gar nicht Im BBW beschäftigt man sich bereits seit über zehn Jahren mit der Umsetzung der ICF, und seit 2015 ist das Modell in der jetzigen Form fest in den Reha-Prozess eingebunden. Dabei greift die Bildungseinrichtung auf ein bundeseinheitliches, auch selbst mitentwickeltes und für die Berufsbildungswerke angepasstes ICF-Instrumentarium zurück, das derzeit 49 Items umfasst. Als Werkzeug dienen standardisierte Fragebögen, deren Auswertung Aufschluss gibt über den Förderbedarf. Einen Bereich im ICF-Katalog bilden die sogenannten „Körperfunktionen“ – von der Intelligenz über die Aufmerksamkeit bis hin zur körperlichen Belastbarkeit. Unter der Rubrik „Aktivitäten und Teilhabe“ werden zum Beispiel der Grad der Selbstständigkeit im Haushalt, die feinmotorischen Fähigkeiten, die sozialen Kompetenzen oder der Leistungsstand beim Lesen, Rechnen und Schreiben erfasst. Dazu beleuchtet man auch Umweltfaktoren wie die Familiensituation. Bewertet wird nach Skalen: eine „0“ bei „Lesen“ bedeutet: kein Handlungsbedarf. Eine „4“ hieße: außerordentlicher Handlungsbedarf. auf. Stattdessen werden konkrete Punkte aus dem Alltag abgefragt und zu einem bio-psycho-sozialen Modell zusammengefügt. „Die ICF ist zum einen eine Philosophie zum besseren Verständnis von Behinderung, gleichzeitig ein sehr gutes Ordnungssystem zur Bewertung der Lebenswirklichkeit der betroffenen Menschen.“ So spielt das Umfeld oft eine entscheidende Rolle für den Bildungserfolg. Gemeinsame Sprache Durch die gemeinsame Sprache und fixe Codierung der ICF (siehe Kasten) können sich die unterschiedlichsten Fachleute auf einer Ebene miteinander austauschen. „Unsere Mitarbeiter finden hier einheitliche Begrifflichkeiten in Form von Fragen vor.“ Kann der Rehabilitand zum Beispiel eigenständig eine Bewerbung verfassen? Und beim Thema Selbstversorgung: Weiß er, wann er was einkaufen muss? „Es handelt sich um ein System, das begreift, dass alles wechselseitig zusammenhängt.“ Und deshalb fließen auch alle Infos in die Erhebung mit ein, seien es die Eindrücke aus den Reha-Gesprächen oder die Beobachtungen in Werktatt, Schule und Wohnheim. Ob Psychologen, Erzieher, Ausbilder, Lehrer oder Bildungsbegleiter: alle füttern das System. Und ganz wichtig: Die Jugendlichen geben auch eine Selbstbewertung ab. Die auf Software-Basis gebündelten Erkenntnisse lassen sich dann in einem Spinnendiagramm anschaulich visualisieren. Dort, wo die Grafik die größten Einschnitte aufweist, ist der Förderbedarf am höchsten. „Genau da müssen wir dann ansetzen“, so Dr. Thelemann. Zum Beispiel mit zusätzlichem Stützund Förderunterricht, mit Trainings, Coaching, psychologischer Betreuung oder einer speziellen Therapie. Christof Klaus 14 | Auf Kurs 2-2017

uuWinterprüflinge verabschiedet Geschafft: Nach den Absolventen des Sommers 2016 haben auch die Winterprüflinge des BBW ihre Zeugnisse und den einen oder anderen Sonderpreis in Empfang genommen. Als frisch gebackene Fachkräfte können die zwölf Frauen und Männer jetzt nach bestandener Ausbildung oder Umschulung in ihren Job starten – sei es im Bereich Büromanagement oder in einem Kfz- oder Metall-Beruf. BBW-Geschäftsführer Christian Braun beglückwünschte die Absolventen und lobte sie für ihr Durchhaltevermögen: „Sie haben eine sehr erfolgreiche Zeit bei uns hinter sich gebracht und dabei gelernt, auch in schwierigen Phasen das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.“ Jetzt sei für sie ein wichtiges Kapitel in ihrem Leben zu Ende gegangen. Bevor die ehemaligen Azubis Alle haben bestanden: Die Winterabsolventen des Berufsbildungswerks Adolf Aich Ravensburg freuen sich über den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung. Foto: Klaus aber ihre Arbeitsstelle antraten, ließen sie im Restaurant des BBW zusammen mit ihren Eltern, Ausbildern, Lehrern und Bildungsbegleitern ihre bis zu dreieinhalbjährige Ausbildungszeit noch einmal Revue passieren. uuLangjährige Mitarbeiter geehrt 39 Mitarbeiter der Liebenau Berufsbildungswerk gemeinnützige GmbH – so viele wie noch nie – haben in Ravensburg ihr Dienstjubiläum zwischen zehn und 35 Jahren gefeiert. „Dies ist ein Moment, um Danke zu sagen“, erklärte Geschäftsführer Herbert Lüdtke. Das Fest zum Jubiläum bringe zum Ausdruck, dass in der Stiftung Liebenau getreu dem Motto „In unserer Mitte – Der Mensch“ auch der Mitarbeiter Wertschätzung erhalte. „Es handelt sich um eine sinnhafte Arbeit, wenn man Menschen ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten kann“, sagte Lüdtke über die langjährige Tätigkeit der Jubilare – sei es in den zwei Sonderberufsschulen, dem Berufsbildungswerk Adolf Aich Ravensburg oder dem Regionalen Ausbildungszentrum (RAZ) Ulm. Die Jubilare: 10 Jahre: Jens Boison, Jutta Dickmanns, Helmut Ebner, Elena Feit, Christiane Fischer, Matthias Friedetzky, Claudius Hacker, Jürgen Heiß, Jana Heuer, Thomas Keis, Beate Keßler, Rolf Kölle, Josef Lamp, Gabriele Rath, Winfried Stahl, Sandra Stark, Norbert ten Hagen, Susanne Weiss und Wolfgang Wurster. 20 Jahre: Michaela Birk, Anton Gälle, Rene Garde, Ursula Haag, Oliver Hörger und Bernd Zupfer. 25 Jahre: Ursula Baldauf, Martina Dietsche, Roswitha Egger und Ursula Weissgerber. 30 Jahre: Lothar Achenbach und Hilde Kienle. 35 Jahre: Andrea Beck, Thomas Höschele, Erwin Koch, Rainer Goetz, Lutz Nischelwitzer, Hubert Rieser, Erika Truckenmüller und Klaus Wohlhüter. Jubilare im Liebenau Berufsbildungswerk: Zahlreiche Mitarbeiter wurden für ihre jahrzehntelange Arbeit mit Menschen mit besonderem Teilhabebedarf geehrt. Foto: Wörner Auf Kurs 2-2017 | 15

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