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Anstifter 1, 2016 der Stiftung Liebenau

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Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

Eine selbst gefertigte

Eine selbst gefertigte Skulptur als Mahnmal für Integration, Toleranz und Offenheit überließen die Schüler der Stiftung Liebenau. Für Integration, Toleranz und Offenheit Schüler gestalten Gedenkstunde für Opfer der Euthanasie in Liebenau Eine Schülergruppe war den Spuren von in Gasmordanstalten ermordeten Menschen nachgegangen. vernichtet hat. 501 von ihnen stammten aus Liebenau. Die staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse hätten sich grundlegend geändert, so Dr. Broll. „Umso wichtiger ist es, dass wir mit wachem Blick darauf achten, dass es so bleibt.“ In diesem Sinne müsse die Geschichte Spiegel und mahnendes Lehrstück für die Gegenwart sein. In Gruppen haben sich die 16 Schüler des Leistungskurses Geschichte mit dem Thema Euthanasie ausvon Claudia Wörner LIEBENAU – Der 27. Januar gehört in der Stiftung Liebenau der Erinnerung an die 501 Euthanasieopfer, die zwischen 1940 und 1941 hier abgeholt und von den Nazis ermordet wurden. Schüler des Leistungskurses Geschichte am Montfort-Gymnasium Tettnang setzten sich mit dem Geschehen auseinander und gestalteten eine bemerkenswerte Gedenkstunde im Liebenauer Schloss. Grün sitzt rechts, Rot sitzt links. Jeder Besucher erhält beim Betreten des Liebenauer Schlosssaales von den Schülern des Montfort-Gymnasiums ein Kärtchen. Der Zufall entscheidet zu welcher Gruppe man gehört. An der Leinwand ist ein Bild des grauen Busses zu sehen, mit dem die Menschen von Liebenau nach Grafeneck und damit in den Tod transportiert wurden. Eine zart perlende Melodie spielt Schüler Moritz Dornseiff am Flügel. Wer waren die Opfer? Wie hätte ich gehandelt? Die Musik lässt innehalten, gibt Raum für die eigenen Gedanken. Dr. Berthold Broll, Vorstand der Stiftung Liebenau, erinnerte an die Aktion T4, die vor 75 Jahren systematisch, industriell und bürokratisch über 70 000 Menschen mit Behinderung als lebensunwertes Leben 10 Stiftung Liebenau

einandergesetzt. „Wir wollten wissen, was die Leute darüber wissen und haben sie auf der Straße befragt“, schildert eine Schülerin. Euthanasie sei ein trauriger Bestandteil unserer Geschichte, meinte ein Befragter. Auch heute würden Menschen mit Behinderung in manchen Ländern noch weggesperrt. „Oder sie werden gleich abgetrieben.“ Auch Tettnangs Bürgermeister Bruno Walter, äußerte sich vor der Kamera. Er sei davon überzeugt, dass es mit Blick auf Inklusion keine Grenzen geben sollte. Ein Befragter wünschte sich: „Wir sollten normal mit den Leuten umgehen und ihnen zeigen, dass sie genauso viel wert sind wie wir alle.“ Die zweite Gruppe ging der Frage nach, was genau in Liebenau vor 75 Jahren passiert ist. Sie machten deutlich, welche Rolle finanzielle Überlegungen spielten. „Täglich 5,50 Reichsmark kostet den Staat ein Erbkranker. Für 5,50 Reichsmark kann eine erbgesunde Familie einen Tag leben!“, zeigten sie Nazi- Propaganda von damals. „Ab 1940 wurden behinderte Menschen systematisch getötet.“ Besonders zynisch: die Nachricht für Angehörige, nach der die Menschen an einer Krankheit verstorben sein sollten. Die Schüler erinnerten aber auch an Rettungsversuche in Liebenau. „Menschen wurden als Arbeitskräfte eingestellt und neue Bewohner gar nicht erst erfasst.“ Nicht nur auf Vergangenes aufmerksam machen, sondern an Toleranz und Menschlichkeit appellieren wollte die letzte Schülergruppe. „Auch unsere Generation will, dass das Geschehen nicht in Vergessenheit gerät“, sagten die Schüler. Die Gemeinschaft sehen sie als eines der wichtigsten Attribute der Menschlichkeit. In diesem Sinne haben sie ein Mahnmal mit drei, durch einen Zweig verbundene Menschen gestaltet. „Es steht für Integration, Toleranz und Offenheit.“ Seit April 2013 besteht eine Bildungspartnerschaft zwischen dem Montfort-Gymnasium und der Stiftung Liebenau, die zum sozialen Lernen beitragen soll. Sie beinhaltet ein einwöchiges Sozialpraktikum für Schüler der neunten Klasse und ein Sozialprojekt, bei dem Schüler einmal pro Woche Menschen im Alltag unterstützen. „Die Gestaltung des Gedenktages trägt ebenfalls zur Bildungspartnerschaft bei“, dankte Lehrer Jörg Schmitz den Schülern für ihr Engagement und ihren zeitlichen Einsatz. Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte am Montfort-Gymnasiums Tettnang mit (stehend, v.r.) ihrem Lehrer Jörg Schmitz, den Vorständen der Stiftung Liebenau Dr. Markus Nachbaur, Dr. Berthold Broll und Projektleiterin Susanne Droste-Gräff. Fotos: Kästle Stiftung Liebenau 11

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