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Auf Kurs 02/2016

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BBW im Überblick

BBW im Überblick Ex-Azubi Regina Götz – Frontfrau der BBW-Band Job, Familie und Musik unter einem Hut Brückenbauer und Schmerzlinderer: Therapiehunde im BBW Tierische Helfer im Klassenzimmer 2015 schloss Regina Götz mit großem Erfolg ihre Ausbildung im BBW ab – obwohl sie mitten in der Lehre Mutter geworden war. Nahtlos fasste sie danach im Arbeitsleben Fuß. Im BBW trifft man sie auch heute noch oft – entweder im Proberaum der BBW-Band oder auf der Bühne. Denn ihre große Leidenschaft gehört der Musik. „Ich singe schon mein Leben lang“, sagt Regina Götz. Mit 17 stand sie sogar mal vor Dieter Bohlen, als dieser in München nach Kandidaten für seine Show „Deutschland sucht den Superstar“ Ausschau hielt. Aber der wies sie ab. „Ich sei zu frech und passe nicht ins Konzept“, lacht die 27-Jährige. Damals wie heute nimmt sie dieses Erlebnis mit Humor. Zumal das „Casting“ für ihre aktuelle musikalische Heimat ganz anders ablief. Es war 2012, kurz nach ihrem Ausbildungsstart zur Kauffrau für Bürokommunikation im BBW. Auf der Kennenlern-Hütte im Elsass packte Ausbilder Thomas Frick seine Gitarre aus und war gleich begeistert von der guten Stimme der Berufsstarterin: „Hey, Du musst in die BBW-Band.“ Seitdem singt sie an der Seite ihrer Mitmusiker – allesamt BBW-Ausbilder – bei Veranstaltungen wie dem „BBW Open“ und dem „Werkstattfrühstück“. Aber auch auf Hochzeiten ist sie immer wieder zu hören. Die Musik gebe ihr viel: „Sie tut der Seele gut.“ Die Auftritte, das gemeinsame Musikmachen – das sei ein schöner Ausgleich zum Alltag. „Das schaffen wir“ Der Weg ins Arbeitsleben war für Regina Götz alles andere als einfach. Nach ihrem Realschulabschluss hatte es mit einer Ausbildung zunächst Alle zwei Wochen trifft sich die BBW-Band im Musikraum des Berufsbildungswerks Adolf Aich zum Proben (von links): Thomas Frick, Regina Götz, Robert Schwarz und Klaus Bussenius. Weitere Bandmitglieder sind Ursula Büchele und Ingolf Kaes. Foto: Klaus nicht geklappt. Auf einer Kur wurde ihr dann das BBW empfohlen. Doch wenige Monate nach Ausbildungsbeginn wurde sie schwanger. „Meine Tochter ist das Beste, was uns passieren konnte“, sagt sie heute. Damals aber sei es zunächst schon „ein Schock“ gewesen. Wie sollte es weitergehen mit der Ausbildung, die sie auf keinen Fall abbrechen wollte? Doch ihre Bildungsbegleiterin sowie ihr BBW-Betriebsleiter und Band-Kollege Klaus Bussenius machten ihr Mut: „Das schaffen wir.“ Tatsächlich stieg sie nach einer halbjährigen Babypause wieder ein. Den verpassten Lernstoff holte sie zuhause und im BBW-Förderunterricht nach. Um ihre kleine Tochter kümmerte sich eine Tagesmutter, während Regina Götz in der Berufsschule saß oder ihre praktische Ausbildung absolvierte – im BBW und bei dwp, einem Kooperationsbetrieb des Berufsbildungswerkes. Abschluss mit Auszeichnung Ein Zuckerschlecken war das für die junge Mutter nicht. „Das war echt heftig.“ Immer abends, wenn das Kind im Bett war, schlug sie ihre Hefte auf und lernte. „Und dann habe ich das hingekriegt.“ Und wie: Mit 98 von 100 Punkten wurde sie von der IHK Bodensee-Oberschwaben als Beste in ihrem Berufsbereich ausgezeichnet. Einen Arbeitsplatz hatte sie da schon längst. Am Tag der Absolventenfeier im BBW war die Zusage gekommen. Der Draht zum BBW ist geblieben. Heute verbindet Regina Götz nicht nur die Musik mit ihrer ehemaligen Ausbildungsstätte, sondern auch ihre Dankbarkeit für die Unterstützung zur richtigen Zeit: „Es ist so schön, dass es Einrichtungen gibt, die Jugendlichen, die es schwerer haben, eine Chance und eine Zukunft geben.