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Anstifter 2, 2019 der Stiftung Liebenau Österreich

Schwerpunkt Was war denn

Schwerpunkt Was war denn die Initialzündung für die Entwicklung des Zentrums? Das war der Bau der Kirche nach Plänen von Clemens Holzmeister im Jahr 1927. Damit war klar: Alles Weitere geschieht um diesen Standort herum. Nach dieser Initialzündung ging es Schlag auf Schlag. Und mit welchem Ereignis startete die Entwicklung hin zu einem lebendigen Quartier? Der erste erkennbare, deutlich aktive und laute Schritt, den Stadtteil zu einem lebendigen Quartier zu entwickeln, war der Bau des Sozialzentrums Mariahilf im Jahr 2000. Gemeinsam mit der Stiftung Liebenau… Ja, heute klingt das selbstverständlich. Doch damals war das ein Schritt, der mit sehr viel Emotionen verbunden und von Kritik begleitet war. Die Alten- und Pflegearbeit in dritte Hände zu geben, war einfach undenkbar und da waren wir die ersten in Vorarlberg, die das gewagt haben. Mein Vorgänger, Siegfried Gasser, hatte zusammen mit anderen Verantwortlichen der Stadt eine Einrichtung der Stiftung Liebenau besucht. Von diesem Besuch war man sehr angetan, da man erkannte: Hier sind Profis am Werk. Im Sinne der Vertrauensbildung und Gemeinnützigkeit war auch der kirchliche Hintergrund der Stiftung Liebenau ausschlaggebend. 1998 wurde ich Bürgermeister und hatte das Glück, das dringend benötigte Pflegeheim zusammen mit der Stiftung Liebenau initiieren zu dürfen. Rückblickend darf man sagen: Das war eine richtige Entscheidung, denn auch im Bereich der Sozialarbeit ist es richtig, die Arbeit in jene Hände zu geben, die das beste Knowhow und die nötige Erfahrung haben. Nach dem Sozialzentrum folgten die Lebensräume für Jung und Alt, das Seniorenheim Tschermakgarten, die Wohnanlage Brändlepark – die Kooperation mit der Stiftung Liebenau wird fortgeführt. Welches Projekt hat Sie besonders nachhaltig beeindruckt? Mich fasziniert, dass es geglückt ist, in einem relativ kurzen Zeitraum von 20 Jahren dem Stadtteil Rieden-Vorkloster ein Herz zu geben, einen Ort der Identifikation zu schaffen. Und dass so viele Partner den Wert des Ziels erkannt und sich eingebracht haben, darunter die Stiftung Liebenau, die Pfarre, die schoeller 2welten Betriebs GmbH und die vielen tausend Menschen, die sich ehrenamtlich an der Entwicklung und den verschiedensten Projekten beteiligen. Dabei muss man bedenken, dass in Rieden-Vorkloster rund 20 000 Menschen in einer sehr ur banen Struktur wohnen. Wir haben hier Verhältnisse wie in einer Großstadt mit all ihren Herausforderungen. Auf welches Projekt freuen Sie sich? Ich freue mich auf und über die Jubiläumsfeierlichkeiten, im Moment vor allem auf das Gemeinschaftskonzert im November. Dass da drei Kapellen und verschiedene Chöre über Monate gemeinsam etwas einstudieren, dass dabei das Gemeinsame im Vordergrund steht und sie ein Konzert veranstalten, das wiederum Menschen zusammenbringt. Ist der Stadtteil Rieden-Vorkloster etwas Besonderes in dieser Entwicklung? Oder ist Quartiersarbeit auf diesem Niveau Standard in Bregenz? Immer wenn Veränderungen anstehen, bemühen wir uns, die Menschen in Form von Bürgerbeteiligungsverfahren mitzunehmen. Das machen wir in ganz Bregenz, doch in dieser Breite, in dieser Dichte und in dieser Vielfalt ist das Quartier Mariahilf einzigartig. Durch das Miteinander aller Beteiligten hat sich dieses Quartier in den vergangenen zwei Jahrzehnten am allermeisten verändert. Hier ist es gelungen, besonders viele Menschen mitzunehmen. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Linhart! 10 anstifter ÖSTERREICH 2 | 2019

Schwerpunkt Inmitten der Gesellschaft angelangt Die Entwicklung des Sozialzentrums Kloster Nazareth Von der Verwahranstalt über das Altenheim zum Sozialzentrum: Die Entwicklung des Sozialzentrums Kloster Nazareth in Stadl-Paura hat vor rund 200 Jahren begonnen. Gut 80 Jahre lang haben Ordensschwestern das Haus als Altenheim geführt, bis sie es im Jahr 2001 an die Stiftung Liebenau übergaben. Als Sozialzentrum konzipiert, geführt und gelebt, rückt das Haus seitdem mehr und mehr in die Mitte der Gesellschaft. Neu seit 1993: Öffentliche Schule Der Ursprung des Sozialzentrums Kloster Nazareth geht zurück auf den im Jahr 1820 erbauten Kapellerhof. 1864 übernahmen die barmherzigen Schwestern vom heiligen Borromäus das Anwesen, bauten es zum Kloster aus und lebten von der Landwirtschaft. Seit 1919 haben sie ältere, pflegebedürftige Menschen aufgenommen. Im Jahr 1920 erweiterten die Ordensfrauen den Gebäudekomplex um eine Schule, die seit 1993 als Neue Mittelschule von der Gemeinde betrieben wird. Die Ordensfrauen widmen sich seit 1960 der Pflege und Betreuung älterer Menschen. Neu seit 2005: Familiäre Hausgemeinschaften Im Jahr 2001 übergaben die Borromäerinnen das Altenheim an die Stiftung Liebenau (damals noch St. Anna-Hilfe). Im Jahr 2005 eröffnete diese ein neues Haus, das nach dem Konzept der Hausgemeinschaften geplant und gebaut wurde: In den acht familiären Hausgemeinschaften leben jeweils zehn ältere Menschen ihren Alltag rund um eine gemeinsame Wohnküche. Von 2011 bis 2013 wurde auch das alte Haus neugestaltet. Seitdem befinden sich hier 13 heimgebundene Wohnungen und eine Krabbelstube der Pfarrcaritas. Neu seit 2017: Offenes Ressourcentraining Im November 2017 hat eine Außenstelle der Welser Demenzberatungsstelle ihre Räume im Sozialzentrum Kloster Nazareth bezogen. Sie bietet Menschen mit Demenz regelmäßige, stadienspezifische Ressourcentrainings und richtet sich mit diesem Angebot an Betroffene im Haus ebenso wie in Stadl-Paura und den umliegenden Gemeinden. Seit Eröffnung des Sozialzentrums im Jahr 2005 steht auch der Mittagstisch und montags das hauseigene Anna-Café allen Bürgerinnen und Bürgern aus der Umgebung offen. Mehr und mehr: Miteinander von Jung und Alt Drei Ordensschwestern unterstützen auch heute noch die seelsorgliche Betreuung im Haus und gestalten Gottesdienste in der hauseigenen Kapelle. Immer wieder kommen die Kinder der Krabbelstube oder die Schülerinnen und Schüler der Neuen Mittelschule zu Besuch in das Alten- und Pflegeheim. „Im Sozialzentrum Kloster Nazareth findet beste Zusammenarbeit mit allen handelnden Personen statt. Es gibt wenig Verbesserungspotenzial“, beschreibt Klaus Trappmair, Direktor der Neuen Mittelschule Stadl-Paura, das Miteinander. (sf/ eh) Neu seit 2013: Hotel Kapellerhof Zusätzlich hat die Stiftung Liebenau den Ursprungsgebäudeteil des alten Klosters zum Hotel umgebaut: Im Kapellerhof finden Geschäftsreisende oder Feriengäste seit Juli 2013 Ruhe und Erholung in stilvollen Räumen. Gleichzeitig beleben sie das Quartier. „Im Kapellerhof gehen Gäste aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen ein und aus. Sie ergänzen das bunte Miteinander im Sozialzentrum Kloster Nazareth perfekt“, freut sich Gastgeberin Elisabeth Holzinger. anstifter ÖSTERREICH 2 | 2019 11

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