“ Christof Klaus Sie hören auf die Namen „Happy“, „Nuri“, „Bubi“ und „Pablo“ und gehören seit Neuestem quasi zum Personal der Josef-Wilhelm-Schule des Berufsbildungswerks Adolf Aich. Als ausgebildete Therapiehunde sollen sie dort zu einem festen Teil des pädagogischen Konzeptes werden. Pablo hat es sich unter dem Schreibtisch gemütlich gemacht, während sich sein Frauchen Christiane Fischer um ihre beiden Schüler im Stütz- und Förderunterricht kümmert. Die hat der zweijährige Mischlingsrüde zuvor schwanzwedelnd begrüßt und sich von ihnen streicheln lassen. Jetzt sitzen die Azubis konzentriert über ihren Aufgaben. Christiane Fischer ist eine von derzeit vier Lehrerinnen, die ihren Vierbeiner ganz offiziell mit an den Arbeitsplatz bringen – als Therapiehund. Tiere haben keine Vorurteile Schon vor Jahren wurde hier erstmals ein Hund als Co-Pädagoge eingesetzt. Seit dem Ausbildungsjahr ist das BBW nun endgültig „auf den Hund gekommen“. Überhaupt setzen immer mehr Kliniken, Heime und Schulen auf die Helfer auf vier Pfoten. Aus gutem Grund. Vor allem auch Menschen mit psychischen Erkrankungen, mit Autismus, Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen profitieren davon, wie Dr. Stefan Thelemann, Leiter des Fachdienstes Diagnostik und Entwicklung im BBW, erklärt: „Ein solches Tier leistet Beziehungsarbeit.“ So dienen die Hunde als Brückenbauer. Verschlossene Jugendliche öffnen sich einfacher in Anwesenheit des Vierbeiners. Das Tier ist Gesprächsthema und Ruhepol zugleich, es schafft eine aggressionsarme Atmosphäre. Beim Streicheln oder Gassi-Gehen wird Stress abgebaut, der Umgang mit dem Hund fördert Motivation, Verantwortung und Selbstbewusstsein. „Anders als wir Menschen ist ein Tier unvoreingenommen“, so Dr. Thelemann. „Hunden ist es egal, ob jemand traumatisiert, körperlich oder psychisch beeinträchtigt ist.“ Christiane Fischer pflichtet dem bei: „Für den Hund spielt es keine Rolle, wie schön und wie klug jemand ist. Tiere nehmen jeden Menschen so an, wie er ist.“ Für die Jugendlichen im BBW ist das eine wertvolle Erfahrung. Insgesamt tragen die Vierbeiner so zu einem positiven Lernklima bei, findet Fischer. BBW wird kein Heim für Tiere Ein Heim für die Tiere seiner Mitarbeiter wird das BBW aber nicht werden. Ein „Arbeitskreis Hunde“ erarbeitet gerade die Leitlinien für einen gezielten Therapiehunde-Einsatz. Ausbildung der Tiere, Hygienevorschriften, Kotentsorgung, Zustimmung der Kollegen und Teilnehmer, Rechtliches. All das will geregelt sein. Sogar eine Aufnahme der hundegestützten Therapie ins Schulprofil sei dann denkbar, so Schulleiter Klaus Hagmann. Immer gilt: der Kontakt mit dem Hund ist freiwillig. Haben Jugendliche Angst oder eine Allergie, muss das Tier draußen bleiben. Das komme aber ganz selten vor, berichtet Fischer. Selbst bei anfänglichen Berührungsängsten breche das Eis bei den Schülern in der Regel rasch. „Hund auf Rezept“ Wie Hunde auch ganz anders helfen können, zeigt ein weiterer aktueller Fall aus dem BBW: Eine angehende Bürokauffrau bekam von ihrem Arzt im Zuge ihrer Schmerztherapie einen „Hund auf Rezept“ verordnet. Seitdem darf der Vierbeiner die Auszubildende bei der Arbeit begleiten. Das verblüffende Ergebnis: Sitzt er bei ihr auf dem Schoß, lindert das ihre Schmerzen und reduziert die Medikamentendosis. Christof Klaus In der Praxis hat sich Christiane Fischers Mischling Pablo bereits bewährt, demnächst startet er auch in seine offizielle Ausbildung zum Therapiehund. Foto: Klaus 14 | Auf Kurs 2-2016 Auf Kurs 2-2016 | 15

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